Säemaschinen
[* 2] (hierzu Tafel »Säemaschinen«
),
maschinelle Vorrichtungen zum
Aussäen der
Samen
[* 3] von
Kulturpflanzen, vorwiegend der
Cerealien,
Gras- und Kleesämereien sowie der Rübenkerne.
Versuche zur Anwendung von
Maschinen
für die
Aussaat wurden bereits im 18. Jahrh. in
England (Jethro
Tull) gemacht. Ende des vorigen
Jahrhunderts konstruierte Ducket
eine Säemaschine
für Reihensaat (Drillsaat), welche von
Thaer nach Möglin gebracht und in dessen 1804 erschienener
Schrift über landwirtschaftliche Geräte beschrieben wurde. Um die nämliche Zeit erfand der schottische
Geistliche
Cooke die
noch heute üblichen Schöpflöffel, welche eine genaue Bemessung des auszustreuenden Saatgutes ermöglichen und die Grundlage
der neuern
Drills bilden.
Diese
Maschinen wurden erst seit der
Londoner
Ausstellung 1851 den kontinentalen Landwirten bekannt, und
es begann ihre Einführung zuerst allmählich, in der
Folge aber in solchen Gegenden, in welchen die Reihensaat vorteilhaft
erschien, sehr schnell. Die breitwürfige Säemaschine
ist vorwiegend eine deutsche
Erfindung; in erster
Reihe beteiligten
sich an der
Ausbildung derselben der
Pfarrer
Alban in
Plau (1830-40), dessen
Maschinen noch heutigestags in Anwendung
sind, ferner Drewitz in
Thorn
[* 4] und
Eckert in
Berlin.
[* 5]
Die
Arbeit der Breitsäemaschine
ist eine durchaus gleichmäßige, so daß man im stande ist, ein genau bestimmtes
Quantum
auf eine gegebene
Fläche auszustreuen. Mit sehr geschickten Säeleuten kann freilich das Nämliche auch durch
Handarbeit erreicht
werden, und die Maschinenarbeit ist daher teurer, da die
Maschine
[* 6] ein Gespann und einen
Arbeiter zum Betrieb
erfordert. Bei der Reihenkultur (Drillkultur) tritt der Vorteil der Maschinenarbeit deutlicher hervor. Unser ausgedehnter
Rübenbau wäre ohne
Drillsäemaschinen schlechterdings unmöglich. Die Drillkultur setzt die Benutzung der Maschinensaat
stets voraus, und da ihre Vorzüge gegenüber der Breitsaat immer mehr anerkannt werden, so finden die
Drillsäemaschinen von Jahr zu Jahr allgemeinere Anwendung.
Breitsäemaschinen.
[* 1]
Fig. 1 unsrer Tafel zeigt die
Maschine in ihrer
Montierung während der
Arbeit,
[* 1]
Fig. 2 in der Einrichtung
für den
Transport. In der
Regel in einer Arbeitsbreite von 3,76 m ausgeführt, besteht dieselbe aus dem Saatkasten,
welcher das auszustreuende Saatgut aufnimmt und in einer besondern Abteilung die Bemessung und Ausstreuung
desselben bewirkt. Es geschieht dies mittels einer von den Fahrrädern betriebenen
Welle, der Säewelle, auf welcher sich
in
Abständen von etwa 0,15 m die Säevorrichtungen befinden.
Diese werden in der verschiedensten Art ausgeführt und zwar hauptsächlich als Schöpflöffel (System Cooke), Walzen (System Ducket, Alban), Säeräder (System Slight), Bürsten und als Sacksche Räder. Alle diese Vorrichtungen gestatten das Ausstreuen der verschiedenen Sämereien und zwar in einer innerhalb gewisser Grenzen [* 7] zu regulierenden Menge. Hierzu wird entweder die Umdrehungsgeschwindigkeit der Säewelle mittels Zahnrädervorgelege geändert, oder es wird die Austrittsöffnung der Saat mittels Schieber reguliert. Der ausgeworfene Same gelangt auf ein geneigtes und mit dreieckigen Klötzen oder Stiften besetztes Brett, das Fallbrett, und fällt von diesem in gleichmäßiger Verteilung zu Boden.
Die Drillsäemaschine wird in der Regel in einer Breite [* 8] von 1,9 m ausgeführt. Sie enthält außer dem Saatkasten die Vorrichtung zum Herableiten der Saat in die von einzelnen Scharen gezogenen Reihen und die Schare, zuweilen mit Apparaten zur Bedeckung der Saat versehen. Die Zahl der Reihen richtet sich nach der betreffenden Kultur; Cerealien werden in 0,10-0,15 m Reihenabstand, also bei 1,9 m Spurbreite der Maschine mit 14-18 reihigen Maschinen, ausgesäet; bei Sommergetreide liebt man den engern Reihenstand, um eine möglichst schnelle Beschattung herbeizuführen. In England, wo man die Zwischenräume der Reihen beim Anbau des Weizens behackt, wählt man oft einen Abstand bis 0,20 m. Rüben erhalten einen Abstand der Reihen von 0,40 bis 0,50 m und stets eine nachherige Bearbeitung (Hacken und Häufeln) mit der Hand- oder Maschinenhacke.
Die Detailkonstruktionen der Drills sind sehr mannigfaltig; die beliebtesten Muster sind die Garrettschen (englischen) Maschinen, welche jedoch in dem letzten Jahrzehnt durch deutsche Konstruktionen von Rud. Sack in Plagwitz (Leipzig), [* 9] Zimmermann in Halle [* 10] a. S., Siedersleben in Bernburg [* 11] u. a. überholt wurden. Namentlich bestrebten sich die deutschen Erfinder, die ungleichmäßige Aussaat bei wellenförmigem Terrain zu beseitigen, was ihnen auch in neuerer Zeit durch automatisch wirkende Vorrichtungen vollkommen gelungen ist.
