Rattenfänger
von
Hameln,
[* 3] s.
Hameln. ^[= Kreisstadt und ehemalige Hansestadt im preuß. Regierungsbezirk Hannover, 68 m ü. M., in schöner ...]
Rattenfänger von Hameln
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Rattenfänger
von
Hameln,
[* 3] s.
Hameln. ^[= Kreisstadt und ehemalige Hansestadt im preuß. Regierungsbezirk Hannover, 68 m ü. M., in schöner ...]
Hameln,
[* 3] Kreisstadt und ehemalige Hansestadt im preuß. Regierungsbezirk Hannover,
[* 5] 68 m ü. M., in schöner Lage am Einfluß
der Hamel in die Weser, Knotenpunkt der Linien Hannover-Altenbeken und Elze-Hameln-Löhne, hat in zahlreichen Holz-
und Steinbauten aus dem gotischen Mittelalter und der Renaissancezeit, unter denen die beiden Hauptkirchen, das giebelreiche
Hochzeitshaus und das sogen. Rattenfäng
erhaus hervorzuheben sind, noch einen altertümlichen
Charakter bewahrt. Über die Weser, die einen belebten Flußhafen bildet, führt seit 1839 eine 256 m lange Kettenbrücke, die
erste in Deutschland.
[* 6] Die Einwohnerzahl beträgt (1885) mit der Garnison (1 Füsilierbataillon Nr. 79) 11,831,
darunter 746 Katholiken und 257 Juden. Die hervorragendsten Nahrungszweige sind: Handelsmüllerei, Leder-, Papier-, Woll- und
Halbwollwaren-, Tabaks-, Kunstdünger- und Chemikalienfabrikation, Lachs- und Forellenzucht, Bierbrauerei
[* 7] und Schiffahrt. Letztere
ist dadurch gehoben worden, daß das früher hier befindliche und gefährliche Hamelner
Loch durch Anlegung
von Schleusen (seit 1733 u. 1873) beseitigt ist. Hameln
ist Sitz eines Amtsgerichts,
hat ein Gymnasium u. ein Realprogymnasium. - Hameln
, früher Hameloa, Hamelowe, verdankt seinen Ursprung dem St. Bonifaciusstift,
das aus einer vom Grafen Bernhard von Engern
712 gegründeten Kapelle entstand.
Letzterer schenkte die Meierei nebst dem umliegenden Lande dem Stift zu Fulda,
[* 8] dessen Abt 1259 das inzwischen
aus dieser Meierei und zehn andern umliegenden Höfen entstandene an den Bischof von Minden
[* 9] verkaufte. Die Herren von Eberstein
verkauften um 1277 die Vogtei in an den Herzog von Braunschweig,
[* 10] wodurch die Stadt unter Braunschweigs Herrschaft
kam. Seit 1540 fand die Reformation hier Eingang. Im Dreißigjährigen Krieg ward die Stadt 1626 von Tilly eingenommen u. erst nach
dem Sieg bei Hessisch-Oldendorf die kaiserliche Besatzung vom Herzog Georg zum Abzug gezwungen. 1757 kam Hameln
durch Kapitulation
in die Hände der Franzosen, ward aber schon im folgenden Jahr von diesen wieder geräumt; 1766 ward auf
dem Klütberg, jenseit der Weser, das Georgsfort gegründet.
Infolge der Kapitulation der hannöverschen Armee (1803) kam die Festung
[* 11] Hameln
wieder in die Hände der Franzosen, von diesen 1806 an
Preußen,
[* 12] 8. Nov. d. J. aber durch Kapitulation an jene zurück. Dieselben zerstörten die Festung, und fortan
teilte Hameln
die Schicksale Hannovers. Bemerkenswert ist die Sage vom Rattenfänger von Hameln.
Im Juni 1284 erschien nach der Tradition
in ein Pfeifer, welcher sich anheischig machte, gegen eine gewisse Summe alle Ratten aus der Stadt in die Weser zu treiben.
Dies gelang ihm auch in der That mittels des Blasens auf seiner Pfeife. Da man dem Mann hierauf seinen Lohn
vorenthielt, lockte er am nächsten Sonntag (26. Juni) während des Gottesdienstes durch sein Pfeifen alle Kinder aus den Häusern
in den geöffneten nahen Koppelberg. Nur zwei Kinder hatten sich verspätet, so daß sich der Berg bei
ihrer Ankunft schon wieder geschlossen hatte. Etwas später kam der Rattenfänger mit den Kindern in Siebenbürgen wieder zum
Vorschein und gründete mit denselben die Kolonie der siebenbürgischen Sachsen.
[* 13] Manche führen die Sage auf die Niederlage der
Bürger von Hameln
beim Dorf Sedemünder 1259 und ihre Gefangennahme durch den Bischof von Minden, andere auf
einen Kinderkreuzzug zurück. Vielleicht hat nur eine mißverstandene Inschrift an einem Denkmal auf dem Koppelberg Veranlassung
dazu gegeben. Die Sage hat Julius Wolff als Epos, Viktor Neßler als Oper bearbeitet.
Vgl. Sprenger, Geschichte der Stadt Hameln
(Hameln
1861);
Meinardus, Der historische Kern der Hameler Rattenfäng
ersage (Hannov. 1882).