Ragūsa,
1) (slaw. Dubrownik) Stadt in Dalmatien, liegt an der Südseite einer ins Adriatische Meer vorspringenden Halbinsel am Fuß des Bergs Sergio und ist auf der Land- und Seeseite mit Mauern, Bastionen und fünf Forts befestigt, welche bis auf das von den Franzosen 1808-13 erbaute Fort Impérial aus dem 11.-16. Jahrh. stammen. Die Stadt hat zwei Vorstädte (Pille und Ploce) und einen kleinen, durch einen Molo geschützten Hafen. Die meisten Straßen steigen terrassenförmig auf und sind durch Stiegen miteinander verbunden.
Hervorragende Gebäude sind: die 1763 aufgeführte Kathedrale, die kleine Kirche St. Blasii, die byzantinische Franziskaner- und die Dominikanerkirche (mit einer Magdalena von Tizian), das vormalige Jesuitenkloster mit daranstoßender Kirche, der ehemalige Regierungspalast, die Dogana, endlich das neue Theater. [* 2] [* 3] ist der Sitz einer Bezirkshauptmannschaft, eines Kreisgerichts, einer Handels- und Gewerbekammer, einer Finanzbezirksdirektion, eines Hafen- und Seesanitätskapitanats, eines Hauptzollamtes, eines deutschen Konsuls, eines römisch-katholischen Bischofs mit Domkapitel, hat 3 Klöster, ein Diözesanseminar, ein Obergymnasium, eine Lehrerinnenbildungsanstalt, dann eine Lehr- und Erziehungsanstalt, eine nautische Schule, ein Museum, ein Spital, ¶
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eine Seehandelsgesellschaft, Sparkasse und Pfandleihanstalt und (1880) 7245 Einw. Der früher
bedeutende Handel Ragusas
beschränkt sich neuerdings auf den Transitverkehr mit der Herzegowina, zu welchem Zweck dreimal wöchentlich
vor der Stadt in türkischer Weise Bazar stattfindet. Im Hafen sind 1886: 337 beladene Schiffe
[* 5] mit 174,820 Ton. eingelaufen. Zum
Gemeindegebiet von Ragusa
gehört auch der auf der nördlichen Seite der Halbinsel gelegene Hafenort Gravosa
(s. d.), der eigentliche Hafen von Ragusa
Südöstlich von Ragusa
liegt gleichfalls an der Seeküste der Marktflecken Ragusa
Vecchia mit
Bezirksgericht, Franziskanerkloster, Hafen, Landhäusern der Ragusaner
und (1880) 675 Einw. Die südlich
von Ragusa
gelegene Insel Lacroma mit ehemaligem Kloster kam 1862 in den Besitz des Erzherzogs Maximilian (spätern
Kaisers von Mexiko)
[* 6] und ward von demselben mit schönen Parkanlagen versehen; sie ist jetzt Eigentum des Kronprinzen Rudolf. Zu
den landschaftlich schönen Punkten der Umgebung von Ragusa
gehört ferner das Thal
[* 7] der Ombla. - 589 v. Chr. gründete hier eine
aus dem Peloponnes gekommene Kolonie die Stadt Epidauros (Ragusa
Vecchia), die 164 v. Chr. römische Kolonie (Colonia Martia) ward.
Im 7. Jahrh. ward Epidauros, vermutlich von den Slawen, zerstört.
Flüchtlinge aus der Stadt erbauten nördlich davon das heutige Ragusa
(Rhausium). Durch einträglichen Handel sah sich die Stadt
bald in den Stand gesetzt, ihr Gebiet zu erweitern und durch kluge Schaukelpolitik (»le
sette bandiere di Ragusa«
) ihr kleines Territorium unabhängig zu erhalten. Nachdem Ragusa
seit dem 12. Jahrh. abwechselnd
Venedig,
[* 8] den Byzantinern, Ungarn,
[* 9] Serbien
[* 10] und Bosnien
[* 11] zinsbar gewesen, begab es sich 1526 unter die Schirmherrschaft der Pforte
und zahlte an dieselbe bis 1718 einen Tribut, zuletzt von 12,500 Dukaten. Dafür aber genossen die Ragusaner
große Handelsfreiheiten im türkischen Reich. Infolge des Friedensschlusses von Preßburg
[* 12] rückten französische
Truppen in Dalmatien ein, und besetzte General Lauriston Stadt und Festung
[* 13] Ragusa.
Seit 17. Juni von den Russen zu Land
und zu Wasser eingeschlossen und bombardiert, wurde Ragusa
6. Juli von dem französischen General Molitor entsetzt.
Durch Dekret vom wurde hierauf die Republik aufgehoben und Ragusa
samt Dalmatien dem neuen Königreich Illyrien
einverleibt. Militärgouverneur ward der Marschall Marmont, der den Titel eines Herzogs von Ragusa
erhielt. Am besetzten
es die Österreicher, denen es sodann im Frieden von Paris
[* 14] bleibend zufiel. Es bildet seitdem einen Bezirk des Königreichs Dalmatien.
Das Erzbistum Ragusa
wurde 980 gestiftet. In den Jahren 1548 und 1562 wurde die Stadt von der Pest, 1667, 1843 und von
Erdbeben
[* 15] heimgesucht.
Vgl. Engel, Geschichte des Freistaats Ragusa
(Wien
[* 16] 1807). -
2) Stadt in der ital. Provinz Syrakus [* 17] (Sizilien), [* 18] Kreis [* 19] Modica, auf einer Anhöhe über dem südlich ins Mittelmeer fließenden Fluß Ragusa gelegen, hat mehrere Kirchen, ein schönes Theater, Weinbau, Viehzucht, [* 20] Butter- und Käsebereitung, Baumwollspinnerei und -Weberei und zerfällt in zwei Gemeinden: Ragusa (die obere Stadt) mit (1881) 24,183 und Ragusa. Inferiore mit 6260 Einw. In der Nähe alte Gräberbauten und die Grotta Oleosa, deren öldurchtränktes Gestein feste Platten (Pietra nera) für die Ausfuhr liefert. ist eine alte Stadt, angeblich das antike Hybla Heräa.