Pontinische
Sümpfe (Paludi Pontine), berüchtigte Sümpfe in der ital. Provinz Rom, [* 2] Kreis [* 3] Velletri, im Altertum Ager Pometinus genannt, erstrecken sich südöstlich von Rom von Cisterna bis Terracina in einer Länge von etwa 42 km bei einer größten Breite [* 4] von 28 km und werden von der Appischen Straße durchschnitten. Wenig höher als das Meer liegend, sind sie von diesem durch Dünen getrennt, auf der Ostseite aber durch eine Kette von Kalibergen begrenzt. Die Einförmigkeit des Sumpflandes wird durch einzelne saftgrüne Wiesen mit dunklem Rohr, durch das kräftige Grün der Steineichen und üppiger Wasserpflanzen [* 5] unterbrochen.
Unmittelbar zu beiden Seiten der Straße sind Kanäle gezogen und mittels dieser die Sümpfe ausgetrocknet; auf diesen Strecken weiden Herden von Hornvieh, Pferden und Büffelochsen, während die trockensten Stellen auch für Getreidebau benutzt werden. Aber zum längern Aufenthalt dienen die Sümpfe auch heute nur Hirten. In den ältesten Zeiten der römischen Republik sollen hier 33 Städte gestanden haben, welche infolge von Kriegen, vielleicht auch durch den schädlichen Einfluß der zunehmenden Sumpfluft schon frühzeitig verschwanden. Der erste Austrocknungsversuch wurde wahrscheinlich von Appius Claudius (312 v. Chr.) gemacht, als dieser die nach ihm benannte Heerstraße durch die Sümpfe leitete. Augustus begnügte sich, ¶
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mehrere Kanäle anzulegen. Unter den folgenden Kaisern gerieten diese Anstalten wieder in Verfall, und die Gewässer traten aus; erst Trajan legte die ganze Strecke von Treponti bis Terracina trocken. Unter den über Rom hereinbrechenden Stürmen nahm die Versumpfung wieder überhand. Die Päpste nahmen wiederholt die Austrocknungsarbeiten auf, so Bonifacius VIII. (um 1300), Martin V. (1417), Sixtus V. (1585) und Pius VI. (1778), welche Kanäle und Entwässerungsgräben (darunter den Fiume [* 7] Sisto und die Linea Pia) ziehen ließen.
Zugleich wurde die Appische Straße wieder in stand gesetzt und an derselben in gleichen Entfernungen Gebäude zur Besorgung der Posten und zur Aufnahme der Reisenden angelegt. Auch während der französischen Herrschaft wurden die Entsumpfungsarbeiten fortgesetzt; aber noch jetzt ist die Luft, besonders zu manchen Zeiten des Jahrs, der Gesundheit sehr nachteilig. Ein neuer Plan zur Entsumpfung des ganzen Gebiets ist jüngst vom preußischen Hauptmann v. Donat ausgearbeitet worden.
Vgl. Prony, Description hydrographique et historique des marais Pontins (Par. 1823);