Rivarol
(spr. -waroll), Antoine, franz. Schriftsteller, geb. zu Bagnols in Languedoc, trat in Paris [* 2] um 1780 als Chevalier de Parcieux auf und erwarb sich durch seine glänzenden persönlichen Eigenschaften wie durch seine ungewöhnlich geistreiche und witzige Konversation den Zutritt in die besten Kreise. [* 3] Dabei besaß er eine große Arbeitskraft, welche sich besonders auf die Erlernung fremder Sprachen und die Verfeinerung seines Stils richtete. Seine erste namhaftere Schrift ist der »Discours sur l'universalité de la langue française« (Berl. 1784),
welcher von der Akademie zu Berlin [* 4] gekrönt wurde, und dem 1788 die beiden »Lettres à Mr. Necker« (Antwort auf dessen Schriften über Religion und Moral) und die Satire »Petit almanach des grands hommes pour l'année 1788« folgten. In Brüssel, [* 5] wohin er 1792 übersiedelte, schrieb er: »Lettre au duc de Brunswic« und »Lettre à la noblesse française émigrée« (1792) sowie die »Vie politique et privée de Lafayette« (1792). Nach längerm Verweilen in Hamburg [* 6] ließ er sich zu Berlin nieder, wo er am Hof [* 7] gute Aufnahme fand und starb.
Bei seinen großen Vorzügen, welche sich besonders in seinen Improvisationen, Epigrammen und den scharfen und treffenden Bonmots zeigen, machte sich das Haschen nach Effekt und eine gewisse Oberflächlichkeit unangenehm bemerklich. Sein Geschmack aber ist äußerst delikat, und seine kritischen Urteile übertreffen an Feinheit und Richtigkeit die seiner Zeitgenossen um ein Bedeutendes. Seine »Œuvres« sind gesammelt von Chênedollé und Fayolle (Par. 1805, 5 Bde.),
die auch
»Esprit de Rivarol«
(1808, 2 Bde.) herausgaben;
seine
»Œuvres choisies« von Lescure (1862, neue Ausg. 1880). Ein 1828 unter Rivarols
Namen erschienenes
»Dictionnaire de la langue française« ist nicht von ihm; er hat zu einem solchen nur den
»Discours préliminaire« (Hamb. 1797)
geschrieben.
Vgl. Lescure, Rivarol
et la société française pendant la révolution et l'émigration (Par.
1883).