Russische
[* 2] Sekten
, diejenigen Sekten
in der russ.
Kirche, bei denen es sich nicht wie bei den Raskolniken
(s. d.) nur um verdorbene
Texte,
Auslegung gewisser Bibelstellen oder einzelne Ceremonien handelt, sondern um
Anschauungen,
die auf ganz besonderer Deutung der
Heiligen Schrift überhaupt beruhen. Dahin gehören vor allem die Duchoborzen (s. d.),
aus denen die
Molokanen (s. d.) hervorgegangen sind. Abzweigungen von den letztern sind
die Obschtschije, die Gütergemeinschaft durchführten, aber wieder fast ganz verschwunden sind, und
die Subbotniki, die den
Sonnabend statt des
Sonntags feiern und einige jüd. Gebräuche angenommen haben. Es entstehen häufig
noch neue Sekten
, fast alle rationalistischer Art, so die Nemoljaken (Nichtbeter) und Wosdychanzy (die Seufzenden), ferner
die Nenaschi (Nicht-Unsere) und Moltschaniki (Schweigende); sie sind förmliche
Atheïsten.
Merkwürdig sind die Žiwyje Pokojniki (lebend zur Ruhe Gelangte), deren verworrene
Lehre
[* 3] sich sogar auf G. Sands «Consuelo»
und auf das
«Buch Cotta» stützt. Wichtig für die Gestaltung der russ.
Kirche können die
Stundisten (s. d.) werden. 1874 wurden
durch ein Gesetz für alle Sekten
, die keine staatlich anerkannten Priester oder überhaupt keine Priester
haben, Civilstandsregister eingeführt; doch gilt das Gesetz natürlich
nur für solche Sekten
, die die
Ehe überhaupt nicht
verwerfen. -
Vgl. Gerbel-Embach, Russ.
Sektierer (Heilbr. 1883).