Payer
,
Julius von, Nordpolfahrer, geb. zu
Teplitz, erhielt seine
Ausbildung auf der
Militärakademie zu
Wiener-Neustadt
und trat 1859 als
Offizier in die österreichische
Armee. In Norditalien stationiert, that er sich als kühner Alpensteiger
namentlich in Erforschung der
Ortleralpen (s. d.) hervor und legte die
Resultate seiner Alpenforschungen
in
»Petermanns Mitteilungen« (Ergänzungshefte 17, 18, 23, 27 u. 31) nieder. 1869 schloß
Payer
sich der zweiten deutschen
Nordpolexpedition unter
Koldewey an und überwinterte unter 76° nördl.
Br. Im März und April 1870 machte
er Schlittenreisen nach N. längs der grönländischen
Küste und drang bis 77° vor.
Die
Entdeckung und Erforschung des
Kaiser Franz
Joseph-Fjords an der Ostküste
Grönlands war das Hauptresultat dieser Expedition,
von der er im
September d. J. nach
Deutschland
[* 2] zurückkehrte. 1871 unternahm er mit
Weyprecht eine Rekognoszierungsfahrt von
Tromsö aus und nahm die
Route zwischen
Spitzbergen und
Nowaja Semlja; die Reisenden drangen bis zum 79.°
nördl.
Br. vor und fanden überall offenes, eisfreies
Meer. Hierauf bauend, rüsteten Payer
und
Weyprecht jene österreichische
Polarexpedition aus, die im
Tegetthoff von
Bremerhaven aus in
See stach und den 76.° 30' nördl.
Br. erreichte, wo
der
Tegetthoff, im N. von
Nowaja Semlja vom
Eis
[* 3] eingeschlossen, nach N. getrieben wurde.
Die
Versuche, durch Zersägen und Zersprengen des
Eises das
Schiff
[* 4] im
Sommer 1873 aus seiner
Lage zu befreien, waren fruchtlos.
Im
Herbste d. J. näherten sie sich aber einem unbekannten Gebirgsland, 200
Seemeilen nördlich von
Nowaja Semlja. Die zweite
Überwinterung wurde hafenlos unter 79° 51' nördl.
Br. und 59° östl. L. v. Gr. zugebracht. Im Frühjahr 1874 unternahm
Payer
vom
Schiff aus eine Schlittenreise und konnte das Land bis 79° 54' aufnehmen, während dasselbe bis 83° nördl.
Br. abgepeilt wurde.
Die größte erreichte
Breite
[* 5] war 82° 5'; der nördlichste
Punkt unter diesen
Breiten wurde
Kap
Wien
[* 6] genannt.
Im Mai 1874 kehrte Payer
wieder an
Bord zurück; doch mußte der
Tegetthoff verlassen werden, und 20. Mai trat die
Mannschaft mit
Booten und
Schlitten den
Rückzug an. 96
Tage dauerte diese abenteuerliche
Reise, und unter 77° 40' erreichte man wieder freies
Meer. Die
Küste
Nowaja Semljas hinabfahrend, wurde die
Mannschaft 24. Aug. vom russischen
Schiffer
Feodor
Woronin
in seinem
Schoner Nikolaj aufgenommen und erreichte nach neuntägiger
Fahrt den schwedischen
Hafen
Vardöe.
Das von der Expedition entdeckte Land erhielt den
Namen
Franz Joseph-Land. Im
Herbst 1874 kehrte Payer
mit der Expedition über
Hamburg
[* 7] nach
Wien zurück. Payer
nahm bald darauf seinen
Abschied als
Offizier und lebte dann in
Frankfurt
[* 8] a. M.
als Privatmann. Nachdem er seit 1882
in
München
[* 9] als
Maler
Studien gemacht, trat er als solcher mit einem
Cyklus von Bildern
auf, in welchem die einzelnen
Episoden der
Franklin-Expedition behandelt wurden. Außer zahlreichen
Monographie in
»Petermanns
Mitteilungen« und in den »Mitteilungen der
Wiener
Geographischen
Gesellschaft« hat Payer
veröffentlicht: »Die
österreichisch-ungarische
Nordpolexpedition 1872-74«
(Wien 1876), der auch eine
Skizze der zweiten deutschen
Nordpolexpedition
1869-70 und der Polarexpedition von 1871 beigefügt ist.