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und die masslosen Kontributionen - diesmal von österreichischer
Seite und dann auch von
Seite der Russen, die vom 12. August bis
zum 11. Oktober in der Nähe der Stadt in grossen Massen kampierten -, bis am die Armee Moreau's unter schrecklichen
Exzessen die Koalitionstruppen wieder aus Stadt und Land vertrieb. Damit begannen neue, noch schwerere
Leiden und zugleich der zweite Abschnitt der Helvetik auf unserm Boden. Die Interimsregierung verschwand geräuschlos,
und an ihre Stelle traten wieder die helvetischen Behörden, an ihrer
Spitze Joh. Konrad Stierlin als Regierungsstatthalter
und
David Stokar als Präsident der Verwaltungskammer. Im weiteren nahm der Kanton Schaffhausen
an all' den Wandlungen
und Verfassungskämpfen der letzten Jahre der Helvetik teil, bis der Ueberdruss der Mehrheit an der Helvetik zur Erhebung
gegen die helvetische Regierung trieb; in den vordersten Reihen stand Schaffhausen
,
was uns zur Strafe nochmals französische Einquartierung
einbrachte. An Gebietszuwachs erhielt der Kanton durch die Helvetik die bisher zu Zürich
gehörige Gemeinde
Dörflingen, die Stadt
Stein mit
Hemmishofen und
Ramsen und vorübergehend auch
Diessenhofen.
Ungern nahm man auch in Schaffhausen
aus der Hand des fremden Vermittlers die Mediationsakte mit der neuen Kantonsverfassung entgegen,
versöhnte sich aber bald mit ihr, da sie wieder geordnete Zustände zu schaffen geeignet war. Der neue
Grosse
Rat hielt seine erste Sitzung am und genehmigte am 10. Mai die neue Organisation. So weit es der Krieg und
die immer noch stark divergierenden politischen Standpunkte erlaubten, wurden auch in dieser Zeit einige schwierige Aufgaben
durch ausgezeichnete Männer, die uns geschenkt waren, mit echt staatsmännischer Klugheit gelöst oder
deren Lösung angebahnt: ich nenne die aus dem Regensburger Reichsdeputations-Hauptschluss vom bezüglich der
Entschädigung schweizerischer Besitzungen und Einkünfte auf Reichsboden resultierenden Verhandlungen, die für Schaffhausen
von grösster
Bedeutung waren, da der Fiskus sowohl als viele schaffhauserische Privaten namentlich im Gebiet des heutigen
Grossherzogtums
Baden reiche Gefälle hatten.
Eine erste bezügliche Konferenz fand vom Dezember 1803
bis Februar
1804 in Schaffhausen
statt, bei der sich, wie bei den späteren Verhandlungen,
David Stokar, welcher die
Schweiz schon in Regensburg vertreten hatte, die grössten Verdienste erwarb. Aehnliche Schwierigkeiten
wurden Schaffhausen
durch das berüchtigte Inkamerationsedikt Oesterreichs vom bereitet wegen
Ramsen, wo
eines schönen Morgens ein Vertreter der österreichischen Regierung von Stockach erschien und das Dorf zur Huldigung zwang.
Andere Streitsachen mit auswärtigen
Herren wegen verschiedener Schaffhauser Grenzbezirke fanden erst spätere Erledigung.
Der Uebergang des St. Georgenamts zu
Stein von Zürich
an Schaffhausen
,
ferner die Ablösung der bischöflich-konstanzischen
Kollaturen und Zehnten, die im Kanton Schaffhausen
lagen, fanden ebenfalls die erwünschte Erledigung. Dazu kam der Loskauf der Grundzinse
und Zehnten, die Sanierung der zerrütteten Staatsfinanzen, die Ausscheidung von Stadt- und Staatsgut - alle diese Aufgaben
wurden fest ins Auge gefasst und die Anfänge zur Lösung gemacht, und endlich wurde 1809 ein treffliches
Assekuranzgesetz aufgestellt.
Aber es folgten der Feldzug Napoleons von 1812 und im Anschluss daran die Befreiungskriege von 1813 ff., welche unser Ländchen aufs Neue mit endlosen Durchzügen fremder Heere heimsuchten, wobei sich Kaiser Alexander von Russland mit seiner Schwester, der späteren Königin Katharina von Württemberg, mehrere Tage in unserer Stadt aufhielt, und endlich die Zeit der Restauration. Wir verzichten darauf, diese Periode im Einzelnen zu schildern; sie atmete denselben streng aristokratischen Geist wie in den übrigen Städtekantonen. Es seien nur erwähnt die Hungerjahre 1816 und 1817, dann das Finanzgesetz von 1818 und der Widerstand des Landvolkes dagegen (1819 und 1820). Jüngere hellere Köpfe, wie Meyenburg-Rausch, suchten auf humanitärem Gebiet Gutes zu schaffen (Hilfsgesellschaft 1816, Verein für Blinde und Augenkranke, Waisenanstalt 1822), und besonders für Hebung des Schulwesens (pestalozzische Privatschulen in Schleitheim und Hallau, Landschulordnung von 1826) wurde manches Erfreuliche erreicht.
