Románow
(spr. -noff), das Herrscherhaus, das in
Rußland 1613
-1730 in männlicher und seitdem
in der weiblichen Nachkommenschaft herrscht, ein altes berühmtes Bojarengeschlecht, dessen Ahnherr Andrej, genannt Kobyla
(Stute), 1341 angeblich aus
Preußen
[* 2] nach
Moskau
[* 3] kam, wo er in die Dienste
[* 4] des
Großfürsten Simeon des
Stolzen trat. Der Sohn
Andrejs, Fedor, genannt Koschka
(Katze),
[* 5] stand unter Demetrius Donskoj und
Wassilij II. in hohem Ansehen
und hatte fünf
Söhne, von denen, außer den Románow
, die Familien Suchowo-Kobylin, Kalytschew und Scheremetjew abstammen.
Sein Enkel Sacharij Iwanowitsch Koschkin,
Bojar des
Großfürsten
Wassilij III. (1425-62), hinterließ zwei
Söhne,
Jakob Sacharjewitsch,
einen berühmten Feldherrn, dessen Nachkommen sich Sacharjin-Jakowlew, und Jurij, dessen Nachkommen sich Sacharjin-Jurjew
nannten, und dessen Sohn, der
Bojar
Roman Jurjewitsch, 1543 starb. Durch die Heirat der jüngern Tochter
des letztern,
Anastasia Romanowna
, mit dem
Zaren
Iwan Wassiljewitsch II. 1547 und ihres
Bruders
Nikita Romanow
itsch mit
Eudokia
Alexandrowna, einer geborenen Fürstin von
Susdal, die ihren Ursprung von dem
Großfürsten Andrej Jaroslawitsch, des
Alexander Newskij
Bruder, ableitete, gelangte die Familie in unmittelbare
Verbindung mit dem Herrscherhause Rurik (s. d.).
Da nach
Iwans IV.
Tode unter seinen Nachfolgern, seinem
Sohne Feodor
I., dem Ursurpator ^[richtig:
Usurpator]
Boris Godunow und
den vier falschen Demetrius,
Rußland in die größte Verwirrung geriet, die durch
Polen und
Schweden,
[* 6] welche um den
Besitz des
Landes stritten, vermehrt wurde, so wurde der 17jährige Michail Feodorowitsch Románow
, der
Sohn des Metropoliten Philaret von Rostow, auf den
Thron
[* 7] erhoben. Philaret erhielt die Würde eines
Patriarchen
von
Moskau und unterstützte seinen Sohn in der Regierung bis zu seinem
Tode Michail starb
Ihm folgte sein Sohn aus zweiter
Ehe,
Alexej Michailowitsch. Er starb 29. Jan. Von seiner ersten Gemahlin Maria Iljinischna
Miloslawskij hinterließ er zwei
Söhne: Feodor III. Alexejewitsch, der ohne
Erben starb, und
Iwan Alexejewitsch.
Nach Feodors
Tode wurde mit
Übergehung
Iwans dessen Halbbruder
Peter zum
Zaren ausgerufen. Allein die herrschsüchtige
Schwester
Iwans, die Zarewna
Sophia, erhob
Iwan zugleich mit dem noch unmündigen
Peter auf den
Thron. Sie selbst war Regentin
und wollte sich auf den
Thron schwingen; aber ihre Pläne wurden vereitelt.
Iwan hielt sich freiwillig zurück, und
Peter I.
wurde 1689 Alleinherrscher. Auf
Peter d. Gr. folgte 1725 seine Gemahlin
Katharina I. (s. d.); auf diese 1727
Peters
Enkel,
Peter II. (s. d.), der letzte vom Mannsstamme Románow
, welcher
29. Jan.
starb. Nun folgte zuerst
Iwans weibliche Nachkommenschaft von seiner Gemahlin Praskowja Feodorowna Soltikow, und zwar
Iwans zweite Tochter
Anna (s. d.) Iwanowna (1730-40), hierauf deren unmündiger
Schwesterenkel
Iwan VI. (s. d.). Als letzterer 1741 gestürzt worden war, bestieg
Peters d. Gr. und
Katharinas I. Tochter Elisabeth
(s. d.) Petrowna den
Thron, welchen sie bei ihrem
Tode (1762)
Peter III. (s. d.), dem
Sohne ihrer 1728 gestorbenen Schwester
Anna Petrowna, hinterließ, seitdem regiert in
Rußland das Haus Holstein-Gottorp oder Oldenburg-Romanow
,
zu welchem außer
Peter III., der schon im Jahre seiner Thronbesteigung ermordet wurde, die
Kaiser
Paul I., 1796-1801,
Alexander
I., 1801-25,
Nikolaus I., 1825-55,
Alexander II., 1855-81,
Alexander III., 1881-94, und
Nikolaus II. gehören. -
Vgl. Campenhausen, Genealog.-chronol.
Geschichte des Hauses Románow
(Lpz. 1805); Friedeburg, Das russ.
Herrscherhaus der Románow
(russisch, Heft 1-30, Petersb. 1834-57);
Dolgorukow, Notice sur les principales familles de la Russie (Brüss. 1843; 2. Aufl.,
Berl. 1858).