Pico
323 Wörter, 2'316 Zeichen
Pico,
Pico,
Giovanni, Gras von Mirandola, Fürst von Concordia, ital. Gelehrter, geb. zeigte schon als Kind ungewöhnliche Fassungskraft und ein außerordentliches Gedächtnis und bezog im 14. Jahr die Universität Bologna, wo er besonders Philosophie und Theologie studierte. Hierauf besuchte er die bedeutendsten Schulen Italiens [* 2] und Frankreichs und eignete sich rasch eine Fülle der verschiedenartigsten Kenntnisse an. Außer Griechisch und Lateinisch verstand er auch Hebräisch, Chaldäisch und Arabisch.
Stolz auf sein
Wissen, glaubte er das
Problem einer
Versöhnung der
Religion mit der
Philosophie und einer
Verschmelzung der
Platonischen und
Aristotelischen Philosophie lösen zu können, indem er neuplatonische und kabbalistische
Ideen mit hineinzog. 1486 begab er sich nach
Rom und
[* 3] veröffentlichte 900 Thesen (»Conclusiones philosophicae, cabalisticae
et theologicae«,
Rom 1486), die er gegen alle
Gelehrten
Europas zu verteidigen sich erbot.
Da aber einige
derselben von seinen Neidern dem
Papst als ketzerisch dargestellt wurden, begab sich Pico
, um Verfolgungen zu entgehen, wiederum
nach
Frankreich und kehrte erst 1493, von
Alexander VI. freigesprochen, nach
Italien
[* 4] zurück, wo er nunmehr den profanen
Wissenschaften
ganz entsagte, um sich ausschließlich der
Theologie und einem strengen
Leben zu widmen. Seine letzten
Lebensjahre verbrachte er in
Florenz
[* 5] im
Umgang mit den bedeutendsten Männern des
Mediceischen
Hofs und starb daselbst.
Seine zahlreichen lateinischen, jetzt meist vergessenen Werke genossen ihrer Zeit eines bedeutenden
Rufs und sind mehreremal
(»Opera«,
Bologna 1496, Vened. 1498, Basel
[* 6] 1557 u. öfter)
gedruckt worden.
Vgl. Dreydorff, Das
System des
Joh. Pico
(Marb. 1858). -
Sein
Neffe
Giovanni
Francesco Pico
von
Mirandola, geb. 1469, von einem seiner
Neffen auf dem
Schloß
Mirandola ermordet,
beschäftigte sich gleichfalls eifrig mit
Religionsphilosophie, ohne jedoch seines Oheims
Talente und Kenntnisse
zu besitzen. Von seinen Werken sind die
Lebensbeschreibung seines
Oheims vor den
Ausgaben von dessen
»Opera« und die
Savonarolas
(Mirandola 1530) die interessantesten. Seine philosophischen
Schriften sind mit denen seines Oheims in den spätern
Ausgaben
(Basel
1573, 1601, 2 Bde.) zusammengedruckt.