Titel
Renard
(spr. rönar), 1) Bruno, belg. General, geb. zu Tournai, trat jung in den niederländischen Staatsdienst. Während des belgischen Unabhängigkeitskampfes führte er die Freiwilligenkompanien von Tournai, zeichnete sich mehrfach aus, namentlich bei der Einnahme von Venloo, ward Hauptmann im Generalstab und war dann teils im Kriegskommissariat (später Ministerium), teils bei Landesaufnahmen und Befestigungsanlagen thätig. Als Oberst von König Leopold I. zum Adjutanten erwählt, war er neun Jahre lang als Generalmajor und Generalleutnant Chef des Generalstabs der Armee, dann Kommandeur der 2. und 4. Territorialdivision; von 1868 bis 1870 Kriegsminister, bewirkte er als solcher neben andern Reformen im Heerwesen namentlich die Erhöhung des jährlich einzustellenden Rekrutenkontingents. 1870 ward er Chef des Generalstabs der mobilen Armee, schied 1871 aus dem aktiven Dienst, blieb aber in der Stellung als Generaladjutant und wurde Generalinspekteur der Nationalgarde.
Nach dem Sturz des Ministeriums Malou (1879) ward er noch einmal an die Spitze des Kriegsministeriums berufen, starb jedoch schon 4. Juli d. J. Von seinen Werken sind zu erwähnen: die »Histoire politique et militaire de la Belgique« (Brüss. 1847-52, 2 Bde.);
ferner die »Considérations sur la tactique de l'infanterie en Europe« (Par. 1857; deutsch, Brüss. 1858), ein Werk, das in ganz Europa [* 2] Aufsehen machte, weil der Verfasser entschieden gegen das französische Reglement und gegen die französische Ausbildungsweise der Truppen auftrat und für die in Preußen [* 3] maßgebenden Grundsätze sich aussprach.
Mit gleicher Voraussicht bezeichnete sein Buch »De la cavalerie« (Brüss. 1861) die Rolle, welche der Reiterei in den letzten großen Kriegen beschieden war. Wir erwähnen noch: »Manuel des reconnaissances militaires« (Brüss. 1845);
die »Considérations sur l'infanterie légère« (das. 1848, 2. Aufl. 1858) und den »Précis de l'histoire militaire de l'antiquité« (das. 1875).
2) Karl von, Naturforscher, geb. zu Mainz, [* 4] studierte in Gießen [* 5] und Heidelberg [* 6] Medizin, ging 1834 nach Moskau, [* 7] wurde daselbst 1837 Bibliothekar der medizinischen Akademie, gab 1840 seine Praxis auf und widmete sich ausschließlich der Gesellschaft der Naturforscher in Moskau, zuerst als Bibliothekar, dann als Sekretär [* 8] und Redakteur der Gesellschaftsschriften, die er bis zu seinem Tod herausgab. 1872 wurde er zum Vizepräsidenten und 1884 zum Präsidenten der Gesellschaft gewählt. 1846-63 war er auch Kustos des zoologischen Universitätsmuseums. Er starb in Wiesbaden. [* 9] hat sich um die genannte Gesellschaft große Verdienste erworben und namentlich die Bibliothek derselben zu einer der reichhaltigen Rußlands erhoben.