Petöfi
(spr. pétöfi
),
Alexander, berühmter ungar. Dichter, geb. zu
Kis-Körös im
Pester
Komitat, wo sein
Vater
Stephan Petrovics ein wohlhabender Fleischhauer war, besuchte die
Schulen in
Kecskemét,
[* 2]
Gyönk,
Pest u. a. O. und ging 1838 nach
Schemnitz, um das
Gymnasium zu besuchen, verließ jedoch die Bergstadt mitten im Schuljahr und begann ein
mehrjähriges Wanderleben, in welchem wir ihn bald als
Schauspieler, bald als
Soldaten, bald wieder als
Studenten (in
Papa) finden. 1842 erschien
sein erstes Gedicht: »A borozó« (»Der Weintrinker«),
im »Athenaeum« gedruckt und noch mit »Petrovics«
unterzeichnet. Die erste Sammlung seiner Gedichte
(Ofen 1844) begründete seinen
Namen als Dichter. Von
nun an entfaltete er seine wunderbare Produktivität als
Lyriker und versuchte sich auch im
Roman mit »A hóhér kötele« (»Der
Strick des
Henkers«) sowie im
Drama, doch in beiden letztern
Gattungen ohne Erfolg. Unter allen Verhältnissen seines bewegten
Jugendlebens an seiner
Bildung arbeitend, studierte er die moderne Litteratur, lernte deutsche, englische
und französische Dichter im
Original lesen und übersetzte unter anderm
Shakespeares »Coriolan«
(Pest 1848), welches
Drama seitdem
im ungarischen
Nationaltheater in Petöfis
Übersetzung aufgeführt wird.
Mit begeisterungsvollem Eifer beteiligte er sich an der Revolution von 1848, deren Vorgefühl sich schon in einigen seiner frühern Gedichte kundgegeben hatte. Am veröffentlichte er das Lied »Talpra, Magyar« (»Auf, Magyar«),
das in jener Zeit allgemein gesungen wurde, und mit dem er eine längere Reihe revolutionärer Lieder eröffnete. Im September 1848 trat er in die Honvedarmee, diente unter Bem und zeichnete sich bei mehreren Gelegenheiten durch Tapferkeit aus. ¶
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Bei Gelegenheit der entscheidenden Schlacht bei Schäßburg wurde er zum letztenmal gesehen, und nach längerm Zweifel
ward endlich mit Gewißheit angenommen, daß er dort gefallen und mit vielen andern Opfern jenes Tags in einem gemeinsamen Grabe
bestattet worden sei. Petöfis
Lyrik zeichnet sich durch Wahrheit und Natürlichkeit aus; er war der erste,
der sich gegen die lederne Schul- und Regelpoesie auflehnte; welche bis dahin in der ungarischen Litteratur alleinherrschend
gewesen, und an Stelle der klassischen konventionellen Rhetorik den ungekünstelten Naturschrei setzte.
Die Wahrheit und Realistik verschaffte seinen Dichtungen einen ungeheuern Erfolg bei seiner Nation und machte sie
zu wahren Volksliedern, in denen die leidenschaftliche Glut sowie die Melancholie und der Humor des ungarischen Naturells zum
reinsten Ausdruck kamen. Die erste vollständige Sammlung von denselben erschien 1874 in einer illustrierten Prachtausgabe,
der später zahlreiche andre, darunter auch billige, Volksausgaben folgten. Die erste deutsche Übersetzung Petöfi
scher
Gedichte veröffentlichte A. Dux (Wien
[* 4] 1846, neue Ausg. 1867); ihm folgten Kértbeny (mit mehreren Sammlungen),
Szarvady u. Hartmann (Stuttg. 1853), Opitz (2. Aufl., Pest 1868, 2 Bde.), H. v. Meltzl
(2. Aufl., Münch. 1883), Neugebauer (2. Aufl., Leipz. 1885), Aigner (Budapest
[* 5] 1880-82), A. Teniers (Halle
[* 6] 1887). Aus dem Deutschen
wurden Petöfis
Dichtungen auch in andre fremde Sprachen übertragen, so ins Englische
[* 7] von Bowring, Butler
u. a., ins Französische von Sayous, Desbordes-Valmore, Dozon u. a.
Vgl. Opitz, Alex. Petöfi
(Bern
[* 8] 1868);
Fischer, Petöfis
Leben und Werke
(Leipz. 1888);
kleinere biographische Schriften von Teniers-Herzl (Wien 1866) und Bubenik (das. 1882).
In Budapest wurde auf dem Petöfi
platz die Statue des Dichters (von A. Huszar) enthüllt.