Pasquier
(spr. paskjeh),
Etienne
Denis,
Herzog von,
Kanzler von
Frankreich, geb. zu
Paris
[* 2] als Sohn des 1794 guillotinierten
Parlamentsrats
Etienne Pasquier
, studierte die
Rechte, wurde während der
Revolution ebenfalls verhaftet, erhielt
aber durch
Robespierres
Sturz die
Freiheit wieder, ward 1806
Maître des requêtes beim
Staatsrat, 1810
Staatsrat und bald darauf
Polizeipräfekt von
Paris.
Beim Einzug der Verbündeten in
Paris 1814 sorgte er für die
Ruhe und Sicherheit der Hauptstadt
und wurde von
Ludwig XVIII. zum Generaldirektor des
Brücken- und
Wegebaues ernannt.
Während der Hundert Tage blieb er ohne Anstellung, ward dagegen bei der zweiten Rückkehr der Bourbonen Großsiegelbewahrer im Kabinett Talleyrand und 1816 Präsident der Kammer. 1817-18 war er zum zweitenmal Großsiegelbewahrer. 1819 erhielt er im Ministerium Decazes das Portefeuille des Auswärtigen, mußte dies jedoch 1821 an den Herzog von Montmorency abtreten, da er in der Adreßdebatte unterlag. Inzwischen hatte ihm der König die Pairswürde verliehen, und er übte von nun an bei seinem ausgezeichneten Rednertalent großen Einfluß auf die Erste Kammer aus, unterstützte viele willkürliche Maßregeln und besonders die Beschränkung der Presse. [* 3]
Anderseits aber trat er 1824 gegen die Rentenreduktion und das Sakrilegiengesetz auf, und trug viel zum
Sturz
Villèles bei.
Ludwig
Philipp ernannte ihn 1830 zum
Präsidenten der Pairskammer, in welcher
Stellung er namentlich für Herstellung der
Ruhe
und
Befestigung der Dynastie
Orléans
[* 4] wirkte. Der
Lohn für die bewiesene Anhänglichkeit und die
Dienste,
[* 5] die er dem
Hof
[* 6] als geheimer Ratgeber leistete, war 1837 seine Ernennung zum
Kanzler von
Frankreich und 1844 seine
Erhebung zur
herzoglichen
Würde. Mit der
Februarrevolution von 1848 trat er vom öffentlichen Schauplatz zurück; er starb Seit 1842 war
er Mitglied der französischen
Akademie. Er schrieb unter anderm:
»Discours et opinions de
M. Pasquier«
(Par.
1842, 4 Bde.).
Vgl.
Favre,
Étienne
Denis Pasquier
, chancelier de
France (Par. 1870).
Sein Herzogstitel ging auf seinen von ihm adoptierten Großneffen Edme
Armand
Gaston,
Herzog d'Audiffret-Pasquier
(s. d.), über.