Titel
Raimondi
,
1)
Marco
Antonio, gewöhnlich
Markanton genannt, ital. Kupferstecher, geboren um 1488 zu
Bologna, erlernte bei
Francia daselbst die
Goldschmiedekunst,
[* 2] arbeitete anfangs mit Vorliebe in
Niello, ging aber dann zum Kupferstich
über. Um 1505 begab er sich nach
Venedig,
[* 3] wo er
Dürers
Leben der
Maria in Kupferstich kopierte. In
Rom,
[* 4] wo er seit 1510 thätig
war, nahm ihn bald
Raffael ausschließlich für die
Vervielfältigung seiner Werke in Anspruch. Nach
Raffaels
Tod beredete
ihn
Giulio Romano zum
Stich von 20 von demselben gezeichneten unzüchtigen
Darstellungen, doch ließ der
Papst die
Platten durch
Henkershand zerstören und Raimondi
gefänglich einziehen.
Auf die
Fürbitte des Bildhauers
Baccio
Bandinelli wieder in
Freiheit gesetzt, stach Raimondi
nun aus Dankbarkeit nach
Bandinelli die
Marter des heil.
Laurentius. Bei der
Eroberung
Roms 1527 verlor er seine
Habe und ging nach
Bologna zurück,
wo seine
Spur verschwindet. Durch ihn sind zahlreiche
Zeichnungen und
Entwürfe
Raffaels, welche vom
Meister entweder gar nicht
oder doch sehr verändert ausgeführt wurden, der Nachwelt erhalten worden.
Da er aber meist nach
Entwürfen stach, so sind
seine
Blätter wenig ausgeführt und zeigen oft eine harte Schraffierung.
[* 5] Dafür hat er in
Zeichnung und
Ausdruck das
Höchste erreicht, und kein andrer Kupferstecher hat den
Geist und die Formensprache
Raffaels so treu wiedergegeben
wie Raimondi.
Seine Hauptblätter nach
Raffael sind:
Adam und
Eva, Gott befiehlt den
Bau der
Arche, der bethlehemitische
Kindermord,
Maria mit dem
Leichnam
Christi, das Parisurteil, die drei
Doktoren der
Kirche.
Vgl.
Delaborde,
Marc-Antoine Raimondi
(Par.
1887).
2) Pietro, ital.
Komponist, geb. zu
Rom, war
Schüler des
Konservatoriums della
Pietà in
Neapel,
[* 6] brachte 1807 in
Genua
[* 7] seine erste
Oper zur Aufführung, lebte dann als Opernkomponist in verschiedenen
Städten
Italiens,
[* 8] war
1824-1832 Theaterdirektor in
Neapel, 1832-50
Professor des
Kontrapunktes am
Konservatorium in
Palermo
[* 9] und wurde schließlich
Kapellmeister
an St.
Peter in
Rom, wo er starb. Raimondi
komponierte nicht weniger als 55
Opern und 21
Ballette, 7 Oratorien, 4
Orchester-
und 2 doppelchörige a cappella-Messen, 2
Requiems mit
Orchester, ein vollständiges
Buch der
Psalmen 4-8stimmig
im Palestrinastil (15 Bde.), ein 16stimmiges
Credo u.
v. a. Eine Besonderheit Raimondis
, in der er sich als einen der größten
Meister des
Kontrapunktes zeigt, ist die Ausarbeitung von Werken für eine große Zahl von
Stimmen, die in
mehrere einzelne Werke von mäßiger Stimmenzahl zerlegt werden können, deren jedes für sich einen vollen
Satz bildet. Zu
seinen Meisterstücken in dieser Art gehören: 6 vierstimmige
Fugen, jede in andrer
Tonart und in anderm
Tempo, die zusammen
als 24stimmige Sextupelfuge ausgeführt werden können, eine 64stimmige
Fuge für 16 vierstimmige
Chöre
und namentlich die
Komposition drei biblischer
Dramen: »Potifar«, »Giuseppe«
und »Giacobbe«, welche 1852 zu
Rom erst nacheinander, sodann gleichzeitig als ein
Ganzes aufgeführt wurden.