Dagegen blieb die Verfassungsrevision von 1826 wesentlich auf den bisherigen Grundlagen stehen. Immerhin meldeten sich auch bei uns die Vorboten der Regeneration allmälig an, die im Anfang des Jahres 1831 mit der Abdankung des Kleinen Rates und in der Aufstellung einer neuen Verfassung in Bewegung kam, aber erst nach Ausbruch der Revolution im Klettgau in der Gewährung der vom Landvolk geforderten entsprechenden Repräsentation im Regiment und in der reinlichen Trennung von Stadt und Kanton ihre demokratische Grundlage erhielt, wie sie die zweite Verfassung von 1831 und die Revision von 1834 gewährten.
Der hervorragendste Staatsmann dieser Zeit war Bürgermeister Franz Anselm von Meyenburg-Rausch (1785-1859). Trotzdem wollte eine wirkliche Wiedergeburt im öffentlichen und wirtschaftlichen, wie im geistigen Leben immer noch nicht kommen. Auf Handel und Gewerbe lag ein Druck; der Landwirtschaft, die zudem von schweren Naturereignissen (Kartoffelkrankheit) getroffen wurde, fehlte das fröhliche Wagen. Dazu kam ein sehr betrübendes Ereignis im kirchlichen Leben, nämlich der Uebertritt des geistig hervorragenden Antistes Friedrich Hurter zur katholischen Kirche.
Wie die Stürme Ende der 30er und der 40er Jahre im gemeineidgenössischen Leben, so drängten auch die Schaffhauser Zustände einer höheren Stufe der Entwicklung entgegen, die sich auch bald den Blicken enthüllte. Die schöne Frucht des Sonderbundskrieges war die Bundesverfassung von 1848, die auch Schaffhausen mit Freuden begrüsste und 1851 durch eine neue Kantonsverfassung bestätigte. Eine neue Periode des Aufschwungs, den Schaffhausen mit dem Schulgesetz von 1850 inaugurierte, begann damit für Stadt und Land, des Aufschwungs nicht blos im politischen Leben, sondern auf fast allen Gebieten, besonders aber in Gewerbe und Industrie, in Handel und Verkehr (erstes Dampfboot 1824, Dampfschiffahrts-Aktiengesellschaft 1850, Rheinfallbahn 1857, badische Bahn 1863, Linien Schaffhausen-Etzwilen und Schaffhausen-Eglisau-Zürich), wobei Friedrich Peyer im Hof (1817-1900) und Heinrich Moser (1805-1874) die Hauptförderer waren. Für Schule und Landwirtschaft setzte Zacharias Gysel (1818-1878) seine bedeutende Kraft ein. Die Bundesverfassung von 1874 ist von dem Schaffhauservolk mit dem erdrückenden Mehr von 6596 Ja gegen 219 Nein angenommen worden. Bei der schönen Zentenarfeier von 1901 hat der Kanton Schaffhausen auf die letzte Periode seiner Geschichte als auf eine seiner erfreulichsten und segensreichsten Zeiten zurückblicken dürfen.
Biographisches.
Wir beginnen unsere Aufzählung der hervorragendsten Namen mit den Historikern, an deren Spitze Joh. Jak. Rüeger († 1606) glänzt, der Chronist von Schaffhausen, dessen Werk durch den histor.-antiquar. Verein 1881-1892 in zwei grossen Quartbänden herausgegeben worden ist; ferner Laurenz von Waldkirch († 1759), J. J. Schalch († 1837), Melchior Kirchhofer († 1853), Friedrich Hurter († 1844), Hans Wilhelm Harder († 1872), endlich Johannes von Müller (1752-1809), der berühmte Geschichtschreiber der Schweiz, dessen Denkmal in der Promenade im Fäsenstaub steht.
Von hervorragenden Staatsmännern seien genannt: aus dem 16. Jahrhundert die Bürgermeister Alex.
