Reibungsräder
,
s. v. w. Friktionsräder. [* 2]
Reibungsräder
3 Wörter, 42 Zeichen
Reibungsräder,
s. v. w. Friktionsräder. [* 2]
[* 2] (Reibungsräder), Scheiben oder Räder mit abgedrehten Umfängen, welche zur Bewegungsübertragung mittels Reibung [* 4] benutzt werden. Geschieht die Übertragung direkt von einer Radperipherie auf die andre, so hat man die direkt wirkenden Friktionsräder (kurzweg Friktionsräder genannt); ist dagegen ein biegsames Organ (Riemen, Seil, Schnur) dazwischengeschaltet, so hat man die indirekt wirkenden Friktionsräder, deren verschiedene Arten die Riemenräderwerke [* 5] (s. d.) und der Seiltrieb (s. d.) bilden. - Die direkten Friktionsräder richten sich in ihrer Anordnung nach der gegenseitigen Lage der Wellen, [* 6] zwischen welchen sie eine Bewegungsübertragung herstellen sollen.
Für parallele Wellen verwendet man zwei genau cylindrisch bearbeitete Scheiben (entweder beide aus Gußeisen oder nur eine aus diesem Material, die andre mit Leder, Papier oder Holz [* 7] bekleidet), die man mit ihren Umfängen gegeneinander preßt. Da nun der Reibungswiderstand bedeutend geringer ist als der Druck (Normaldruck), durch welchen die Reibung erzeugt wird, so muß für solche cylindrische Friktionsräder die Anpressung mit einer zur übertragenen verhältnismäßig großen Kraft [* 8] geschehen, und da man die Friktionsräder nicht direkt, sondern mittels ihrer Wellen, diese aber wieder mit Hilfe der Lager [* 9] andrückt, so wird hierbei zwischen Wellenzapfen und Lager eine sehr große, schädliche Reibung hervorgebracht, die sowohl Kraftverluste als auch starke Abnutzungen zur Folge hat.
Um den wirksamen Reibungswiderstand ohne Vermehrung des Lagerdrucks zu vergrößern, läßt man die Räder mit am Umfang keilförmig eingedrehten Rillen ineinander greifen (Keilräder). Noch bedeutender wird die auf Mitnehmen wirkende Reibung am Umfang von Brauers Lamellenrädern [* 2] (Fig. 1). Diese bestehen aus den cylindrisch abgedrehten Grundkörpern A und R, auf denen eine Anzahl stählerner, schwach keilförmig profilierter Ringe ab (Lamellen) sitzen, welche mit den keilförmigen Teilen ihres Profils ineinander greifen, gegen Drehung auf den Grundkörpern durch die Federn c und d gesichert sind, sich aber seitwärts, d. h. in der Richtung der Achse, verschieben können.
Durch das Anziehen einer Mutter mittels eines Gummiringes wird ein seitlicher elastischer Druck auf die Lamellen ausgeübt, welcher sich an allen Berührungsstellen derselben gleich bemerkbar macht, so daß dadurch eine zur gegenseitigen Bewegung benutzbare Reibung entsteht, welche der zwischen je zwei Scheiben stattfindenden Reibung mal der Anzahl der Berührungsflächen gleich ist. Um das Herabfallen der Lamellen des großen Rades A zu verhüten, sind an mehreren Stellen seines Umfangs beiderseits kleine vorstehende Plättchen l angebracht. - Bei gekreuzten Wellen werden entweder zwei konische Scheiben, oder eine ebene Scheibe und ein Konus, oder endlich zwei oder drei ebene Scheiben verwendet. Bei der letztern Anordnung [* 2] (Fig. 2) ist das kleine Rad A der einen Welle zwischen den beiden Antriebrädern B B eingeklemmt.
Letztere müssen jede für sich einen besondern Antrieb erhalten, so daß sie sich in entgegengesetztem Sinn drehen. Übrigens wendet man in beschränktem Maß auch konische Friktionsräder mit Keilnuten an. Direkte Friktionsräder werden hauptsächlich da mit Vorteil angewendet, wo man eine sanfte, geräuschlose und bei zu starken Widerständen nachgiebige Bewegungsübertragung haben will. Sie sind deshalb bei sehr schnell gehenden Transmissionen, die keiner allzu großen Übertragungskraft bedürfen, den Zahnrädern vorzuziehen, weil diese großes Geräusch verursachen, und den Riemenscheiben deshalb, weil die Riemen, durch die Zentrifugalkraft [* 10] von den Scheiben abgehoben, gleiten und große Achsenabstände verlangen.
Hierher gehören die Anwendungen bei Zentrifugalpumpen, Zentrifugen, Trockenmaschinen, Ventilatoren. Aber auch zur Übertragung großer Kräfte werden die Friktionsräder gebraucht, so bei Reibungshämmern, Winden, [* 11] vor allem bei den Lokomotiven, deren Triebräder nur mittels der Reibung auf den Schienen die Fortbewegung des Eisenbahnzugs bewirken. Sehr gute Dienste [* 12] leisten die Friktionsräder ferner da, wo es sich um eine innerhalb gewisser Grenzen [* 13] beliebige Veränderung des Übersetzungsverhältnisses handelt (z. B. bei den Mechanismen zur Vorbewegung der Baumstämme gegen die Sägen [* 14] der Sägemühlen etc., s. Wechselgetriebe). [* 15]
Friktionsräder oder Friktionsrollen, korrekter jedoch Antifriktionsräder, heißen auch Räder, welche zwischen übereinander fortbewegten Körpern angebracht wer-
[* 2] ^[Abb.: Fig. 1. Brauers Lamellenräder.]
[* 2] ^[Abb.: Fig. 2. Friktionsräder für gekreuzte Wellen.] ¶
den, um die gleitende Reibung durch die rollende zu ersetzen. Jedes Rad eines Wagens ist in diesem Sinn im Vergleich zu den Läufen eines Schlittens als Friktionsrad anzusehen. Man versieht zuweilen mit Friktionsrollen die Lager von Achsen oder Wellen, um diese recht leicht beweglich zu machen, z. B. bei den Radwellen der Velocipede, [* 17] wo man statt der cylindrischen Räder eine Anzahl von Kugeln verwendet. Auch die Auflager der Eisenbrücken [* 18] sind, um den Brückenträgern eine freie Ausdehnung, [* 19] resp. Zusammenziehung nach der Temperatur zu gestatten, mit Reibungsrollen (Rollenlager) versehen.