Pagōde
(v. ind. bhaguvati, »heiliges Haus«),
frei stehende Tempelanlage der
Hindu und andrer südasiatischer
Völker. Durch Massenhaftigkeit, Originalität des
Stils,
Pracht der
Ausstattung und Feinheit der daran befindlichen
Skulpturen gleich ausgezeichnet, bilden die Pagoden
meist Gebäudegruppen,
die von einem oder mehreren
Höfen umgeben und durch hohe, bisweilen von
Türmen unterbrochene Umfangsmauern
umschlossen sind, und bestehen aus
Haupt- und Nebentempeln,
Kapellen,
Sälen zur Beherbergung der
Pilger,
Säulenhallen,
Galerien
und Reinigungsbassins verschiedener Art (s. Tafel
»Baukunst
[* 3] I«,
[* 1]
Fig. 6).
Später ist der
Name Pagode
auch auf die in diesen
Tempeln
befindlichen
Statuen der
Götter
übertragen worden, die, meist von gebrannter
Erde gefertigt, unförmlich
und fratzenhaft, aber reich vergoldet, nackte oder bekleidete, stehende oder mit gekreuzten
Beinen dasitzende
Figuren darstellen.
Pagoden
heißen ferner auch die kleinen bunten, gewöhnlich nach chinesischen
Mustern gebildeten
Figuren von
Gips
[* 4] mit beweglichen
Händen und
Köpfen, die man als
Nachahmungen jener
Götzen zur Rokokozeit als
Verzierung auf Kamingesimsen,
Schränken
etc. aufzustellen pflegte. Der neuere
Geschmack hat die Pagoden
in kleinern Verhältnissen aus
Porzellan nachgebildet und in
die
Nippsachen eingereiht. - Im übertragenen
Sinn braucht man die Bezeichnung Pagode
von
Menschen, welche, ohne selbständiges
Urteil zu haben, zu allem ja sagen.