Panorama
(griech., »Allschau, Allübersicht«, Rundgemälde), eine besondere Art von landschaftlichen Gemälden mit und ohne Figuren, welche teils durch die Totalität der Rundschau, teils durch die als Wirkungsmoment angewandte Bewegung des Standpunktes weniger auf den künstlerischen Schein als auf die Erreichung natürlicher Illusion berechnet sind. Bei dem Landschaftsgemälde im gewöhnlichen Sinn ist der Standpunkt des Beschauers als fest angenommen, und es wird nur so viel von dem Natur-Sichtbaren dargestellt, als (das Auge [* 2] als Spitze eines Kegels angenommen, dessen Winkel [* 3] 90° beträgt) in den dadurch gebildeten Sehkreis fällt.
Ein natürliches Panorama
bietet sich dem
Beschauer dar, wenn er, etwa auf einem hohen
Berg stehend, sich allmählich im
Kreis
[* 4] dreht
und so die ganze Umgegend nach und nach an seinem
Auge vorüberziehen sieht. Denkt man sich nun dieses
Band,
[* 5] welches den
Beschauer cylinderförmig umgibt, an einer
Stelle von
oben nach unten zerschnitten und der
Breite
[* 6] nach auf eine
gerade
Fläche ausgebreitet, so hat man die
Darstellung eines Panoramas.
Um dasselbe zu sehen, ist also eine künstliche Vorrichtung
nötig, wodurch die
Bewegung des Nacheinander wiederhergestellt wird.
Dies kann auf doppelte
Weise geschehen: entweder wird das Längenbild langsam vor den
Augen des
Beschauers vorübergezogen
(Cyklorama,
s. unten), oder es bedeckt,
in sich zurückkehrend, die Wand eines cylinderförmigen
Raums, in dessen
Mittelpunkt der
Beschauer
sich befindet (eigentliches Panorama
). Indem nun durch künstliche, dem
Beschauer nicht direkt sichtbare
Beleuchtung,
[* 7] sei es von
oben durch konzentriertes Tageslicht, sei es durch
Lampen,
[* 8] das Gemälde derartig in
Wirkung gesetzt wird, daß es
dem Natureindruck möglichst nahekommt, so entsteht jene
Illusion, welche der eigentliche
Zweck des Panoramas
ist und zuweilen
noch durch künstliche Naturnachahmung atmosphärischer
Erscheinungen, wie
Donner,
Regen, Schneefall u.
dgl., verstärkt wird.
Panoramen wurden von dem Architekturmaler Breysig in Danzig [* 9] erfunden und zuerst von dem irischen Maler Robert Parker 1787 ausgeführt. Er machte einen Versuch im kleinen mit der Ansicht von Edinburg [* 10] und ließ später in London [* 11] eine 30 m im Durchmesser haltende Rotunde ausführen, worin er die Darstellung der russischen Flotte zu Spithead zeigte. Etwas später stellte man Panoramen zu Paris [* 12] auf, wo sie durch Fontaine, Bourgeois und Prevost sehr verbessert wurden, und von wo sie dann in allen größern Städten Europas Eingang fanden.
Einen neuen Aufschwung nahm die Panoramenmalerei seit dem deutsch-französischen
Krieg, nachdem schon 1867 in
den
Champs-Elysées zu
Paris ein
Versuch mit einem Panorama
der
Schlacht von
Solferino
[* 13] gemacht worden war. Dasselbe wurde 1875 durch
ein kolossales, die
Verteidigung von
Paris darstellendes Rundbild von
Philippoteaux ersetzt, auf welchem der
Künstler nicht
bloß mit malerischen, sondern auch mit plastischen
Mitteln die
Illusion der Wirklichkeit zu erreichen
suchte. Dieses
Prinzip blieb fortan für die Panoramenmalerei maßgebend und
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mehr
gelangte durch zahlreiche Schöpfungen hervorragender Künstler (Schlachtenpanoramen, Panoramen von den deutschen Kolonien,
aus der biblischen Geschichte etc.) in deutschen Städten (Berlin,
[* 15] München,
[* 16] Frankfurt
[* 17] a. M., Leipzig,
[* 18] Hamburg
[* 19] u. a. O.), für
welche besondere Gebäude errichtet wurden, zu raffinierter Ausbildung. Die Erfindung des Panoramas
zog in den 30er Jahren die
einer Menge andrer Oramen nach sich. Dahin gehören außer dem Diorama (s. d.), welches jetzt gewöhnlich
mit Panoramen verbunden ist, Georama (s. d.), Neorama (s. d.) und Myriorama (s. d.): das Kosmorama, eine Zusammenstellung von
Bildern einzelner Gegenden, welche, unter künstlicher Beleuchtung und durch vergrößernde Gläser angesehen, in natürlicher
Größe erscheinen;
das Pleorama, von Langhans oder von Kopisch in Breslau [* 20] 1831 erfunden und Strandgegenden so darstellend, wie sie dem Vorüberschiffenden erschien, indem das durch optische Täuschung möglichst naturgetreu erscheinende Bild an dem Beschauer vorübergeführt wird;
das Cyklorama, gewöhnlich große Flüsse [* 21] mit ihrem nähern oder entfernten Ufer von der Quelle [* 22] bis zum Ausfluß [* 23] und unter gelegentlicher Abänderung der Beleuchtung zu verschiedenen Tageszeiten dem Auge vorführend.
Kahleis brachte 1853 in einem großen Cyklorama »3000 Jahre Weltgeschichte«, d. h. eine zeitlich angeordnete Darstellung aller Hauptbauwerke von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart, zur Ansicht. Alle diese »oramen« sind entweder durch Panoramen verdrängt oder auf das Schaubudenniveau herabgedrückt worden. Außerdem nennt man noch Panoramen im uneigentlichen Sinn graphische Darstellungen großer Längenansichten von Gebirgen, Flüssen etc., welche, da sie nicht successiv in ihren einzelnen Teilen, sondern mit einemmal gesehen werden, unperspektivisch sind und aus den Gesetzen der künstlerischen wie der Naturwahrheit heraustreten.