Panzerechsen
6 Wörter, 62 Zeichen
Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888
Panzerechsen,
Im Brockhaus` Konversationslexikon, 1902-1910
Panzerechsen,
s. Krokodile. ^[= (Crocodilia, Loricata), eine Ordnung der Reptilien, mit durch gewaltige Körpergröße ausgezeichnet ...]
[* 2] (Crocodilina, Loricata, hierzu Tafel »Krokodile«),
Ordnung der Reptilien, große, eidechsenähnliche Tiere mit knöchernen Hautschildern, einfachem Nasenloch, kegelförmigen, in die Kieferknochen eingekeilten Zähnen, vier kurzen Füßen mit Schwimmhäuten zwischen den Zehen und langem, seitlich zusammengedrücktem Ruderschwanz. Meist ist bei ihnen der vierte Zahn des Unterkiefers ein großer Fangzahn und greift beim Schließen des weiten Rachens in eine Lücke des Oberkiefers ein. Rippen sind auch an den Halswirbeln vorhanden.
Das Brustbein hat eine Verlängerung [* 4] nach hinten (sogen. Bauchsternum), von der gleichfalls kurze Rippen abgehen. Das Kreuzbein wird von nur zwei Wirbeln gebildet. Die Augen besitzen außer den zwei Lidern auch noch die Nickhaut; Nase [* 5] und Ohren können durch Hautklappen geschlossen werden. Speicheldrüsen fehlen; der Magen [* 6] hat Ähnlichkeit [* 7] mit dem der Vögel. [* 8] Das Herz ist völlig in zwei Vorkammern und zwei Herzkammern geschieden, kommt also dem der Warmblüter gleich. Eine Harnblase fehlt. - Von den drei großen Gruppen der Krokodile sind zwei, die Teleosaurier und Steneosaurier, gänzlich ausgestorben; erstere (Teleosauria) finden sich nur im Jura und haben noch fischähnliche (bikonkave) Wirbel; letztere (Steneosauria) verbreiten sich auch in der Kreide. [* 9]
Als Vorfahren derselben betrachtet man die Thekodonten (s. Reptilien). Die dritte Gruppe der Krokodile war schon zur Kreidezeit vertreten und lebt gegenwärtig fort. Die zu ihr gehörigen Tiere finden sich in großen Strömen der wärmern Klimate; man unterscheidet nur 25 Arten, die man in 4 oder auch mehr Gattungen und nur 3 Familien unterbringt:
1) Alligator n (s. d., Alligatoridae), nur in Amerika; [* 10]
2) Gaviale (s. d., Gavialidae), in Nordaustralien, auch Borneo und im Ganges;
3) Krokodile (Crocodilidae), in Afrika, [* 11] Ostindien, [* 12] Nordaustralien, Mittel- und Südamerika, [* 13] namentlich durch den Zahnbau von den Alligatoren und Gavialen unterschieden; die Nackenschilder sind von den Rückenschildern meist getrennt, Bauchschilder fehlen, die Füße besitzen deutliche Schwimmhäute. Das Panzerkrokodil (Crocodilus cataphractus Cuv.), mit verlängertem Schädel und schmaler Schnauze, soll 8 m lang werden, ist braungrün, schwarz gefleckt, unterseits gelblichweiß mit kleinern Flecken, bewohnt sehr zahlreich die größern Flüsse [* 14] der afrikanischen Westküste vom Senegal bis Gabun, wandert in der trocknen Jahreszeit, nährt sich von Fischen und Reptilien und raubt auch Menschen, wenn es diese sogleich in tiefes Wasser ziehen kann.
Das Weibchen bedeckt seine Eier [* 15] mit Blättern und andern Stoffen. Man jagt das Panzerkrokodil des wohlschmeckenden Fleisches halber. Das Spitzkrokodil (C. acutus Gray), mit verlängerter, schmaler, spitzer Schnauze, 6 m lang, braun mit gelben Zickzacklinien, unten gelb, bewohnt Mittelamerika, Südamerika und Westindien [* 16] zwischen dem Wendekreis und dem 5.° südl. Br., ist an manchen Orten ungemein häufig, nährt sich von Fischen und andern Tieren, die es im Wasser erbeuten kann, greift auf dem Land nicht an, ist je nach der Örtlichkeit, in der es wohnt, mehr oder minder gefährlich und greift namentlich im Alter den Menschen an. Einen weißen Reiher, der auf seinem Rücken umherläuft und Nahrung sucht, läßt es unbeachtet.
