René
(Renatus) I. von Anjou, der Gute, Titularkönig von Neapel [* 2] und Jerusalem, [* 3] Herzog von Lothringen und Graf von Provence, geb. zu Angers, zweiter Sohn des Königs Ludwig II. von Neapel aus dem jüngern Haus Anjou, hieß anfangs Graf von Guise, erhielt durch seine Vermählung mit Isabella, der Erbtochter von Lothringen, die Anwartschaft auf dieses Herzogtum, wurde aber sogleich nach dem Tod seines Schwiegervaters, des Herzogs Karl I. von Lothringen, 1431 von dem ausgeschlossenen Agnaten Karls I., dem Grafen Anton von Vaudemont, bekriegt und fiel in der Schlacht bei Bulgnéville in Gefangenschaft. 1435 wurde er durch eine Gesandtschaft eingeladen, den Thron [* 4] von Neapel und Sizilien, [* 5] welcher ihm durch den Tod der Königin Johanna II. zugefallen war, in Besitz zu nehmen. Doch erhielt er erst 1437 gegen ein ¶
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hohes Lösegeld seine Freiheit und landete am zu Neapel, mußte aber 1442 das Königreich seinem Gegner Alfons überlassen.
Er kehrte in die Provence zurück, übergab Lothringen seinem ältesten Sohn, Johann, Titularherzog von Kalabrien, beförderte
den Frieden zwischen Frankreich und England, dessen König Heinrich VI. seine Tochter Margarete heiratete,
und widmete sich den schönen Künsten sowie der Wiederbelebung der altprovençalischen Poesie, indem er die Dichterwerke der
Troubadoure sammelte und selbst zu dichten versuchte. Er starb in Aix, wo ihm 1823 ein Denkmal errichtet wurde.
Die Provence vermachte er Ludwig XI. von Frankreich. Seine Schriften und Gedichte gab Quatrebarbes heraus
(»Œuvres du roi René«
, Par. 1845-46, 4 Bde.).
Vgl. Villeneuve-Bargemont, Histoire de René
d'Anjou (Par. 1825, 3 Bde.);