Süd-
Andaman
4 Wörter, 35 Zeichen
Süd-
Andaman,
Andamanen,
eine Inselgruppe zwischen dem Bengalischen Golf und dem von Martaban, südlich
vom Kap Negrais und nördlich
von den Nikobaren zwischen 10½ und 13¾° nördl. Br., deren Hauptausdehnung von N. gegen S. ist (s. Karte
»Hinterindien«).
[* 3] Ihr Areal beträgt 6608 qkm (120 QM.). Die Gruppe Großandaman
, von 250 km Länge und etwa 32 km Breite,
[* 4] umfaßt
vier Inseln. Ihr lagern nördlich vor die Inseln Coco, noch näher dem Kap Negrais liegt Preparis. Die Insel Kleinandaman
(südlich
von Großandaman
), von 45 km Länge, 27 km Breite, hat in Port Blair einen der größten und besten Häfen
der Welt, der für die halbe britische Flotte Platz hätte.
Die Inseln sind gebirgig, doch erreicht der höchste Berg, der Saddlepik auf der nördlichen Insel von Großandaman
, nur 732 m
Höhe. Sie sind dicht bewaldet, die Vegetation ist reich und üppig, allein an nutzbaren Pflanzen sehr arm;
selbst Kokospalmen fehlen fast ganz. Von Säugetieren gibt es bloß Schweine,
[* 5] Affen,
[* 6] Eichhörnchen und Ratten; Vögel
[* 7] sind zahlreicher
vertreten, ganz besonders verschiedenartig sind aber die Meertiere. Das Klima
[* 8] ist sehr feucht (3022 mm Niederschläge); vom
Mai bis November herrschen der Süd
westmonsun und die Regenzeit, der schönes Wetter
[* 9] bringende Nordostmonsun
nur vom Dezember bis April.
Die mittlere Jahrestemperatur beträgt 21° C. Die Küsten sind schroff und steil, Klippen
[* 10] und Korallenriffe
[* 11] häufig. Die Urbewohner
dieser Inseln, deren Zahl auf etwa 5000 geschätzt wird, stehen auf der niedrigsten Stufe der Gesittung und gehören zu
derselben kleinen Menschenrasse wie die süd
indischen Urbewohner und die »vordere polynesische
Rasse«. Ihre Größe schwankt von 1217-1422 mm, ihre Hautfarbe ist tief dunkel, ihr Haar
[* 12] krauswollig. Männer gehen nackt, die
Frauen tragen um die Lenden einen Gürtel
[* 13] aus Blättern. Sie haben keine festen Wohnsitze; umherziehend von Insel zu Insel, nähren
sie sich von den Früchten und Tieren des Waldes und von Meertieren. Als hinterlistig und verräterisch gefürchtet, erweisen
sie sich im Umgang mit Europäern geweckt. Seit Jahrhunderten waren sie den Überfällen malaiischer Nachbarn ausgesetzt und
sichtlich schon vor ihrer Berührung mit den Engländern im Aussterben begriffen. - Die Andamanen
kommen
bei arabischen Schriftstellern zuerst im 9. Jahrh. vor und werden auch von Marco Polo erwähnt. 1789 wurden sie von den Engländern
zu einer Strafkolonie ausersehen, jedoch 1796 wieder verlassen. 1857 wurde der Hafen Blair angelegt zur Aufnahme der nach Beendigung
des indischen Sipoykriegs zur Deportation verurteilten Inder.
Die Strafkolonie zahlte 1881: 14,628 Köpfe (12,640 Männer, 1988 Frauen). Nur auf Lebenszeit Deportierte
werden nach den Andamanen
verschickt. Viel genannt wurden die Andamanen 1872,
als Lord Mayo, der Generalgouverneur von Indien, dort 8. Febr. von
einem muselmanischen Sträfling meuchlings aus Privatrache erstochen ward.
Vgl. »Journal of the Asiatic Society of Bengal« (Kalk. 1861, mit Abbildungen);
v. Liebig, Die Andaman
eninseln (im »Jahresbericht der Geographischen Gesellschaft
zu München«
[* 14] 1871).