Beim Austrocknen isolierter Wasserbecken vergräbt es sich im Schlamm, erwacht erst wieder in der Regenzeit und wandert dann in Rudeln zum Wasser. Das Weibchen legt gegen 100 Eier in eine Grube, welche es sorgfältig bedeckt, soll zur Zeit des Auskriechens der Jungen wieder erscheinen und diese kleinern Wasserbecken zuführen. Das Fleisch wird hier und da gegessen, das Fett arzneilich benutzt. Das Leistenkrokodil (C. biporcatus Gray, s. Tafel »Krokodile«),
mit keilförmigem Kopf und zwei auf der Schnauze verlaufenden, perlschnurartig gegliederten Knochenleisten, 10 m lang, gelblichgrün mit dunkeln Flecken, bewohnt alle Gewässer Südasiens, der Inseln von Ceylon [* 17] bis Neuirland, Neuguineas, der Nordküste Australiens, der Seschellen und Mauritius, geht an den Strommündungen oft mehrere ¶
Leistenkrokodil (Crocodilus biporcatus). 1/30. (Art. Krokodile.)
Hechtkaiman (Champsa lucius). 1/28. (Art. Alligator.)
Nilkrokodil (Crocodilus niloticus). 1/30. (Art. Krokodile.)
Gangeskrokodil (Ramphostoma gangeticum). 1/25. (Art. Gaviale.)
Seemeilen weit ins Meer, ist höchst raubgierig und überfällt von einem Hinterhalt aus die Tiere, welche sich dem Wasser nähern, sowie auch den Menschen. Es bewegt sich im Wasser pfeilschnell, auf dem Land aber ist es unbehilflich und ergreift stets die Flucht. Mehr Nacht- als Tagtier, unternimmt es namentlich größere Wanderungen nur nachts. Die trockne Jahreszeit verbringt es im Schlamm. An manchen Orten wird das Leistenkrokodil eifrig verfolgt, in Siam ißt man sein Fleisch, an andern Orten wird es als heilig verehrt und in Teichen mit Fischen gefüttert.
Das Nilkrokodil (C. vulgaris Cuv., s. Tafel »Krokodile«),
mit weniger spitzem Kopf, wird über 7 m lang, ist dunkel bronzegrün, schwarz gefleckt, auf der Unterseite schmutzig gelb, findet sich in allen größern Gewässern Afrikas, am reichlichsten wohl in den Binnenseen, vielleicht auch in Palästina, [* 20] während es in Ägypten [* 21] fast ausgerottet ist. Die Eingebornen waren diesen Ungetümen gegenüber so gut wie ohnmächtig, während die Feuerwaffen schnell unter ihnen aufgeräumt haben. Eine Kugel durchbohrt stets den Panzer, tötet das Tier aber nur selten sofort. Es ist im Wasser sehr behend, schwimmt und taucht vortrefflich, bewegt sich auf dem Land gewöhnlich langsam und schwerfällig, auf der Jagd oder Flucht aber sehr schnell, nur legt es niemals weitere Strecken zu Lande zurück.
Gesicht [* 22] und Gehör [* 23] des Krokodils sind sehr scharf, die geistige Begabung ist offenbar sehr gering; auf dem Land zeigt es sich erbärmlich feig, im Wasser mindestens dreist und unternehmend; mit seinesgleichen lebt es gesellig. Allen Tieren, die es bewältigen kann, auch kleinen Krokodilen, bleibt es stets gefährlich; um Tiere aber, die nicht als Nahrung in Betracht kommen, kümmert es sich nicht und gestattet daher einem Vogel, dem Krokodilwächter, auf seinem Rücken Nahrung zu suchen etc. Vor dem Menschen ist es auf der Hut, [* 24] greift ihn aber im Wasser an und bewältigt ihn sehr leicht. In großer Aufregung stößt es dumpf brüllende Laute aus.
