Quittenbaum
(Cydonia
Tourn.),
Gattung aus der
Familie der
Rosaceen,
Sträucher oder
Bäume mit ungeteilten Blättern, großen,
einzelnen
Blüten oder doldenartigen Blütenständen, fünffächeriger
Apfelfrucht mit pergamentartiger Fächerhaut und zahlreichen
mit schleimigem
Epithelium
[* 3] bedeckten
Samen.
[* 4]
Gemeiner Quittenbaum
(C. vulgaris
Pers.,
Pirus
Cydonia
L.), ein baumartiger
Strauch mit zerstreuten,
häutigen, 8-9
cm langen, kurzgestielten, länglichen oder eirunden, ganzrandigen, unterseits stark filzigen
Blättern, einzelnen, endständigen, festsitzenden, großen, blaß rosenroten
Blüten, blattartigen, gesägten, bleibenden
Kelchblättern und wolligen, wohlriechenden, grünlichgelben, punktierten
Früchten, welche vom blattartigen
Kelche gekrönt
sind und in der Mittelschicht sehr viele Steinzellengruppen enthalten, die sich gegen die Gehäuse eng zusammenhängen.
Die
Fächer
[* 5] enthalten 6-12 verkehrt-längliche, zusammengedrückte oder eckige, braune
Samen. Man kultiviert
Formen mit apfelförmiger (Apfelquitte), birnförmiger (Birnquitte) und länglicher, oft riesiger, gerippter
Frucht (portugiesische
Quitte). Der Quittenbaum
wird bei uns sehr viel als Zierstrauch kultiviert und als Unterlage für gewisse Birnsorten
sowie bei der Anzucht von Formenbäumchen benutzt. Die
Früchte riechen sehr angenehm, sind aber roh nicht
genießbar und werden deshalb in
Zucker
[* 6] eingemacht, als
Würze andrer Obstarten benutzt, namentlich aber am
Rhein, in
Tirol,
[* 7] noch mehr in
Spanien
[* 8] und
Portugal zu
Mus (Quittenkäse, in
Portugal marmelo, daher der
Name
Marmelade auch für ähnliche
Präparate
aus anderm
Obst) verarbeitet.
Die
Samen, Quittenkerne, dienen wegen ihres
Schleims bisweilen in der
Medizin, namentlich aber zu kosmetischen
Zwecken
(Bandolin) und zum Reinigen und
Appretieren von
Geweben. Der Quittenbaum
wird überall in Südeuropa kultiviert und ist dort zum
Teil verwildert, ebenso im
Orient; sein Vaterland ist nicht bekannt und vielleicht in
Persien
[* 9] zu suchen. Die Griechen erhielten
den »kydonischen Apfel« sehr früh aus dem Gebiet der Kydonen auf
Kreta (?); die goldenen Äpfel der
Hesperiden und der
Atalante
waren idealisierte
Quitten, und der der
Aphrodite
[* 10] geweihte, in Mädchen- und Liebesspielen und zu bräutlichen
Gaben dienende
Apfel war gleichfalls die
Quitte.
Solon sanktionierte den alten
Gebrauch, daß die
Braut, ehe sie das Brautgemach betrete, einen kydonischen
Apfel esse, um sich damit symbolisch dem
Dienste
[* 11] der
Aphrodite zu weihen. Auch in
Italien
[* 12] wurde der Quittenbaum
früh bekannt, und schon
zu Galenus' Zeit kam spanische
Marmelade (Meloplacunta) nach
Rom.
[* 13] In
Persien und in den wärmern
Ländern des
Orients werden die
Früchte auch roh gegessen. Der japanische Quittenbaum
(C. japonica
Pers., P. japonica
Thunb.), ein niedriger, sparriger, oft dorniger
Strauch mit gesägten, unbehaarten Blättern, ziemlich gedrängt an den untern Teilen der zweijährigen
Äste, im ersten Frühjahr
ohne
Blätter hervorkommenden, großen, feuerroten
Blüten und unbehaarten
Früchten mit nicht schleimigen
Samen, stammt aus
Japan
[* 14] und wird bei uns in mehreren
Varietäten als Zierstrauch kultiviert. Aus der japanischen
Quitte bereitet
man in
Japan ein
sehr zartes Parfüm
(Essence de Kananga), welches dem
Ylang-Ylang ähnlich ist.