Raczynski
(spr. ratsch-), eigentlich Rakecz Raczynski
, großpoln. Familie aus dem
alten Adelsstamme Rakecz, die sich nach dem im
Wieluner
Bezirke gelegenen Gute Raczyn nannte, zuerst 966 urkundlich vorkommt
und gegenwärtig in einer kurländ. und einer im Posenschen ansässigen Linie blüht. Als
Gründer des Hauses gilt der
«Comes
Raczon» (um 1252); als Stammvater der Raczynski
ist Boguslaus Rakecz de Raczeno (um 1350)
anzusehen. Von seinen Nachkommen sind hervorzuheben:
Ignaz Rakecz Raczynski
, der um 1741 Fürsterzbischof-Primas
von
Gnesen-Posen war, Kasimir Rakecz Raczynski
, Kronmarschall von Großpolen
und siebenfacher
Starost, und der Malteserkomtur Vincenz Rakecz Raczynski
, der letzte Gesandte in
Malta, der die ältere kurländ.
Linie der Raczynski
gründete.
Graf Eduard Raczynski
, Sohn des poln.
Generals Philipp Raczynski
(gest. 1804), geb. 1786 in
Posen;
[* 2] er unternahm 1814 eine
Reise nach
Konstantinopel
[* 3] und der kleinasiat.
Küste, die er in einem mit prächtigen Kupfern ausgestatteten
Werke (deutsch von F. W. von der
Hagen,
[* 4] Bresl. 1824) beschrieb. Er erhielt gemeinsam mit seinem
Bruder
Athanasius (nach Erlöschen
einer 1798 in den Grafenstand erhobenen Linie) 1824 den preuß. Grafenstand.
Mißmut über Kränkungen seitens der poln. Parteien scheint ihn veranlaßt zu haben, sich das
Leben zu nehmen. Von seinen weitern Veröffentlichungen sind hervorzuheben: «Gabinet
medalów polskich» (Bd. 1
u. 2, Berl. 1845; Bd. 3
u. 4,
Pos. 1841-48) und die durch einen
Atlas
[* 5] erläuterten
«Wspomnienia Wielkopolski» (2 Bde.,
Pos. 1842-43). Seine besonders für die poln. Litteratur wichtige
Bibliothek von etwa 21000
Bänden schenkte er mit einem großen
Gebäude der Stadt
Posen. -
Sein einziger Sohn,
Graf Roger Raczynski
(geb. gest. in
Paris),
[* 6] veröffentlichte mehrere franz. und deutsche
Schriften. Dessen Sohn Eduard (geb. ist
der jetzige
Vertreter der Linie.
Des erstgenannten
Grafen Eduard
Bruder,
Graf
Athanasius Raczynski
, geb. wurde preuß. Gesandter
in Kopenhagen,
[* 7] dann in Lissabon
[* 8] und bis 1863 in Madrid,
[* 9] 1854 zum erblichen Mitgliede des preuß.
Herrenhauses ernannt. Er sammelte eine kostbare Gemäldegalerie, die jetzt der
Berliner
[* 10] Nationalgalerie einverleibt ist. Raczynski
starb in
Berlin.
[* 11] Er veröffentlichte: «Histoire de l`rt moderne en Allemagne» (3 Bde.,
Par. 1836-42; deutsch von F. H. von der
Hagen, Berl. 1836-42),
«Les arts en
Portugal»
[* 12] (Par. 1846) und u. d. T.
«Geschichtliche Forschungen von
Athanasius Raczynski»
(2 Bde., Berl.
1860-63) die Geschichte seiner Familie. - Sein einziger Sohn,
Graf
Karl Raczynski
, geb. vermählte sich 1854 mit der Prinzessin
Karoline von
Öttingen-Wallerstein und lebt in
Bregenz.
[* 13]
Das Haupt des ältern kurländ. Hauses, dessen Zugehörigkeit zum Grafenstande nicht erwiesen ist, ist
Sigismund Raczynski
, geb.