Etwa alle zehn Minuten erscheint es an der Oberfläche des Wassers, um zu atmen; mittags sonnt es sich und schläft, oft gesellig, auf einer Sandbank, und mit der Dämmerung beginnt es die Jagd auf Fische [* 25] und alle zur Tränke kommenden Tiere, selbst Pferde, [* 26] Rinder [* 27] und Kamele. [* 28] Es frißt auch tote Tiere, jagt aber niemals auf dem Land und verläßt ein Wasserbecken überhaupt nur, um sich in ein andres zu begeben; bisweilen wird es daran verhindert, dann bleibt es in der Lache und vergräbt sich endlich, wenn dieselbe austrocknet, bis zur nächsten Regenzeit in den Schlamm. Im allgemeinen hält es an dem einmal gewählten Standort mit großer Beharrlichkeit fest.
In der Paarungszeit verbreitet das Krokodil starken Moschusgeruch. Das Weibchen legt 20-90 Eier von der Größe der Gänseeier, aber mit weicher, rauher Kalkschale, in den Sand, verscharrt sie sorgfältig und soll sie bewachen. Die ausgekrochenen Jungen sind 20 cm lang, wachsen in der Jugend ziemlich schnell, später aber so langsam, daß man das Alter der großen Tiere auf mehr als 100 Jahre schätzen muß. Man jagt sie hauptsächlich der Moschusdrüsen halber, deren Inhalt zu Pomaden benutzt wird. Auch das Fleisch duftet nach Moschus, wird aber, wie das Fett, von den Eingebornen sehr geschätzt. Die Eier gelten diesen als Leckerbissen. Manche Teile des Tiers werden noch jetzt wie im Altertum medizinisch benutzt.
Im alten Ägypten war das Krokodil wie alles Schädliche in der Natur dem Seth-Typhon geweiht und wurde an mehreren Orten (Krokodilopolis) verehrt, in andern aber verabscheut und verfolgt. Um dies zu erklären, hat man, was naturwissenschaftlich nicht begründet ist, von zwei Arten gesprochen. Die eine, größere, durch Wildheit und Zerstörungswut ausgezeichnet, das Symbol des bösen Prinzips, wurde in Teichen gefüttert, um den Zorn des bösen Geistes zu besänftigen.
Dieses sollte beim Anblick eines Menschen Thränen vergießen und ihn dann sofort fressen (Krokodilsthränen); die andre, kleinere Art traf mit Beginn der Nilüberschwemmung ein, galt als Symbol des glückbringenden Prinzips, wurde gezähmt, mit Gold [* 29] und Edelsteinen geschmückt und sorgsam balsamiert; derartige Mumien finden sich in den Gräbern von Theben, und in einer Höhle bei Monfalut liegen viele Tausende alter und junger Krokodile, welche, wie auch Eier, sehr einfach balsamiert sind. Das Krokodil versinnbildlicht auch das Reich und die Macht der Ägypter, aber nicht bei diesen selbst. Das Krokodil ist auch der Leviathan der Bibel. [* 30]
Vgl. Rathke, Untersuchungen über die Entwickelung und den Körperbau der Krokodile (Braunschw. 1866);
Strauch, Synopsis der gegenwärtig lebenden Krokodiliden (Petersb. 1866).
Name einer Münchener Poetengesellschaft, welche namentlich in den Jahren zwischen 1856 und 1864 blühte und zur Zeit noch besteht.
Derselben gehörten alle jene poetischen Talente an, welche durch König Maximilian von Bayern [* 31] nach München [* 32] berufen worden waren oder sich freiwillig daselbst angesiedelt hatten (Geibel, Paul Heyse, Bodenstedt, Lingg, Melchior Meyr, Fr. Löher, Jul. Grosse, Wilhelm Hertz, H. Leuthold, Lemcke, F. A. v. Schack u. a.).