Réfugiés
(franz., spr. -füschieh), »Flüchtlinge«, besonders die nach Aufhebung des Edikts von Nantes [* 2] 1685 aus Frankreich entflohenen Reformierten. Obwohl der König die Auswanderung streng verbot und die Grenzen [* 3] durch Truppen scharf bewachen ließ, so gelang es doch etwa 200,000 Protestanten, ihr Vaterland zu verlassen. Die meisten gehörten den gebildeten Ständen an und wurden in den Ländern, die sie zum Asyl wählten, mit offenen Armen empfangen. Kaufleute und Fabrikanten wendeten sich meist nach Holland, Dänemark [* 4] und England, Adlige, Militärs, Gelehrte, Künstler und Handwerker nach der Schweiz [* 5] und nach Deutschland, [* 6] wo sie besonders in Brandenburg, [* 7] Hessen [* 8] und andern reformierten deutschen Staaten ein zweites Vaterland fanden, das ihnen volle bürgerliche Rechte gewährte.
Der
Große
Kurfürst von
Brandenburg erließ zu ihren gunsten das
Potsdamer
Edikt vom stattete sie sogar mit Vorrechten
aus und errichtete 1687 eigne Truppenteile aus ihnen. Die Réfugiés
gründeten, teilweise mit
den Resten der früher (unter
Alba)
[* 9] aus den
Niederlanden ausgewanderten französischen
Reformierten und mit den gleichzeitig
aus
Piemont vertriebenen
Waldensern,
Gemeinden mit französischer
Kirchensprache an vielen
Orten
Deutschlands,
[* 10] welche teilweise
die
französische Sprache bis heute beibehalten, teilweise sich mit den deutsch-reformierten
Gemeinden
verschmolzen haben.
Die Réfugiés
vergalten diesen Empfang durch Verpflanzung des
Kunst- und
Gewerbfleißes ihres Vaterlandes auf den fremden
Boden. Sie
sind nicht zu verwechseln mit den royalistischen
Emigranten (s. d.), welche der
Revolution entflohen.
Vgl.
Weiß,
Histoire des
réfugiés
protestants de
France (Par. 1853, 2 Bde.);
Köhler, Die Réfugiés
(Gotha
[* 11] 1867);
Erman und
Reclam,
Mémoires pour
servir à l'histoire des réfugiés
français dans les
États du roi de Prusse (1782-1800, 9 Bde.);
Reyer, Geschichte der französischen Kolonie in Preußen [* 12] (Berl. 1852);
Muret, Geschichte der französischen Kolonie in Brandenburg-Preußen (das. 1885).