Nach der Weltausstellung zu Philadelphia [* 12] 1876 fanden auch amerikanische Drills Beachtung, welche wesentlich abweichend von den englischen und zwar speziell mit Berücksichtigung eines mangelhaft vorbereiteten Bodens angeordnet sind. Ihre Arbeit ist keine so vollkommene wie die der englischen Maschinen, befriedigt aber in extensiven Wirtschaften, wo die höchsten Ansprüche an die Ausstreuung nicht gestellt werden können. Zuweilen kombiniert man den Drill mit einem Apparat zum breitwürfigen Ausstreuen von Klee, Luzerne und ähnlichen Sämereien, welche mit dem Sommergetreide ausgesäet werden.
Auch findet man häufig, namentlich in England, die Kombination eines Drills mit einem Dungstreuapparat, den sogen. Universaldrill, welcher jedoch die Maschinen sehr schwer und kompliziert macht. In der Regel genügen für die leichtern Drills zwei Pferde [* 13] oder Ochsen, mit welchen täglich 3-4 Hektar geleistet werden; als Bedienungsmannschaft sind drei Arbeiter erforderlich, von denen einer die Maschine derartig lenkt, daß die Reihen zweier benachbarter Touren genau aneinander anschließen, ein zweiter hinter der Maschine geht, um die Ausstreuung zu kontrollieren und etwanige Verstopfungen der Schare hintanzuhalten, während der dritte die Zugtiere führt. Bei den beliebten Sackschen Drills kann infolge der nach hinten geführten Steuerstange ein Arbeiter erspart werden.
Die Dibbelmaschinen sind aus den Drills entstanden, und es wird den letztern für den Anbau von Rüben, Zichorie und ähnlicher in Horsten zu pflanzender Gewächse gewohnlich ^[richtig: gewöhnlich] ein Vereinzelungsapparat ¶
[* 2] Fig. 4. Drillsäemaschine von Rud. Sack in Plagwitz-Leipzig.
[* 2] Fig. 5. Drillsäemaschine mit Dibbelvorrichtung von Rud. Sack in Plagwitz-Leipzig.
[* 2] Fig. 2. Breitsäemaschine, für den Transport eingerichtet.
[* 2] Fig. 1. Breitsäemaschine.
[* 2] Fig. 6. Drillsäemaschine von Groß & Komp. in Eutritzsch-Leipzig. ¶
mehr
beigegeben, welcher den kontinuierlichen Saatausfluß des Drills in gewissen Abständen unterbricht. Die bezügliche Vorrichtung besteht in alternierend sich öffnenden und schließenden Schiebern, welche in den Drillscharen eingesetzt sind und ihre Bewegung durch den Umlauf der Fahrräder erhalten. Die Dibbelmaschinen wurden erst in neuester Zeit zu praktischer Brauchbarkeit ausgebildet und zwar, seitdem man ihnen den gewöhnlichen Drill zu Grunde gelegt und nur die Vereinzelungsvorrichtung hinzugefügt hat.
Übrigens muß die Thatsache konstatiert werden, daß, seitdem die Dibbelmaschinen allen praktischen Anforderungen entsprechen, sich auch vielfach, besonders beim Anbau der Zuckerrüben, herausgestellt hat, daß ihre Anwendung für viele Verhältnisse keine Vorteile gegenüber den Drills gewährt, so daß ihre Verbreitung in neuerer Zeit zum mindesten keine Ausdehnung [* 16] erfahren hat. Von besonderer Wichtigkeit ist bei den Drills und Dibbelmaschinen eine gesicherte Leitung des Samens von dem Säeapparat in die von den Scharen gezogenen Rillen. Zu diesem Behuf werden verschiedene Konstruktionen angewendet, z. B. sogen. teleskopische, d. h. mit Kugelgelenken versehene und ineinander schiebbare Röhren [* 17] oder mittels kleiner Ketten verbundene Trichter. Der typische, für die Aussaat von Getreide [* 18] eingerichtete Drill ist auf der Tafel [* 15] (Fig. 3) dargestellt; [* 15] Fig. 4 zeigt die hintere Ansicht des sehr beliebten Drills von Rud. Sack in Plagwitz bei Leipzig, Fig. 5 die Dibbelmaschine desselben für vier Reihen, also zur Rübensaat eingestellt, [* 15] Fig. 8 eine in neuerer Zeit gleichfalls sehr verbreitete Maschine von Groß u. Komp. in Eutritzsch bei Leipzig.
Schließlich sind hier noch die Pflanzstöcke zu erwähnen, welche in früherer Zeit, namentlich in Frankreich und Belgien, [* 19] zum horstweisen Anbau von Kulturgewächsen benutzt wurden und vor der Einführung der Drill- und Dibbelmaschinen die Handarbeit vermindern oder vervollkommnen sollten. Sie bestanden aus einem tragbaren Apparat, welcher die Samenkerne aufnahm und bei einer Hebelbewegung ein genau abgemessenes Quantum derselben durch ein Leitungsrohr in die im Boden gemachten Löcher fallen ließ.
Die vorzüglichsten Pflanzstöcke wurden von Ledocte in Brüssel [* 20] konstruiert, sind jedoch in neuerer Zeit nur noch für Gartenkulturen in Anwendung. Für Forstkulturen werden jedoch auch in neuester Zeit Säeapparate angewendet, welche auf dem nämlichen Prinzip beruhen wie die Ledocteschen Pflanzstöcke.
Vgl. Perels, Handbuch des landwirtschaftlichen Maschinenwesens (2. Aufl., Jena [* 21] 1880);
Fritz, Handbuch der landwirtschaftlichen Maschinen (Berl. 1880).