Präparand
(lat., »ein Vorzubereitender«),
Vorbereitungsschüler. Die Bezeichnung setzte sich im vorigen
Jahrhundert
namentlich für solche junge Leute fest, die sich für ein Lehramt an
Volksschulen vorbereiteten oder vorbereiten ließen,
und seitdem für diesen
Zweck allgemein bestimmte Anstalten (die
Seminare) aufkamen, unterschied man von den Zöglingen
dieser: den Seminaristen, als Präparanden
diejenigen, welche erst für den
Eintritt ins
Seminar vorbereitet werden. In diesem
Sinn ist noch heute der
Ausdruck üblich; er hat überall da seine Bedeutung verloren, wo, wie im
Königreich
Sachsen,
[* 3]
Anhalt,
[* 4] Hamburg
[* 5] etc., das
Seminar 5 oder 6 Klassenstufen umfaßt und den künftigen Volksschullehrer vom
Austritt
aus der
Volks- oder
Mittelschule bis zum
Eintritt in das Lehramt (14. oder 15.-20. Lebensjahr) leitet. Wo dies nicht der
Fall
ist, kann der
Staat entweder, wie in
Bayern,
[* 6] die gesamte
Präparation der spätern Seminaristen in öffentlichen, von den
Seminaren
gesonderten Präparand
enanstalten übernehmen, oder sie einzelnen Unternehmern, bez.
der freien
Wahl der einzelnen Bewerber überlassen, oder endlich sie durch Unterstützung und Überwachung mittelbar fördern.
In
Preußen
[* 7] hatte in der ersten Hälfte des
Jahrhunderts das
Bedürfnis der einzelnen
Seminare, für einen an Zahl und Vorbildung
ausreichenden Nachwuchs zu sorgen, dahin geführt, daß die
Lehrer der zwei- bis dreiklassigen
Seminare
privatim Präparand
enanstalten unterhielten.
Statt diese, wie in
Sachsen, als Proseminare zu übernehmen und allmählich mit den
Seminaren zu verschmelzen, bevorzugte der
Minister v.
Raumer in seinem berufenen
Regulativ vom die
Präparation durch einzelne ländliche
Lehrer und
Prediger.
Erst der
Minister
Falk verließ diese
Bahn und begann, staatliche Präparand
enanstalten, leider räumlich
und anstaltlich gesondert von den
Seminaren und in sehr beschränkter Zahl, zu gründen, während im übrigen Privatanstalten
und Privatbildner staatlich unterstützt werden.
Die Buntscheckigkeit der Vorbildung, bei dieser geflissentlich gepflegten Mannigfaltigkeit unvermeidlich, ist der wunde
Fleck
der in allen übrigen Hinsichten vortrefflich eingerichteten Volksschullehrerbildung in
Preußen. Sie
ist um so empfindlicher, da das staatliche Präparand
enwesen den Provinzialschulkollegien, das private den
Regierungen untersteht,
diese durchaus zusammengehörige Angelegenheit also unter verschiedene Behörden verteilt ist.
Staatliche Präparand
enanstalten
gab es 1886 in
Preußen 32 gegenüber 114
Seminaren. Das von den Präparanden
zu erstrebende
Ziel ist in der
Ordnung der Aufnahmeprüfung für die königlichen Schullehrerseminare vom festgestellt.
Als
Muster für die Einrichtungsanstalten und vom
Staat unterstützen Präparand
enanstalten ist vom
Minister
Falk unterm der
Lehrplan der königlichen Anstalt zu
Schmiedeberg i. Schl. empfohlen worden.
Vgl. Schneider und v. Bremen, [* 8] Das Volksschulwesen im preußischen Staat (Berl. 1886 u. 1887, 3 Bde.; namentlich Bd. 1).