Parr
,
Katharina, Königin von England, s. Katharina ^[= # Name zahlreicher Fürstinnen, von denen als die merkwürdigsten anzuführen sind: [England. ...] 4).
Parr
8 Wörter, 56 Zeichen
Parr,
Katharina, Königin von England, s. Katharina ^[= # Name zahlreicher Fürstinnen, von denen als die merkwürdigsten anzuführen sind: [England. ...] 4).
Katharina
(griech., »die Reine, Keusche«),
weibl. Vorname. Zunächst Name mehrerer Heiligen:
1) Katharina
, nach der Legende Jungfrau in Alexandria, ward, da sie bei einem Opferfest des Kaisers Maxentius den
Götzendienst für thöricht erklärte, in den Kerker geworfen. Fünfzig der gelehrtesten heidnischen Philosophen sollten sie
widerlegen, allein sie gingen als Christen aus dem Kerker. Als sie auf ein mit Nägeln gespicktes Rad geflochten werden sollte,
zerbrach dasselbe, und Katharina
wurde daher enthauptet (307). Die katholische Kirche feiert ihr Gedächtnis den 25. November, die
Philosophen und gelehrten Schulen verehrten sie als Patronin.
2) Katharina
von Siena (Catharina Senensis), geb. 1347 zu Siena, Tochter eines Färbers, gelobte schon im achten Jahr ewige Keuschheit,
lebte fast nur von Kräutern, Wurzeln und Früchten und trat in den Dominikanerorden, wo sie drei Jahre lang, außer
in der Beichte, kein Wort sprach und sich vornehmlich der Armen- und Krankenpflege widmete. Durch ihre Beredsamkeit bekehrte sie
die verstocktesten Sünder und bewog den Papst Gregor XI. zur Rückkehr von Avignon nach Rom.
[* 5] Sie rühmte sich des unmittelbarem
Umgangs mit Christus, der sich mit ihr verlobt, sein Herz mit dem ihrigen vertauscht, sein Blut ihr zu trinken
gegeben und die fünf Wundenmale ihrem Leib eingedrückt habe. Von Papst Urban VI. 1378 zur Herstellung des Kirchenfriedens
nach Rom gerufen, starb sie daselbst und wurde 1461 heilig gesprochen. Ihre gesammelten Werke erschienen italienisch
(Siena 1707 und 1713, 5 Bde.). Die Dominikaner sowie Siena verehren sie als Schutzheilige. Ihr Tag ist der 30. April.
Vgl. Hase, [* 6] Caterina von Siena (Leipz. 1864);
Malan, Geschichte der heil. Katharina
von Siena (deutsch, Regensb. 1874).
3) Katharina, mit dem Beinamen die Schwedische, Tochter der heil. Brigitta, bewahrte, wiewohl vermählt, ihre Keuschheit, folgte ihrer Mutter nach Rom und zog sich nach deren Tod in das schwedische Kloster Wadstena zurück, als dessen Äbtissin sie 1381 starb. Sie ward 1474 kanonisiert; ihr Tag ist der 22. März.
4) Katharina von Bologna (Bononia), geb. 1413, trat in den dritten Orden [* 7] des St. Franziskus und wurde später Vorsteherin des Klarissenklosters in Bologna, wo sie 1463 starb. Sie ward 1724 kanonisiert; ihr Tag (Todestag) ist der 9. März.
5) Katharina von Genua, [* 8] Tochter des Vizekönigs Fieschi von Neapel, [* 9] trat nach dem Tod ihres Gemahls in den dritten Orden des heil. Franziskus, widmete sich der Pflege von Pestkranken und starb 1510. Sie ward 1737 kanonisiert. Ihre Tage sind der 22. März und 22. Juli. Ihr Leben beschrieb Maralotti (1551).
6) Katharina Ricci, geb. 1522 zu Florenz [* 10] aus altadligem Geschlecht, war bereits im 25. Jahr Priorin des Klosters Prato in Toscana, starb 1589 und wurde ¶
später kanonisiert; ihr Tag ist der 13. Februar. Guastin veröffentlichte 50 ihrer Briefe (Prato 1848).
