Pyrophōn,
Musikinstrument, s. Kastner 2).
Pyrophon
157 Wörter, 1'158 Zeichen
Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888
Musikinstrument, s. Kastner 2).
Im Brockhaus` Konversationslexikon, 1902-1910
Pyrophon
(grch.), ein 1873 von Friedrich Eugen Kastner (geb. 1852, gest. 1882) erfundenes orgelartiges
Tonwerkzeug, das die sog. singenden Flammen (s. Harmonika, chemische) zum erstenmal musikalischen Zwecken dienstbar macht.
An Stelle der Orgelpfeifen finden Glasröhren verschiedener Größe, statt des Windes Gasflammen Verwendung.
Musikalische Reinheit und erhöhte Tonstärke werden erzielt durch Brenner mit mehrern (5-16 und mehr) kleinen Flammen von
genau bemessenem Umfang in jeder Röhre und zwar im untern Dritteil ihrer Länge. Eine sinnreiche einfache Mechanik regelt
die Tonerzengung durch die Klaviatur
[* 2] in der Weise, daß das Niederdrücken der Taste die Teilung der in der
entsprechenden Röhre brennenden einen (großen) Flamme
[* 3] in einzelne Flämmchen und damit die Hervorbringung des Tones bewirkt.
Das Pyrophon
umfaßt (chromatisch) drei Oktaven, den 16-, 8- und 4füßigen Orgelpfeifen entsprechend; seine Klangfarbe ist der
Menschenstimme ähnlich. -
Vgl. Kastner, Les flammes chantantes (1. bis 3. Aufl., Par. 1875);
ders., Théorie des vibrations et considérations sur l'électricité (ebd. 1875).
1) Johann Georg, Musikschriftsteller und Komponist, geb. zu Straßburg, [* 5] bezog 1827, um sich zum Theologen auszubilden, die Universität daselbst, betrieb nebenbei mit Eifer musikalische Studien und wandte sich endlich 1832, ermuntert durch die günstige Aufnahme seiner Oper »Die Sarmatenkönigin«, ausschließlich der Kunst zu. Seit 1835 in Paris [* 6] lebend, wo er zunächst noch Reichas Unterricht genoß, gelangte er infolge seiner Leistungen bald zu hohem Ansehen, wurde Mitglied des Institut de France sowie Vizepräsident des Tonkünstlervereins und starb daselbst.
Seine Hauptwerke sind: »Traité général de l'instrumentation« (am Pariser Konservatorium als Lehrbuch eingeführt);
»Theorie abrégée du contrepoint«;
»Traité de la composition vocale et instrumentale«;
sodann Schulen für Gesang, Klavier, Violine, Violoncello, Flöte, Oboe, Horn und andre Instrumente;
umfassendere Anleitungen für das Saxophon und die Pauke;
ein »Manuel général de la musique militaire« (mit einer historischen Abhandlung, 1848);
»Parémiologie musicale de la langue française« (1866),
eine Studie über die Musik im französischen Sprichwort (nebst einer symphonischen Kantate: »St-Julien des ménétriers«),
u. a. Eine von ihm begonnene große »Encyklopädie der Musik« blieb unvollendet.
Seine Kompositionen bestehen in mehreren Opern (»Beatrice«, »La Maschera«, »Le [* 7] dernier roi de Juda« etc.),
Symphonien, Ouvertüren, Stücken für Harmoniemusik, Hymnen, Liedern u. a. Namentlich sind noch anzuführen: »La danse macabre«, ein Vokal- und Instrumentalwerk mit einer historischen Untersuchung über Totentänze im allgemeinen (1852);
»Les chants de la vie«, ein Cyklus Männerchöre mit einer historischen Abhandlung über den Männergesang (1854);
»Les chants de l'armée française«, Soldatenlieder, wieder mit einer historischen Abhandlung (1855);
»Les cris de Paris«, eine humoristische Vokal- und Instrumentalsymphonie mit einer Untersuchung über die Straßenrufe von Paris seit dem Mittelalter (1857);
»La rève d'Oswald ou les sirènes«, mit einer Abhandlung über die Sirenenmythen, den Schwanengesang etc. (1858).