Peyer, J. Konr. Meyer und
Hans Georg
Mäder; aus dem 17. Jahrhundert Dr. Heinrich
Schwarz († 1629), Hans Im
Thurn († 1648) und
Joh. Jakob Stokar († 1681), welcher als eidgenössischer Gesandter zu den Generalstaaten und zu Cromwell ging, ferner der
ebenso geschickte als berüchtigte Joh. Tobias Holländer von Berau († 1711); aus dem 18. Jahrhundert Joh. Felix Wepfer
(† 1749) und die beiden Balthasar Pfister († 1763 und † 1825); aus der Zeit der Helvetik und der
Mediation Regierungsstatthalter Stephan
Maurer und besonders
David Stokar von Neuforn († 1814); aus dem 19. Jahrhundert Bürgermeister
Franz Anselm von Meyenburg-Rausch, Nationalrat Friedrich
Peyer
im Hof († 1900), Regierungspräsident Zacharias Gysel (†
1878), Nationalrat Wilh. Joos († 1900), Ständerat Gustav
Schoch († 1895), Ständerat Hermann Freuler
(† 1903) und Bundesrichter Heinrich Stamm († 1905). Unter den Männern der Kirche nennen wir ausser dem Reformator Sebastian
Hofmeister den Dekan J. Konrad Ulmer († 1600), Dekan J.
Ulrich Oschwald († 1803
), den
¶
Plan von Schaffhausen
Lief. 175
GEOGRAPHISCHES LEXIKON DER SCHWEIZ
Verlag von Gebrüder Attinger, Neuenburg.
^[Karte: 6° 18’ O; 47° 41’ N; 1:14000]
1 Stadthaus
2 Rathhaus
3 Regierungsgebäude
4 Münsterkirche
5 St. Johann K.
6 Strafanstalt
7 Spital
8 Post & Telegraph
9 Imthurneum (Theater)
10 Bibliothek & Museum
11 Bank
12 Gymnasium
K. = Kirche. S. = Schule, H. = Hôtel.
V. ATTINGER SC.
PLAN VON SCHAFFHAUSEN ¶
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Konvertiten Antistes Friedrich Hurter († 1865), der sich auch als Geschichtschreiber hervorgetan hat, den originellen Antistes David Spleiss († 1854), die Antistites Joh. Kirchhofer († 1869) und J. J. Mezger († 1893), ferner den Theologen Prof. Daniel Schenkel in Heidelberg († 1885) und den Pfarrer J. J. Schenkel. Auch die Schule hat zu allen Zeiten hervorragende Vertreter gehabt, so Joh. Jezler, später Antistes († 1613), die Pfälzer Aegidius Tonsor († 1658) und Joh. Fabricius († 1634), die Oberschulherren Joh. Caspar Stokar († 1802) und Joh. Georg Müller († 1819), den trefflichen Joh. Büel von Stein a. Rh., später Hofrat (1762-1830), Rektor J. J. Altdorfer († 1804) und Professor J. J. Altdorfer († 1829), die Gymnasial-Direktoren E. C. Ch. Bach († 1859) und Robert Ad. Morstadt († 1873), sowie den bereits genannten Erziehungsdirektor Zach.
Gysel. Für die Durchführung der pestalozzischen Methode wirkten auf der Landschaft mit besonderem Erfolg die Schulmeister Adam Schlatter († 1834) in Hallau und Martin Heusi († 1841) in Schleitheim. Als hervorragende Gelehrte erwarben sich einen Namen: Joh. Georg Muller († 1819), Bruder des Geschichtsschreibers; Heinrich Gelzer in Basel und Berlin († 1889), die Germanisten Max Wilh. Götzinger († 1856) und sein Sohn Ernst Götzinger, Prof. in St. Gallen († 1896); Joh. Zündel († 1871) in Bern und Lausanne, sowie der Literaturhistoriker Jakob Baechtold in Zürich († 1897). Gelehrte Frauen: Esther Elisabeth von Waldkirch (1660-1703) und Maria Huber (1695-1753). Aus dem Gebiet der Naturwissenschaften haben sich einen Namen erworben: der Botaniker Joh. Ammann († 1742), der Arzt J. Konrad Ammann († 1811) durch sein weltberümtes Naturalienkabinet, der Apotheker J. C. Laffon († 1882), der Stadtarzt Franz von Mandach († 1898) und der Geologe Ferd. Schalch.
Einen grossen Ruf gewann Schaffhausen durch eine ganze Reihe ausgezeichneter Aerzte, die sich nicht nur durch ihre praktische Tüchtigkeit, sondern auch durch epochemachende Entdeckungen in der medizinischen Wissenschaft hervorgetan haben, so Joh. Jakob Wepfer (1620-1694), J. Konr. Peyer (1653-1712) und J. C. Brunner (1653-1727), ferner J. Konrad Ammann (1669-1724), der berühmte Taubstummenlehrer. Die Reihe unserer Dichter wird eröffnet durch Konrad von Ammenhausen, Leutpriester in Stein a. Rh. im 14. Jahrhundert, dessen Schachzabelbuch von Ferd. Vetter herausgegeben worden ist;
ferner Hans Ower im 15. Jahrhundert;
Geiler von Kaisersberg, der 1445 in unserer Stadt geboren wurde;
Tobias Stimmer und Joh. Jezler im 16. Jahrhundert, die trefflichen Dichter geistlicher Lieder J. Konr. Ziegler († 1731) und J. Wilh.
