Petion
de
Villeneuve (spr. petĭóng d'wilnöw),
Jérôme, franz.
Revolutionär, geb. 1753 zu
Chartres, war beim
Ausbruch
der
Revolution
Advokat in seiner Vaterstadt, vertrat dieselbe in der
Nationalversammlung und war einer der
leidenschaftlichen Vorkämpfer einer gänzlichen Umwälzung. Ausgestattet mit einer kräftigen
Stimme und einer gewissen äußern
Beredsamkeit, bildete er mit
Buzot und
Robespierre den
Mittelpunkt der republikanischen
Partei und erwarb sich den Beinamen des
Tugendhaften (Petion
de Villeneuve
le Vertueux).
Als Präsident des Kriminalgerichts zu Paris [* 2] erhielt er mit Barnave und Latour-Maubourg den Auftrag, die königliche Familie von Varennes zurückzuführen, wobei er sich im höchsten Grad roh und ungeschliffen bewies. Nach der Trennung der Feuillants von dem Jakobinerklub reorganisierte er diesen durch die von ihm bewirkte Reinigung desselben und ward sein Präsident. Seit Maire von Paris, bewaffnete er das Proletariat mit Piken und rief die Aufstände des Pöbels, namentlich den vom hervor, bei welchem er erst gegen 4 Uhr [* 3] im Schloß erschien und das Volk zum Rückzug bewog.
Seine hierauf vom
Direktorium des
Departements verfügte
Suspension hob die
Nationalversammlung wieder auf,
worauf Petion
de Villeneuve
3. Aug. im
Namen der
Gemeinde bei der
Nationalversammlung die Absetzung des
Königs beantragte. Bei dem
Aufstand vom 10. Aug. und
den Septembergreueln entzog er sich feig der Verantwortlichkeit. Als Mitglied des
Konvents und
Präsident desselben wurde er
wegen seiner Hinneigung zu den
Girondisten von den
Jakobinern heftig angegriffen u. genötigt, seine
Funktionen
als
Maire niederzulegen. Im
Prozeß des
Königs stimmte er zwar für den
Tod, aber mit der
Berufung ans
Volk, was seinen Feinden
neuen
Stoff zur Verdächtigung bot.
Beim
Sturz der
Gironde verhaftet, gelang es ihm, zu der föderalistischen
Armee in
Caen zu entkommen.
Nach der
Niederlage derselben bei
Vernon (Juli 1793) floh er in die
Bretagne und von da in die Gegend von
Bordeaux.
[* 4] Im Juli 1794 fand
man seinen und
Buzots
Leichnam in einem Getreidefeld bei St.-Emilion, halb verwest und von
Wölfen angefressen. Seine politischen
Reden und
Flugschriften erschienen unter dem
Titel: »Œuvres de Petion
de Villeneuve«
(Par. 1793, 4 Bde.).
Vgl.
Dauban,
Mémoires inédits de Petion
de Villeneuve
etc. (Par. 1866).