Süs,
roman. Susch (Kt. Graubünden, Bez. Inn, Kreis Obtasna). 1429 m. Gem. und Pfarrdorf am Inn und an der Mündung der Susasca, an der Vereinigung der Flüelastrasse mit der Engadiner Thalstrasse und 31 km nö. der Station Bevers der Albulabahn. Postbureau, Telegraph; Postwagen Schuls-Samaden und Davos Platz-Flüela-Süs. 78 Häuser, 349 Ew., wovon 279 Reformierte. Mit Ausnahme von 71 Deutschsprechenden und 30 Italienischsprechenden sind die Bewohner romanischer Zunge. Wiesenbau und Viehzucht; Alpwirtschaft. Gegenüber ¶
mehr
Süs erheben sich rechts über dem Inn die Hügel Caschinas, Petnal und Castlins, die alle drei von festen Burgen gekrönt gewesen sein sollen. Während man auf Caschinas noch gut erhaltene Mauerreste sieht, ist auf Petnal und Castlins jede Spur solcher ehemaliger Bauten verschwunden, Süs ist die Heimat des Reformators Ulrich Campell (1504-1582), des Vaters der bündnerischen Geschichtschreibung, der hier lange Zeit als Pfarrer wirkte, sowie des Martin Planta (1727-1772), der das berühmte, später nach Marschlins verlegte Seminar Haldenstein gründete. Im Schwabenkrieg von 1499 wurde Süs durch die Kaiserlichen in Asche gelegt. 1537 fand hier das Religionsgespräch statt, das die Einführung der Reformation im ganzen Engadin zur Folge hatte. 1622 verjagten die Bündner die unter Baldiron eingedrungenen und hier verschanzten Oesterreicher, die sich nun ins Münsterthal zurückzogen.
Herzog Rohan erkannte die strategische Bedeutung der Lage von Süs und liess an dieser Stelle Befestigungen errichten, deren
Fortezza Suot und Fortezza Sura (untere und obere Feste) genannten Reste man heute noch erkennen kann. Zu
Campells Zeit fand man 1572 an der Stelle der spätere Fortezza Sura römische Münzen und Waffen, wie solche nebst einem
Bronzedolch letzthin auch im Schutt des Hügels Caschinas zum Vorschein gekommen sind. 1161: in Vico Susis.