Robert
Guiscard (spr. ghiskar, »Schlaukopf«),
Herzog von
Apulien und
Kalabrien, sechster Sohn Tancreds von Hauteville,
geboren um 1015, folgte seinen ältern
Brüdern an der
Spitze eines Häufleins
von Abenteurern nach
Italien
[* 2] und zeichnete sich
hier so aus, daß ihn die
Krieger nach dem
Tod seiner
Brüder
Wilhelm und Humfred mit Übergehung der
Kinder
des letztern 1056 zum
Grafen von
Apulien ausriefen.
Papst
Nikolaus II. bestätigte ihm die Herzogswürde, die er sich beigelegt,
und belehnte ihn gegen einen jährlichen
Zins und das
Versprechen bewaffneten
Schutzes mit allen schon eroberten
und noch zu erobernden
Ländern Unteritaliens. Robert Guiscard
eroberte ganz
Apulien und
Kalabrien, 1071 auch
Bari, den letzten Sitz griechischer
Herrschaft, während sein
Bruder
Roger an der
Spitze von wenigen hundert normännischen
Rittern den
Sarazenen
Sizilien
[* 3] entriß.
Als
Gregor VII. 1073 Robert Guiscard
, der sich weigerte, ihm als Oberlehnsherrn zu huldigen, in
den
Bann that, unterwarf sich derselbe die unter päpstlichem
Schutz stehenden langobardischen Herrschaften in
Kampanien und
bedrohte selbst
Benevent, und
Gregor mußte ihn 1081 wieder vom
Bann lösen,
um an ihm einen Rückhalt gegen
Heinrich IV. zu haben.
Da aber in demselben Jahr einen Kriegszug gegen das griechische Kaiserreich unternahm, auf
dem er
Alexios
Komnenos bei
Durazzo besiegte und nach
Einnahme dieser Stadt 1082 bis nach Thessalonich in
Makedonien vordrang, so konnte er
erst 1084 dem von
Heinrich IV. in der
Engelsburg eingeschlossenen
Papst zu
Hilfe kommen. Robert Guiscard
erstürmte, plünderte und verbrannte
Rom und
[* 4] führte
Gregor mit sich nach
Salerno.
Nun nahm er wieder den
Kampf gegen
Griechenland
[* 5] auf, das sein Sohn
Bohemund hatte räumen müssen, und zwar diesmal zur
See: er
besiegte die griechische und venezianische
Flotte bei
Korfu
[* 6] und rüstete sich zu einer
Fahrt ins
Ägeische Meer, als er auf
der
Insel
Kephalonia starb.
Sein
Leichnam wurde zu Venusia beigesetzt; in seine Besitzungen teilten sich
seine
Söhne
Bohemund und
Roger, von denen ersterer
Tarent, letzterer
Apulien erhielt. Robert Guiscard
bewies sich auch als Beschützer der
Wissenschaften, wie er denn die
Schule von
Salerno stiftete.
Vgl. De Blasiis, La insurrezione Pugliese e la conquista Normanna (Neap. 1874, 3 Bde.).