Sûfismus
(Sofismus), der Mystizismus der Mohammedaner, nach welchem der Mensch ein Ausfluß [* 2] (Emanation) Gottes ist und zur Wiedervereinigung mit demselben zurückstrebt. Seine Anhänger heißen Sûfi (»Wollbekleidete«),
da sie nach der Sitte der ersten Gründer im 3. Jahrh. nach Mohammed nur wollene Kleidung trugen, was aber heute nicht mehr der Fall ist. Die Sûfi unterscheiden drei Stationen in ihrem Orden: [* 3] die der Methode, auf welcher der Moslem die vorgeschriebenen Reinigungen und Gebete äußerlich vollbringt;
die der Erkenntnis, auf der er erkennt, daß alle äußerliche Religionsübung keinen wahren Wert hat, und sich vielmehr dem Studium der heiligen sûfistischen Schriften und beschaulichem Versenken in die Gottheit widmet;
endlich die der Gewißheit, auf welcher er sich als eins mit der Gottheit weiß und daher über alle Askese erhaben ist.
Als Stifter des S., der namentlich in Kleinasien und Persien, [* 4] auch in Indien Ausbreitung fand, wird ein arabischer Perser aus Irak genannt; für seine bedeutendsten Vertreter gelten der persische Dichter Dschelal eddin Rumi und Frerid eddin Attar aus Nischabur wie auch die berühmten Dichter Hafis und Saadi.
Vgl. Tholuck, S., sive Theosophia Persarum pantheistica (Berl. 1821);
Kremer, Geschichte der herrschenden Ideen des Islams (Leipz. 1868);
Palmer, Oriental mysticism (Lond. 1867);
Gobineau, Les religions et les philosophes dans l'Asie Centrale (2. Aufl., Par. 1866).