Sarnen
(Kt. Obwalden).
471 m. Gem. und
Flecken, Hauptort von Obwalden;
ungefähr in der Mitte des Obwaldner
Thales, 5 km s.
von
Alpnach und am N.-Ende des
Sarnersees. Station der Brünigbahn (Luzern-Brienz). Postbureau, Telegraph, Telephon; Postwagen
Sarnen
-Melchthal und
Kägiswil-Melchthal. Gemeinde, mit Bizighofen, Gehren,
Kägiswil,
Gige, Kilchhofen (oder
Kirchhofen), Hintergraben,
Schwarzenberg,
Ramersberg,
Schwendi,
Seefeld,
Oberwilen,
Stalden,
Obstalden und
Wilen: 641
Häuser, 3949 kathol. Ew.; Dorf: 157
Häuser, 1467 Ew.
Pfarrei.
Zum sog. «Freiteil» gehören Dorf, Bizighofen und Kilchhofen (oder Kirchhofen). Wer Freiteiler ist und an diesen Orten wohnt, hat Anteil an den Gemeingütern der Freiteil-Genossenschaft. Früher waren diese Orte wenig bewohnt, weshalb der Freiteil blos 1/18 der Steuern und Abgaben zu entrichten hatte. Da dann Bevölkerung und Wohlstand immer mehr zunahmen, waren diese Orte nahezu steuerfrei, woraus der Name «Freiteil» zu erklären sein dürfte. Heute besteht ein Unterschied in der Besteuerung nicht mehr.
Elektrisches Licht und Wasserversorgung. In der Gemeinde sind 21 Alpen. Die Teilsame Kägiswil ist Eigentümerin der Alp Spiss in Beckenried, und der Teilsame Schwendi und Privaten gehören Alpen in Kerns, Giswil und im Entlebuch. Ackerbau, Viehzucht und Milchwirtschaft. Strohhutfabrikation und Seidenweberei bilden blühende Hausindustrien. Fremdenindustrie, Parkettfabrik und Baugeschäft auf der Gige in Kägiswil. Kantonale Lehranstalt mit Realschule, Gymnasium und Lyzeum (zusammen etwa 250 Zöglinge).
Kantonsbibliothek im Kollegium. Sekundarschule für Mädchen. Trinkerheilanstalt «von der Flüh» mit etwa 35 Pensionären beiderlei Geschlechts. Naturheilanstalt «Friedenfels». Kantonsspital. Zuchthaus. Waisenhaus. Die aus 1036 stammende alte Kirche wurde 1740 durch das jetzige Gotteshaus ersetzt, das Gemälde von Paul Deschwanden und Heinrich Kaiser, sowie Statuen von Bildhauer Kuster enthält. 1784 wurde der Turm bis auf den ersten Absatz niedergerissen und ein neuer Turm mit einer Kuppel gebaut. 1881 haute man einen zweiten Turm, worin das Gemeindearchiv untergebracht ist.
Das Beinhaus stammt aus 1501 und wurde 1886 gelungen renoviert. In ihm befindet sich eine kunstvolle Holzmosaikdecke von
Peter Tischmacher von Uri,
der auch für die Kirche in
Kerns, für die
Kapelle im
Mösli und für die grössere
Ranftkapelle gearbeitet hat. Ein altes Gemälde der 14 Nothelfer soll von Wolgemuth gemalt sein. Benediktiner-Frauenkloster, 1022 von
Konrad von Seldenbüren in
Engelberg gestiftet und 1615 nach Sarnen
verlegt, wo ihm 1617 sein jetziges Gebäude errichtet
wurde. Kapuzinerkloster, 1642 gegründet, 1742 neu gebaut, 1895 abgebrannt und dann sofort wieder neu erstellt.
Das erste Rathaus 1418, das zweite 1551 und das jetzige 1729 von Baumeister Johann Georg Urban (aus Basel)
erbaut. Im Ratssaal befinden
sich ein Bruder
Klaus vom
Maler Wyrsch und die Porträts der meisten Landammänner der letzten 3 Jahrhunderte. Im Rathaus wird
auch ein Teil des Staatsarchives aufbewahrt und steht das
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Relief von Ingenieur Joachim Eugen Müller und das Relief der Zentralschweiz von Ingenieur Xav. Imfeld. Sw. vom Rathaus steht der sog. Hexenturm, worin früher der Schatz und das Staatsarchiv aufbewahrt und die Hexen und andere verdächtige Leute eingesperrt wurden. Jetzt werden in ihm die historisch-antiquarischen Sammlungen und ein Teil des Staatsarchives aufbewahrt. Auf dem Landenberg ob dem Dorf befinden sich das Zeughaus und die Schiessstätte. Am wurde beschlossen, dass die jährliche gewöhnliche Landsgemeinde auf dem Landenberg gehalten werde, während sie vorher auf der Tanzlaube oder im ersten Ring des Rathauses sich versammelt hatte. Um 900: Sarnono; 1036: Sarnuna. Im Schwandbach wurde ein Quarzit von Faustgrösse mit künstlich durchbohrtem Loch, bei Wilen ein Steinbeil, in der Schwendi ein Speer oder Wurfspiess aus der Bronzezeit und bei Kirchhofen römische Münzen gefunden.
Fund einer Lampe und eines Tränenkruges aus der Römerzeit beim Bau eines Hauses am Landenberg. Sarnen
ist
die Heimat des Feldmarschalls Wolfgang Ignaz Wirz von Rudenz († zu Neapel 1774) und seines Sohnes Feldmarschall Jos. Ign.
Wirz († zu Orbitello 1792). Hier wohnten auch die vielen Landammänner aus der vornehmen Familie Wirz, sowie Landammann
Dr. Simon Etlin und P. Nikolaus Imfeld. Abt des Klosters Einsiedeln, der für die bauliche Entwicklung
des Klosters und seiner Kirche weit mehr leistete als irgend einer seiner Vorgänger.
Heimat und Wohnort des Kunstmalers Anton Stockmann und Heimat des in Zürich
ansässigen Ingenieur-Topographen Xaver Imfeld. Bis 1899 lieferten
dem Dorf Sarnen
einzig die Flühliquellen bei Kirchhofen das (heute noch die öffentlichen Brunnen speisende)
Wasser, während man seither auch noch die Quellen auf der Grubermatt (1020 m) gefasst und in den Ort geleitet hat. Sarnen
steht auf der Alluvialebene zwischen den beiden einst zusammenhängenden Seen von Sarnen
und Alpnach, die von der Schlieren
und der Melchaa angeschwemmt worden ist. Vergl. Küchler, Ant. Chronik von Sarnen.
Sarnen
1895; Frohgemuth,
Hilarius. Sarnen
mit Umgebung. Luzern
1903; Durrer, Rob. Die Burg Sarnen
(im Anzeiger für schweiz. Altertumskunde. 1896).