Persische
Kunst.
In der Geschichte der Persische Kunst
kann man vier
Perioden unterscheiden: die achämenidische (559-330
v. Chr.),
die arsacidische (bis 226 n. Chr.), die sassanidische (bis 642) und die islamitische.
In der ersten
Periode findet man die
Baukunst
[* 2] gleich auf höchster
Stufe. Die Bauten des
Darius und H'erres,
die ältesten persischen
, welche wir kennen, sind später an Schönheit nicht übertroffen, ja kaum wieder erreicht wordeu.
Das Material ist meistens ein tresslicher Kalkstein, aus welchem rechteckige
Blöcke, zum
Teil von beträchtlicher
Größe,
gehauen sind, die dann ohne Mörtel, höchstens mittels metallener
Klammern
[* 3] aneinander gefügt sind.
Ruinen dieser Art finden sich in der Persis vei Naksch-i-Nu stem, Tacht-i-Dschemschid (Pcrsepolio) und Murghab. Beim Palaste Artaxerxes' II. in Susa sind Backsteine zu reichlicher Verwendung gekommen. Die Gebäude sind von regelmäßigen, eckigen Formen. Vielfach verwendet wurden sehr schlanke, runde Säulen, [* 4] zum Teil mit glockenförmiger Basis und mit reich verziertem Kapital; bei letzterm ist besonders die bicephale Form, bestehend aus der Wiederholung des Vorderleibes eines Stieres, beliebt.
Bei der Ausschmückung der Wände und Treppen [* 5] haben die assyr. Königspaläste als Vorbilder gedient: Reliefdarstellungen des Königs mit seinen Begleitern, Trllmt darbringender Völker, der Kämpfe mit Fabelwesen, ferner die Flügelstiere mit Menschenköpfen am Thorweg des Terres und Mosaiken aus emaillierten Backsteinen in Susa beweisen dies. Zu Gräbern dienten, teils niedrige Türme mit vollständig massivem Unterbau oder einer Totenkammer auf Stufenunterbau, teils künstliche Felsenhöhlen mit hoch gelegenem, schwer zugänglichem Eingang.
Letzterer ist von vier
Säulen in Relief umgeben, welche ein ebensolches Dach
[* 6] tragen, so daß die ganze
Fläche die Vorderseite eines Hauses darstellt.
Über dem platten Dach ist ein breiter
Thron,
[* 7] dessen beide
Stockwerke von
Darstellungen
unterworfener
Völker getragen werden, darüber der König, dem Lichtgott seine Huldigung darbringend.
Gräber beider
Arten
finden sich bei
Nakschi-Rustem, solche der erstern bei
Murghab, und ein Felsengrab auch bei
Persepolis.
Was die
Glyptik betrifft, so sind eine Anzahl von steinernen Siegelcylindern erhalten, zum
Teil von vorzüglicher
Arbeit, darunter
das berühmte
Siegel des
Darius. Außerdem sind von achämenidischen Kunst
gegenständen noch drei Alabastervasen mit dem
Namen
des H'erxes und eines Artarerres zu nennen.
Aus der Arsacidenzeit ist sehr wenig erhalten. Nach Dieulafoy finden sich arsacidische Ruinen bei Kingavar,
Hatra, Warka und
Susa, welche beweisen sollen, daß die Kunst
der damaligen Zeit von der griechischen stärker beeinflußt
worden sei. Die sassanidische
Baukunst nähert sich mehr der islamitischen. Rundungen und
Kuppeln werden eingeführt. Die Trümmer
solcher Bauten, namentlich bei Sarvistan und Firozabad, bestehen nur aus
Backsteinen. Sassanidische Reliefs
finden sich namentlich bei
Naksch-iRustem.
Während
Architektur und
Skulptur zur sassanidischen Zeit beträchtlich gesunken sind, hat sich die
Glyptik auf der alten Höhe
erhalten. Unter der großen Anzahl, sassanidischer Gemmen,
[* 8] die in den Museen zerstreut sind, befinden sich
Stücke
von hohem Kunst
wert. Die islamitische Kunst
Persiens ist zwar der
Arabischen Kunst (s. d.) im allgemeinen verwandt, zeichnet
sich aber besonders durch die hohe
Entwicklung des Ornaments aus. Die
Thonwaren,
[* 9]
Teppiche, Goldschmicdereien
Persiens wurden
vorbildlich sowohl für
Indien und
China
[* 10] als für den Westen.
Bis in unsere
Tage erhielt sich der große
Kunstwert
namentlich der pers.
Teppiche. -
Vgl. Dieulafoy, I^ai-t antihuO ä6 lg. 1^oi'36 (5 Bde., Par. 1884 -89);
Perrot und Chipiez, Hiätoii-o äo 1'art äanZ. 1'antiyuit6, Bd. 5 (ebd. 1890).