Name zahlreicher Fürstinnen, von denen als die merkwürdigsten anzuführen sind:
1) Katharina, Königin von England, Tochter des Königs Karl VI. von Frankreich und der Isabella von Bayern, [* 12] geb. 1400, vermählte sich 1420 nach dem Vertrag von Troyes mit Heinrich V. von England, dem sie einen Sohn, Heinrich VI., gebar, und begründete so die Ansprüche, welche dieser nach Karls VI. Tod auf Frankreich erhob. Nach ihres Gemahls Tod (1422) vermählte sie sich heimlich mit Owen Tudor, dem sie drei Söhne schenkte; durch einen derselben, Edmund, Grafen von Richmond, wurde sie Großmutter Heinrichs VII. Sie starb 1438.
2) Katharina von Aragonien, Königin von England, Tochter Ferdinands des Katholischen von Aragonien und der Isabella von Kastilien, geb. 1483, ward 1501 mit dem Prinzen Arthur von Wales, Sohn Heinrichs VII., vermählt; doch starb derselbe schon im folgenden Jahr vor der wirklichen Vollziehung der Heirat. Um die reiche Mitgift Katharinas nicht wieder herausgeben zu müssen, vermählte Heinrich VII. Katharina 1509 mit Dispens des Papstes Julius II. mit seinem zweiten, damals erst zwölfjährigen Sohn, dem nachmaligen König Heinrich VIII.
Die Neigung zu Anna Boleyn bewog letztern jedoch 1529, beim Papst Clemens VII. auf Scheidung der, wie er nun behauptete, kanonisch nicht erlaubten Ehe mit seiner Schwägerin anzutragen, und da dieser, um Katharinas Neffen Karl V. nicht zu beleidigen, sich weigerte, ließ der König die Ehe 1533 durch die Geistlichkeit für ungültig erklären, womit der erste Schritt zur Losreißung Englands von Rom gethan war. Katharina lebte fortan eingezogen und starb 1536 in Kimbolton. Die Königin Maria die Blutige war ihre Tochter.
3) Katharina Howard, Königin von England, Tochter Edmund Howards und Nichte des Grafen von Norfolk, fesselte durch ihre Schönheit Heinrich VIII., der sich 1540 mit ihr in fünfter Ehe vermählte. Als eifrige Katholikin benutzte sie ihren Einfluß auf den König, um in England die Anhänger der Reformation zu verfolgen, wurde aber überwiesen, vor ihrer Verheiratung ein unzüchtiges Leben geführt und auch nach derselben mit einem frühern Geliebten Umgang gehabt zu haben, und deshalb enthauptet. Dramatisch wurde das Schicksal Katharinas von Gottschall behandelt.
4) Katharina Parr, Königin von England, seit 1543 sechste Gemahlin König Heinrichs VIII., früher mit Lord Latimer verheiratet, war eine eifrige Protestantin. Nach des Königs Tod vermählte sie sich mit dem Admiral Thomas Seymour; starb 1549.
5) Katharina von Medici, Königin von Frankreich, geb. zu Florenz, war die einzige Tochter Lorenzos von Medici, Herzogs von Urbino, und der Magdalena de la Tour d'Auvergne, und Nichte des Papstes Clemens VII. Teils im Kloster delle Murate in Florenz, teils am Hof [* 13] daselbst erzogen, nahm sie an letzterm neben seinem Kunstgeschmack auch Vorliebe für Kabalen und Intrigen an. Franz I. von Frankreich ersah sich 1533 die 13jährige Katharina zur Gemahlin seines zweiten Sohns, des nachmaligen Königs Heinrich II., aus, wofür ihm Lorenzo von Medici eine bedeutende Summe vorschoß. Katharina hatte am französischen Hof zwischen der Herzogin von Etampes, der Mätresse Franz' I., und Diana von Poitiers, der Buhlerin ihres Gemahls, anfangs einen schwierigen Stand, wußte aber schlau es mit keiner von beiden zu verderben.
