Phänakistoskōp
(Phantoskop, griech., »Täuschungsschauer«,
auch
stroboskopische Scheibe,
Wunderscheibe), optischer
Apparat, welcher sich auf die Dauer des Lichteindruckes
im
Auge
[* 2] (ungefähr 1/7
Sekunde) gründet. Das Phänakistoskop
besteht aus einer undurchsichtigen
Scheibe
[* 1]
(Fig. 1), an deren
Umfang eine Anzahl
Löcher, z. B. zwölf, angebracht sind. Auf dieser
Scheibe ist eine zweite, kleinere befestigt, auf welcher irgend ein
Körper,
z. B. ein
Pendel,
[* 3] in so viel aufeinander folgenden
Stellungen, wie
Löcher vorhanden sind, dargestellt ist.
Kehrt man nun den
Apparat mit der bemalten Seite einem
Spiegel
[* 4] zu und blickt durch eine der Öffnungen, z. B. die oberste,
während die
Scheibe in rasche
Rotation versetzt wird, so gewahrt man, indem eine Öffnung nach der andern am
Auge vorübergeht,
unter der obersten Öffnung ein
Bild nach dem andern, aber jedes folgende
[* 1] ^[Abb.: Fig. 1. Stroboskopische Scheibe.] ¶
mehr
so schnell nach dem vorhergehenden, daß der Eindruck, den dieses hervorgebracht hat, fortbesteht, bis der folgende Eindruck an seine Stelle tritt. Indem so die Bilder der aufeinander folgenden Stellungen kontinuierlich ineinander übergehen, glaubt man unter der obersten Öffnung ein Pendel schwingen zu sehen; da jedes Bild der Scheibe ebenso durch die ihm folgenden abgelöst wird, so sieht man nicht nur das oberste, sondern sämtliche Pendelbilder gleichzeitig in schwingender Bewegung.
Eine andre Form des Phänakisto
skops ist der stroboskopische Cylinder oder das Lebensrad (Zoetrop, Dädaleum,
[* 5]
Fig. 2). Ein um
seine Achse drehbarer, oben offener Cylinder aus Pappe ist nahe seinem obern Rand mit zwölf Schlitzen versehen;
zwölf Bilder befinden sich auf einem Papierstreifen, welchen man in den Cylinder unter den Schlitzen so hineinlegt, daß er
sich der Wandung anschmiegt. Diese Einrichtung macht den Spiegel entbehrlich und hat den Vorzug, daß mehrere Personen zugleich
von verschiedenen Seiten durch die Schlitze hineinsehen und die Bild erstreben rasch gewechselt werden
können. Da sich auf diese Weise Bewegungen von Menschen und Tieren sehr täuschend darstellen lassen, so ist das Phänakistoskop
, namentlich
in seiner letztern Form, ein beliebtes Spielzeug.
Man kann die Bewegungen der Figuren einer stroboskopischen Scheibe einer größern Anzahl von Beobachtern gleichzeitig sichtbar machen, wenn man ein gegen die Hinterseite der Scheibe gelenktes helles Lichtbündel (Sonnenlicht, elektrisches oder Drummondsches Licht) durch eine Linse [* 6] auf einem der Löcher ihres Randes konzentriert und den aus der Öffnung tretenden Strahlenkegel durch einen kleinen, gegen die Achse des Kegels entsprechend geneigten Spiegel auf die Vorderseite der Scheibe zurückwirft.