(franz., spr. pahsche, v.
ital. paggio), Edelknabe.
Schon bei den
Römern war es
Sitte, schöne, reichgekleidete
Knaben zur Bedienung im
Haus zu halten,
welche unter der
Aufsicht alter gedienter
Soldaten oder Sklaven, später in besondern Anstalten (Pädagogien) erzogen wurden
und deshalb den
Namen paedagogianus puer führten, woraus das
WortPage entstanden ist. Von den
Römern bürgerte
sich der Brauch, Pagen zu halten, an den andern
Höfen ein. Als das
Ritterwesen sich zu einer geschlossenen, zunftartigen Form
ausbildete, erhielten die Pagen den
Rang von
Lehrlingen, und zwar mußte jeder, um einst die Ritterwürde
zu erlangen, die Pagenlaufbahn betreten.
Sobald er das siebente Jahr erreichte, wurde er durch mannhafte
Erziehung an einem
Hof
[* 3] oder in einer Ritterburg vorbereitet
»zu Schimpf und
Ernst«. Des Pagen Verrichtungen waren die eines gewöhnlichen
Dieners, weshalb er auch in
Frankreich varlet
(valet) hieß; er begleitete seinen Gebieter auf der
Jagd wie auf
Reisen, richtete seine
Botschaften aus,
bediente ihn bei Tafel und übte dabei besonders das Mundschenkenamt. Den
Damen war es vorbehalten, die Pagen im
Katechismus,
in den hergebrachten Höflichkeitsformen und in der Verehrung
Gottes und der
Damen zu unterrichten.
Mit der
Erhebung zum
Schildknappen (s.Knappe) wurde der
Jüngling, meist im 14.-18. Lebensjahr, wehrhaft
gemacht. Vom Dreißigjährigen
Krieg ab finden sich Pagen nur noch vereinzelt an fürstlichen
Höfen. Die sogen. Leibpagen
treten nach
Ablauf
[* 4] ihrer
Dienstzeit meist als wirkliche
Kammerherren ein. Die hier und da noch bestehenden Pageninstitute (Pageries)
mit einem Pagenhofmeister an der
Spitze kommen mit den sogen.
Ritterakademien ziemlich überein. Am deutschen
Kaiserhof fungieren bei Feierlichkeiten Lichterfelder
Kadetten in Pagenuniform.
(spr. pehdsch), William, amerikan. Porträt- und Historienmaler,
geb. 1811 zu Albany, zog 1820 mit seinen Eltern nach New York und wurde dort Schüler von Joseph
Hoxie. Schon als Knabe für eine Tuschzeichnung prämiiert, widmete er sich nach Überwindung mancher
Schwierigkeiten ganz der Kunst, wurde Schüler von Samuel Morse und besuchte die Nationalakademie. Er begann mit dem Porträt,
brachte aber auch bald Historienbilder verschiedenen Inhalts, z. B.: eine heil.
Familie, Kindheit Heinrichs IV., Ruth und Naemi, Moses, Venus (1854), einen großes Aufsehen machenden Christuskopf, eine
Kopie der Tizianschen Venus und Farraguts triumphierenden Einzug in die Bai von Mobile (1872).
Wie in diesen Historienbildern, so ist er auch in den Porträten großartig in der Auffassung, aber derb realistisch und
ohne Scheu vor dem Häßlichen.
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(frz., spr. pahsche; mittellat.
pagius; von dem grch. paidion, Diminutivum von pais, Diener). Schon die Römer
[* 5] hielten sich schöne Knaben, Sklaven, zu ihrer
Bedienung, die, leicht und üppig gekleidet, namentlich bei der Tafel aufwarteten. Im Mittelalter ging die Sitte, die unmittelbare
Bedienung von Fürsten, Vornehmen und Damen zum TeilKnaben zu übertragen, von einer andern Grundlage aus.
Mit dem Dienste
[* 6] verband sich zugleich die Erziehung und Ausbildung.
Aus diesem Grunde brachte nicht allein der niedere Adel seine Söhne auf die Burgen
[* 7] und an die Höfe der Großen, es wurde vielmehr,
um überhaupt die Ritterwürde zu erlangen, erforderlich, eine Lehrzeit, erst als Page (oder Diener, varlet
oder valet in Frankreich), dann als Knappe (s. d.) durchzumachen. Der Page, der gewöhnlich nach dem siebenten
Lebensjahre eintrat, lernte die Erfordernisse seines künftigen Standes, den Waffendienst und die höfische Sitte. Mit dem
Aufhören des Rittertums und seit der Veränderung im Hofwesen durch das moderne Ceremoniell und eine
ausgebildete Gliederung der Hofdienerschaft hat auch das Pagenwesen einen andern Charakter angenommen. Während im 18. Jahrh.
in den meisten StaatenPagenschulen bestanden, in denen die Söhne adliger Familien erzogen wurden und
¶
mehr
gleichzeitig den Pagendienst am Hofe versahen, was in einzelnen Ländern noch jetzt der Fall ist, werden in der Neuzeit an
einigen Höfen die ältern Zöglinge der Kadettenhäuser als Page verwendet, so am preuß. Hofe die der Hauptkadettenanstalt in
Lichterfelde.