Als Katharina nach zehnjähriger Ehe Kinder erhielt, wurde das eheliche Verhältnis etwas besser, und da sie sich bei den Liebeshändeln ihres Gemahls sehr nachsichtig bewies, so näherte sich derselbe ihr immer mehr und schenkte ihr später sogar ein unbegrenztes Vertrauen. Nachdem Heinrich 1547 den Thron [* 14] bestiegen, wurde Katharina 1549 gekrönt und von ihrem Gemahl während seines Feldzugs nach Lothringen und Elsaß 1552 zur Regentin bestellt. Da nach dem Tod ihres Gemahls (1559) und ihres ältesten Sohns, Franz' II. (1560), ihr zweiter Sohn, Karl IX., noch minderjährig war, so ergriff Katharina selbst die Zügel der Regierung.
Obwohl äußerst ehrgeizig, war Katharina doch zaghaft und unentschlossen und suchte deshalb mehr durch schlaue und listige Entwürfe, durch eine wechselvolle und den Umständen sich anpassende Politik als durch entschiedenes, festes und planmäßiges Handeln zu herrschen. Ihr beweglicher und klarer Geist, ihre gewandte Rede unterstützten sie in diesem Verfahren. Aus Abneigung gegen die übermächtigen Guisen, die Führer der katholischen Partei, näherte sie sich anfangs den Hugenotten und der dieselben leitenden Familie Bourbon; aber deren Herrschsucht und die Überzeugung, daß die große Mehrheit des französischen Volkes dem Katholizismus treu bleiben werde, machten sie bald zur leidenschaftlichen Gegnerin der Hugenotten.
Als diese und zumal der Admiral Coligny nach dem Religionsfrieden von St.-Germain den König zu gewinnen suchten und damit Katharinas Herrschaft über denselben bedrohten, veranlaßte sie in ihrer Besorgnis die Verwundung des Admirals und dann die Pariser Bluthochzeit. In der That blieb Karl IX. ein Werkzeug in ihrer Hand. [* 15] Bis nach Karls Tod (1574) ihr dritter Sohn, Heinrich III., aus Polen, wo er damals König war, zurückkehrte, um den französischen Thron einzunehmen, führte Katharina abermals die Regentschaft.
Aber Heinrich III. entwand sich der Herrschaft seiner Mutter mehr und mehr, trat in völligen Gegensatz zu der nun eifrig katholischen Richtung der letztern und ließ endlich 1588 sogar die beiden Guisen zu Blois ermorden. Diese That, welche Katharina nach jeder Richtung hin für verderblich hielt, verschlimmerte die Krankheit, von der sie schon vorher befallen war: sie starb in Blois. Katharina besaß eine große Neigung für Künste und Wissenschaften, bereicherte die Pariser Bibliothek mit wertvollen Handschriften aus Griechenland [* 16] und Italien [* 17] und baute die Tuilerien und das Hôtel de Soissons, an dessen Stelle man die Halle [* 18] aux blés gesetzt hat, sowie viele Schlösser in der Provinz. Ihre beiden Töchter waren: Elisabeth; vermählt mit Philipp II. von Spanien [* 19] 1559, und Margaretha, vermählt mit Heinrich von Navarra, nachmals Heinrich IV.
Vgl. Alberi, Vita, di Caterina de' Medici (Flor. 1838; deutsch, Augsb. 1847);
Reumont, Die Jugend Caterinas de Medici (2. Aufl., Berl. 1856);
Capefigue, Catherine de Médicis (Par. 1856);
»Lettres de Catherine de Médicis« (hrsg. von La Ferrière, das. 1880-85, 2 Bde.).
