Petromyzon
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Petromyzon,
[* 2] (Lamprete, Pricke, Bricke, Petromyzon Art.), Gattung aus der Ordnung der Rundmäuler und der Familie der Neunaugen
(Petromyzon
tidae), aalähnliche, nackte fischähnliche Tiere mit von einem ringförmigen Lippenknorpel gestütztem
Saugmaul, ein- oder mehrspitzigen, hornigen Zähnen, sieben äußern Kiemenspalten, einem gemeinsamen innern Kiemengang und
zwei Rückenflossen, von denen die hintere mit der Schwanzflosse zusammenfließt. Die Neunaugen durchlaufen eine Metamorphose.
Das kleine Flußneunauge (Sandpricke, P. Planeri Bl.), 20-40 cm lang, mit zwei ganz oder fast zusammenstoßenden Rückenflossen, am Umfang des Saugmundes mit einem dichten, mehrreihigen Kranz kurzer, warzenartiger Fransen, zwischen denen kleine Zähne [* 5] stehen, auf dem Rücken ölgrün, an den Seiten gelblich, auf dem Bauch [* 6] weiß, findet sich in allen Flüssen und Bächen Europas und Nordamerikas auf weichsandigem oder schlammigem Grund, auch im Meer, laicht im April und geht dann mit völlig erschöpften Geschlechtswerkzeugen zu Grunde.
Aus den Eiern geht das als Querder (Leinaal, Kieferwurm, Ulen, Ammocoetes branchialis L.) beschriebene und für ein selbständiges Tier gehaltene junge Neunauge hervor, welches einen sehr kleinen Kopf, kaum sichtbare Augen, Kiemenlöcher in einer Längsfurche und deutliche Hautringel besitzt, matt silberglänzend ist und auch in seiner innern Organisation abweicht. Es lebt im Schlamm, auch in den zum Rösten ins Wasser gelegten Flachsbündeln und verwandelt sich früher oder später, oft erst bei einer Länge von 20-30 cm, in das geschlechtsreif Neunauge. Das große Flußneunauge (gemeine Flußpricke, P. fluviatilis L.), bis 50 cm lang, mit voneinander getrennten Rückenflossen, ist auf der Oberseite grünlichblau, an den Seiten gelblich, auf dem Bauch silberweiß, an den Flossen veilchenfarben, bewohnt alle europäischen, die Küsten Nordamerikas und Japans bespülenden Meere, steigt im Frühjahr in den Flüssen bis zu den entferntesten Seitenflüssen auf, um zu laichen, und kehrt im Herbst ins Meer zurück, scheint aber auch in größern Flüssen und Seen beständig zu bleiben.
Wahrscheinlich stirbt auch diese Art nach völlig beendetem Laichgeschäft. Ihre Larve ist der der vorigen Art sehr ähnlich. Die Seelamprete (P. marinus L.), bis 1 m lang und 3 kg schwer, mit einem dichten Kranz zerfaserter Fransen am Innenrand der wulstigen Lippen und getrennten Rückenflossen, grünlichweiß, auf dem Rücken und an den Seiten schwarzbraun oder dunkel olivengrün marmoriert, auf dem Bauch weiß, lebt in allen europäischen Meeren mit Ausnahme des Schwarzen Meers, auch an den Küsten Westafrikas und Nordamerikas, laicht im Frühjahr im untern Lauf der Flüsse [* 7] und stirbt nach dem Laichen.
Die Larvenform ist unbekannt. Die Neunaugen nähren sich von Würmern, Fischbrut und Kerbtieren, saugen sich aber auch an große Fische [* 8] an und fressen diesen tiefe Löcher in den Leib. Dies geschieht namentlich auch den Lachsen und Maifischen, und so werden die Neunaugen von letztern in den Flüssen stromaufwärts getragen, während sie selbst zu schlecht schwimmen, um so weite Wege in so kurzer Zeit zurücklegen zu können. Um zu laichen, verschleppen sie mit Hilfe ihres Saugmundes große Steine und bilden so Höhlungen, in welchen je ein Paar verweilt. Das Fleisch der Neunaugen ist sehr geschätzt. Sie bilden, besonders mariniert, einen wichtigen Handelsartikel; als die besten gelten die Lüneburger, [* 9] dann die Elbinger, das Fleisch ist aber schwerverdaulich. Frisch werden sie wie Aal zubreitet ^[richtig: zubereitet].