Vgl. Ludwig, Joh. Georg ein elsässischer Tondichter (Leipz. 1886, 3 Bde.). ¶
2) Eugen Friedrich, Physiker, Sohn des vorigen, geb. zeigte schon in frühster Jugend ausgesprochene Anlagen für Mathematik und Physik und erlangte bereits in seinem 17. Jahr ein Patent für eine neue Anwendung der Elektrizität [* 9] als bewegender Kraft. [* 10] Seiner »Theorie der Schwingungen« folgte eine Untersuchung über die sogen. singenden Flammen (»Les flammes chantantes«, Par. 1875),
über welchen Gegenstand er zwei Jahre zuvor einen sehr beifällig aufgenommenen Bericht an die Pariser Académie des sciences erstattet hatte. Die »singenden Flammen« werden durch Verbrennung von Leuchtgas [* 11] in Glasröhren von entsprechend abgestufter Länge erzeugt, und auf Grund seiner Entdeckung des Prinzips ihrer Interferenz durch Anwendung je zweier, statt einer, Flammen gelang es ein eigentümliches musikalisches Instrument, von ihm Pyrophon (»Feuerorgel«) genannt, zu erfinden, dessen Töne sich in überraschender Weise der menschlichen Stimme nähern. Die Erfindung erregte, gleich dem auf denselben Grundsätzen beruhenden, von Kastner konstruierten »singenden Kronleuchter«, bei hervorragenden Musikern, wie Gounod, Berlioz, Liszt, lebhaftes Interesse. Mit der Untersuchung über die Anwendung der Elektrizität auf das Pyrophon beschäftigt, starb Kastner bereits in Bonn. [* 12]
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Kästner, 1) Abrah. Gotthelf
Band - Seite | Artikel | Autor | Titel | Ausgabe |
---|---|---|---|---|
16.325 | Wagner | Kastner | W.-Katalog | (Offenb. 1878) |
65.904 | Topik | Kästner | T. oder Erfindungswissenschaft | (Lpz. 1816) |
62.234 | Neisse | Kastner | Geschichte der Stadt N. | (ebd. 1854–67) |
12.783 | Pauken | Kastner | Méthode etc. des timbales | (Par.) |
13.710 | Reitkunst | Kästner | Die R. in ihrer Anwendung | (3. Aufl., Leipz. 1876) |
4.731 | Deutinger | Kastner | Deutingers Leben und Schriften | (Regensb. 1874) |
63.539 | Pyrophon | Kastner | Les flammes chantantes | (1. bis 3. Aufl., Par. 1875) |
9.599 | Kastner | Ludwig | Joh. Georg K., ein elsässischer Tondichter | (Leipz. 1886, 3 Bde.) |
6.426 | Fonvielle | "Georges Eug. Fréd. Kastner" | Biographie (1883) | |
9.600 | Kästner | "Nationallitteratur" | Bd. 73 (hrsg. von Minor, Stuttg. 1883) | |
9.599 | Kastner | "Parémiologie musicale de la langue française" | (1866) | |
9.600 | Kästner | "Vermischten Schriften" | (Altenburg 1783, 2 Bde.) | |
9.600 | Kästner | Seine | "Geschichte der Mathematik" | (Götting. 1796-1800, 4 Bde.) |
12.43 | Neiße | Kastner | Urkundliche Geschichte der Stadt N. | (Neiße u. Bresl. 1854-1867, 3 Bde.) |
9.599 | Kastner | "Traité général de l'instrumentation" | (am Pariser Konservatorium als Lehrbuch eingeführt) | |
9.600 | Kästner | "Anfangsgründe der Mathematik" | (Götting. 1758-69, 4 Bde.; 6. Aufl. 1800) | |
9.599 | Kastner | "Traité de la composition vocale et instrumentale"; | ||
9.599 | Kastner | "Manuel général de la musique militaire" | (mit einer historischen Abhandlung, 1848) | |
9.600 | Kästner | "Gesammelten poetischen und prosaischen schönwissenschaftlichen Werken" | (Berl. 1841, 4 Bde.) | |
9.599 | Kastner | Eine von ihm begonnene große | "Encyklopädie der Musik" | blieb unvollendet. |
9.599 | Kastner | "Theorie abrégée du contrepoint"; | ||
9.599 | Kastner | "Les chants de l'armée française" | Soldatenlieder, wieder mit einer historischen Abhandlung (1855) | |
7.569 | Göttingen | "Urkunden der Stadt G. aus dem 16. Jahrhundert" | (hrsg. von Hasselblatt und Kästner, Götting. 1881) | |
9.599 | Kastner | "Les chants de la vie" | ein Cyklus Männerchöre mit einer historischen Abhandlung über den Männergesang (1854) | |
9.599 | Kastner | "La danse macabre" | ein Vokal- und Instrumentalwerk mit einer historischen Untersuchung über Totentänze im allgemeinen (1852) | |
9.599 | Kastner | "La rève d'Oswald ou les sirènes" | mit einer Abhandlung über die Sirenenmythen, den Schwanengesang etc. (1858) | |
9.600 | Kastner | "Theorie der Schwingungen" | folgte eine Untersuchung über die sogen. singenden Flammen ("Les flammes chantantes", Par. 1875) | |
9.599 | Kastner | "Les cris de Paris" | eine humoristische Vokal- und Instrumentalsymphonie mit einer Untersuchung über die Straßenrufe von Paris seit dem Mittelalter (1857) | |
9.600 | Kästner | "Gedichte in siebenbürgisch-sächsischer Mundart", mit hochdeutscher Übersetzung und einer Einleitung: "Über Volkssprache und Mundarten" | (Hermannst. 1862) |
29 Quellen wurden gefunden.