6) Katharina I., Alexejewna, Kaiserin von Rußland, hieß eigentlich Martha und ward um das Jahr 1684 von Eltern niedern Standes in Litauen geboren. Bald verwaist, fand sie ein Unterkommen bei dem Propst Glück zu Marienburg [* 20] in Livland, [* 21] der sie mit seinen Kindern im protestantischen Glauben erziehen ließ. Dort heiratete sie 1702 einen schwedischen Dragoner, der indessen bald darauf ins Feld zog. Als Marienburg von den Russen eingenommen wurde (August 1702), ward Martha als Gefangene fortgeführt und lebte eine Zeitlang bei Menschikow. Bei diesem sah sie Peter d. Gr., nahm ¶
sie zur Geliebten und bewog sie, 1703 zur griechischen Kirche überzutreten (wobei sie von ihrem Paten, dem Zarewitsch Alexei, den Namen Katharina Alexejewna erhielt). Katharina gebar dem Zaren von 1706 bis 1709 drei Töchter: Katharina, welche früh starb, Anna, später an den Herzog von Holstein vermählt und Mutter Peters III., und Elisabeth, später Kaiserin von Rußland, und mehrere Söhne, welche früh starben. Katharina wußte sich durch ihren Verstand, ihre Hingebung und ihre Nachsicht hinsichtlich der Liebeshändel ihres Geliebten dessen Gunst zu erhalten;
die Verdienste, welche sich Katharina bei Gelegenheit des Feldzugs am Pruth 1711 erwarb, ohne daß darüber etwas Zuverlässiges im einzelnen bekannt wäre, festigten das Verhältnis zwischen Peter und Katharina;
am (19. Febr.) ließ sich Peter formell mit Katharina trauen; 1724 fand ihre Krönung in Moskau [* 23] statt, ohne daß damit auch Peters Absicht, sie zur Thronfolgerin zu ernennen, unzweifelhaft ausgesprochen worden wäre. Die Gerüchte von einer angeblichen Spannung zwischen den Ehegatten und von einem Liebesverhältnis zwischen Katharina und dem Kammerherrn Mons [* 24] sind unzuverlässig. Als Peter starb und noch ehe dessen Tod bekannt wurde, zogen Katharinas Günstlinge Menschikow, Bassewitz und Jagushinsky in der Eile alle Garden heran, und der Erzbischof von Pleskow, Theophanes, bezeugte, Peter habe auf dem Totenbett ihm erklärt, Katharina allein sei würdig, ihm in der Regierung zu folgen. So bestieg sie den Thron, der eigentlich dem noch unmündigen Enkel Peters, Peter (II.) Alexejewitsch, gehört hätte.
Als Kaiserin überließ sie sich ganz dem Einfluß Menschikows, wußte aber durch Milde auch ihre Gegner zu gewinnen. Sie regierte im wesentlichen im Sinn Peters, eröffnete die Akademie der Wissenschaften, beschränkte die Macht des Senats durch Errichtung des Obersten Geheimen Rats und suchte sich durch Steuernachlässe beliebt zu machen. Aber Rußlands Ansehen in Europa [* 25] war während ihrer Regierung unvergleichlich geringer als unter Peter d. Gr. Nachdem sie in ihrem Testament ihren Stiefenkel Peter II. zum Nachfolger ernannt hatte, starb sie
Vgl. Mottley, History of the life and reign of Catherine I. (Lond. 1744, 2 Bde.);
Arssenjew, Die Kaiserin Katharina I. (russ., Petersb. 1856);
Kostomarow, Katharina I., in der Zeitschrift »Das alte und neue Rußland« (1877, Nr. 2);
Brückner, Der Briefwechsel Peters d. Gr. mit in dem »Historischen Taschenbuch« 1880.
7) Katharina II. Alexejewna, Kaiserin von Rußland, Tochter des Fürsten Christian August von Anhalt-Zerbst, geb. zu Stettin, [* 26] wo ihr Vater preußischer General und Gouverneur war. Auf Friedrichs II. Empfehlung von der russischen Kaiserin Elisabeth zur Gemahlin für deren Neffen und adoptierten Nachfolger Peter, Herzog von Holstein-Gottorp, ausersehen, begab sie sich mit ihrer Mutter im Februar 1744 nach Rußland, vertauschte bei ihrem Übertritt zur griechischen Kirche ihre Taufnamen Sophie Auguste mit den russischen Katharina Alexejewna und ward mit dem zum russischen Großfürsten erhobenen Peter Feodorowitsch vermählt.
Ihre Ehe war keine glückliche. Durch Geist und Bildung hoch über ihrem nur dem rohen Sinnengenuß ergebenen Gemahl stehend, sah sie sich von demselben mit Kälte und selbst mit rücksichtsloser Härte behandelt und von ihrer Umgebung mit Haß und Argwohn verfolgt. Trotzdem erlangte sie in den politischen Intrigen des Hofs bald maßgebenden Einfluß. Einst als Kaiserin auch wirkliche Herrscherin von Rußland zu werden, war ihr fester Entschluß. 1753 erlangte der stattliche, gewandte Graf Sergius Soltykow die Liebe der Großfürstin, welche, nachdem sie einmal die Schranken der Sitte überschritten, ihren Leidenschaften und ihren sinnlichen Trieben keinen Zügel mehr anlegte.
