(Satyri), in der griech.
Mythologie Waldgeister im
Gefolge des
Dionysos,
[* 2] nach einigen
Söhne
des
Hermes
[* 3] und der Iphthime oder des
Silenos,
[* 4] mutwillige
Gesellen von robuster, ungeschlachter Gestalt, mit struppigem
Haar,
[* 5] stumpfer, aufgeworfener
Nase,
[* 6] zugespitzten
Ohren und einem Ziegenschwänzchen oder kleinen Pferdeschweif. Genossen des
Dionysos,
lieben
sie den übermäßigen
Genuß des
Weins und
erscheinen bald mit dem
Pokal, bald in bacchischem Taumel
mit dem
Thyrsos,
[* 7] bald dem
Schlaf ergeben, bald kelternd, auch auf der
Flöte blasend oder das
Cymbalum schlagend, öfters auch
mit den
Nymphen zu raschen
Tänzen vereinigt oder diese lüstern verfolgend oder unter des
Dionysos Anführung mit den feindlichen
Tyrrhenern kämpfend; sie zeigen sich als den
Menschen feindliche,
Schrecken erregende
Dämonen.
Die ältern S. werden vorzugsweise
Silene
[* 8] (s.
Silen) genannt und haben meist
Glatzen und
Bärte; die jüngern heißen Satyrisken.
Ihrem
Wesen nach sind sie die
Repräsentanten des üppigen und ausgelassenen Naturlebens, die rohere Seite dessen, was bei
Dionysos veredelt und verklärt erscheint. In späterer Zeit sind
S. und Satyrisken oft mit den
Panen und
Panisken verwechselt und infolge davon mit
Hörnern und Bocksfüßen dargestellt, von römischen Dichtern auch mit den
Faunen
identifiziert worden. - Die
griechische Kunst kennt in der ältern Zeit nur bärtige
Silene, in welchen das tierische
Element oft zum häßlich
Grotesken ausgeprägt ist. Im
Lauf der Zeit gewinnt dann daneben eine jugendlichere Form
der S. Geltung, in der das
Tierische nur leise angedeutet auftritt, und deren schadhafte
Anmut den Satyr als würdigen Gespielen
des Weingottes erscheinen läßt.
Erstere Auffassung zeigt die vortreffliche Marmorbüste der
MünchenerGlyptothek
[* 1]
(Fig. 1), die von ihren
zufälligen
Flecken den
Namen Il fauno colle macchie führt. Den schönsten Satyrtypus bildete aber
Praxiteles aus; ihm verdanken
wir den an den Baumstamm gelehnten, träumerischen Satyr (Fig. 2), der in unzähligen
Kopien erhalten ist, von dessen
Original
aber auch der
Torso auf dem
Palatin in
Rom
[* 9] (jetzt im
Louvre zu
Paris)
[* 10] wieder aufgefunden wurde, sowie den
herrlichen, nur in
Nachbildungen auf uns gekommenen Satyr als
Mundschenk, die
Kanne
[* 11] erhebend, um in das
Trinkhorn einzugießen
(besterhaltene
Dublette im
Berliner
[* 12]
Museum).
[* 14] göttliche Wesen niederer Art, den Panen und Silenen nahe verwandt, erscheinen in der Poesie und Kunst der
Griechen als die ständigen Begleiter des Dionysos (s. d.) und verkörpern, wie
dieser Gott selbst, nur in roherer Weise, das üppige Naturleben. Sie werden als mutwillig, neckisch und
feige, lüstern nach Wein und Weibern (besonders stellen sie gern den Nymphen nach), als Freunde der Musik (besonders des Flötenspiels)
und des Tanzes geschildert. In den Homerischen Dichtungen werden sie nicht erwähnt, aber schon Hesiod kennt «das Geschlecht
der nichtsnutzigen, zur Arbeit untauglichen S.» In der dramat. Poesie sind sie die Hauptträger des nach
ihnen benannten Satyrspiels (s. d.). In diesem treten sie mit Bocksfellen bekleidet auf und heißen auch geradezu Böcke.
Auf griech. Vasenbildern erscheinen sie sehr häufig in Verbindung mit Dionysos und den Nymphen, oft mit besondern, ihrem
Charakter entsprechenden Namen bezeichnet (vgl. Heydemann, Satyr- und Bakchennamen, Halle
[* 15] 1880). In der
Kunst erhielten sie zuerst die schon lange ausgebildete Gestalt
der ihnen in manchem Betracht ähnlichen und mehrfach mit
ihnen verwechselten Silenen (s. d.) und entlehnten demzufolge die tierischen
Attribute, welche ihnen gegeben werden, Tierohren und Schwänze, zunächst nicht von den Böcken, sondern
von den Pferden.