Meyer († 1767), der Sänger weltlicher Lyrik J. Konr. Peyer († 1748); aus dem 19. Jahrhundert Joh. Wilh. Veith († 1833), Ferd. Zehender († 1885), der Schleitheimer Samuel Pletscher († 1904) und endlich Arnold Ott (geb. 1840). Aus der schönen Reihe hervorragender Künstler nennen wir nur die Namen Stimmer, Lindtmaier, J. Casp. Lang, Schärrer, Schnetzler, J. Georg Ott, Trippel, Oechslin, J. J. Beck, Viktor von Meyenburg († 1893), Caroline Mezger, indem wir auf den Abschnitt Kunst und Wissenschaft dieses Artikels verweisen.
Auch der Maler Arnold Böcklin stammt von Schaffhausen. Von Kunstmäzenaten seien Abt David von Winkelsheim in Stein a. Rh. († 1526) und Bernhard Keller von Schaffhausen († 1870) erwähnt. Das Kunstgewerbe ist vertreten durch die trefflichen Glasmaler des 16. Jahrhunderts (s. Bäschlins Neujahrsblatt), die Verfertiger des Strassburger Uhrwerks Gebr. Habrecht, eine lange Reihe von Glockengiessern (Lamprecht, Schalch u. a.). Unter den Buchdruckern (deren erster Konrad Waldkirch 1592) und Buchhändlern steht die Familie Hurter obenan; auch sei erlaubt zu bemerken, dass J. J. Weber in Leipzig, der Gründer der berühmten Firma dieses Namens, ein Schaffhauser war.
Die Mathematik und ihre Anwendung in der Technik fanden hervorragende Förderer in dem ausgezeichneten Trio Stephan, David und Thomas Spleiss (1623-1775), in Christoph Jezler († 1791), der sich zugleich als Philanthrop hoch verdient gemacht, sowie endlich in dem jetzt noch lebenden Jakob Amsler. Durch Hebung der Industrie und des Verkehrs haben bahnbrechend gewirkt: J. Konrad Fischer († 1830), der Gründer der Stahlwerke im Mühlenthal;
die Gebrüder Neher, Neubegründer der Eisenwerke im Laufen (1809);
der hochherzige Heinrich Moser auf Charlottenfels († 1874), der grosse Uhrmacher;
der schon genannte Friedrich Peyer im Hof († 1900), Joh. Rauschenbach († 1881) u. a. mehr.
Auch der Nordostbahndirektoren Russenberger von Schleitheim und Georg Stoll von Osterfingen († 1904) sei rühmend gedacht. Auf dem Gebiete der Gemeinnützigkeit, speziell der Armenpflege, darf nicht unerwähnt bleiben der Stadtrat Karl Keller († 1895). Im weiteren vergl. Mägis, C. Schaffhauser Schriftsteller. Schaffh. 1869; sowie den Fachkatalog der Schaffhauser Stadtbibliothek. Bd 11, S. 765: Biographisches.
Bibliographie.
Da einzelne wichtigere Monographien bereits genannt worden sind, erwähnen wir hier nur einige hervorragende Werke allgemeinen Inhalts: Rüeger, J. J. Chronik der Stadt und Landschaft Schaffhausen 1606; herausgeg. vom historisch-antiquarischen. Verein 1884-92. - Im Thurn, Ed. Der Kanton Schaffhausen. (Gemälde der Schweiz. 12). St. Gallen und Bern 1840. - Wanner. J. U., Heimatkunde. 1897. - Kirchhofer, M. Schaffhauser Neujahrsgeschenke. 1822-43. - Schalch, J. J. Erinnerungen aus der Geschichte der Stadt Schaffhausen. 1834-36. - Beiträge zur vaterländischen Geschichte; herausgegeben vom historisch-antiquarischen Verein. 7 Bde. 1863-1900. - Meyer, Joh. Der Unoth. (Zeitschrift für Geschichte und Alterth. des Standes Schaffhausen. 1868). - Harder, H. W. Beiträge zur Schaffhauser Geschichte. 1868-70. - Neujahrsblätter des historisch-antiquarischen und des Kunstvereins. 1889-1901. Die Festschriften des Kantons und der Stadt Schaffhausen zur Zentenarfeier 1901.
[Dr. C. A. Bæchtold.]