Nach der Geburt des Großfürsten Paul (1754) und der Versetzung Soltykows als Gesandten nach Madrid [* 27] wandte sie ihre Gunst dem polnischen Grafen Stanislaus Poniatowski, dann dem schönen und gutmütigen Grafen Gregor Orlow zu. Der lange erwartete Tod Elisabeths (Januar 1762) gab ihr endlich die Möglichkeit, ihre ehrgeizigen Pläne zur Ausführung zu bringen. Ihr Gemahl, der neue Kaiser Peter III., bedrohte sie in seinem leidenschaftlichen Haß mit Verbannung oder Kloster, zögerte aber mit der Ausführung. Katharina beschloß, ihrem Gemahl zuvorzukommen.
Die Mißstimmung, die bald gegen dessen Regierung Platz griff, ward von noch absichtlich genährt und von ihrem Günstling Orlow und dessen Bruder Alexei eine Verschwörung eingeleitet, welche darauf hinausging, Peter III. zu einem Entsagungsakt zu nötigen und als Vormünderin ihres Sohns Paul und als Regentin auf den Thron zu erheben. Die Verhaftung eines Verschwornen drängte zur Beschleunigung der That. Von Orlow von ihrem Lustschloß Peterhof nach der Hauptstadt geführt, wußte Katharina daselbst in der Nacht des die Garde durch eine begeisternde Ansprache für sich zu gewinnnen ^[richtig: gewinnen], so daß dieselbe ihr als Kaiserin huldigte, während der in der Kasanschen Kirche versammelte Klerus die Erhebung der Großfürstin auf den Thron verkündigte. Um 10 Uhr [* 28] morgens war die Revolution beendet und Katharina II. Kaiserin von Rußland, 33 Jahre alt, in der Fülle ihrer Schönheit und ihrer geistigen Entwickelung.
Auf die Nachricht von diesen Ereignissen verlor Peter allen Mut und erklärte sich bereit, die Krone niederzulegen und sich nach Deutschland [* 29] zurückzuziehen. Er wurde nach dem Schloß Ropscha gebracht und dort von einigen Verschwornen ermordet. Den Hauptanteil an der That hatte, wie es scheint, Alexei Orlow; der Mord geschah ohne Vorwissen Katharinas, welche übrigens in der ersten Zeit ernstlich an eine Vermählung mit Gregor Orlow dachte. Die ersten 13 Jahre ihrer Regierung, solange ihr Verhältnis zu Orlow dauerte, der Katharina wahrhaft liebte und frei war von Selbstsucht, aber auch von Thatendrang und nichts that, um sich durch Kriegsruhm oder Anteil an den Geschäften seiner Geliebten ebenbürtig zu machen, waren segensreich, weil die neue Herrscherin den edlen Trieben ihres Geistes folgen konnte.
Zugleich aber fehlte es in dieser Zeit nicht an allerlei Unruhen und Rebellionen. Die Kaiserin war unermüdlich thätig, ihre Kenntnisse über ihr Herrschergebiet zu vervollkommnen und für die Ordnung und Besserung im einzelnen zu sorgen, ohne doch den Überblick und die großen leitenden Gesichtspunkte aus dem Auge [* 30] zu verlieren. Sogleich im ersten Jahr ihrer Regierung lud sie durch ein Manifest Ausländer zur Niederlassung in ihrem Reich ein und setzte zur Leitung dieser Kolonisationsangelegenheiten eine eigne Behörde nieder. Sie führte die Kuhpockenimpfung ein und gründete Armen-, Kranken- und Findelhäuser. Alle unter den frühern Regierungen zur Verbreitung und Beförderung der Kultur gegründeten Institute, wie die Navigationsschulen, die Anstalten zur Pflege der Wissenschaften und Künste, fanden an Katharina eine eifrige Beschützerin. Angehende russische Gelehrte und Künstler wurden zu ihrer Ausbildung ins Ausland gesandt, die geistlichen Seminare vermehrt und ¶