Padus
195 Wörter, 1'470 Zeichen
Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888
Padus,
Padus
Mill.
(Traubenkirsche), Untergattung der
Gattung
Prunus
(Familie der
Rosaceen),
Bäume oder
Sträucher mit endständigen,
vielblütigen, zuweilen kurzen und doldigen
Trauben, nach den Blättern erscheinend, kleinen, nicht bereiften
Früchten und
glattem oder schwach gefurchtem
Stein. Padus
avium Mill.
(Ahl-,
Padelkirsche,
Kitschbaum,
Faulbaum) ist ein
Baum
oder
Strauch mit
Drüsen an der
Spitze des Blattstiels, oft 10
cm langen, länglichen, spitzen, hautartigen, gewöhnlich doppelt
gesägten, abfallenden Blättern, weißen
Blüten in 8-10
cm langen, meistens später überhängenden
Trauben und kleinen, fast
schwarzen
Früchten.
Die
Traubenkirsche findet sich in
Europa,
[* 2] im
Orient und in
Sibirien und wird als hoher Zierstrauch vielfach
kultiviert. Die
Rinde war früher offizinell. Die
Früchte benutzt man zum
Färben des Rotweins und verarbeitet sie auch wohl
auf
Branntwein. Padus
virginiana Mill. (Padus
serotina
Ehrh., spät blühende
Traubenkirsche), schnellwüchsiger
Strauch mit glänzend
grünen, lorbeerähnlichen, ovalen bis länglich lanzettlichen, zugespitzten Blättern und drüsenlosem Blattstiel,
in
Nordamerika,
[* 3] ein vortreffliche Zierstrauch.
Geruch und
Geschmack der frischen
Rinde rühren wahrscheinlich von einem dem
Amygdalin
analogen
Bestandteil derselben her. Bei der
Destillation
[* 4] mit
Wasser erhält man
Blausäure (0,5
pro Mille im April, 1,4
pro Mille
im
Oktober) und ätherisches
Öl.
Im Brockhaus` Konversationslexikon, 1902-1910
Padus,
(bei den Alten Eridanus, auch Padus), der größte Fluß Italiens, [* 7] entspringt in den Kottischen Alpen, am östlichen Abhang des Monte Viso, in einer Höhe von 1952 m, fließt anfangs östlich durch ein Alpenthal bis gegen Revello, tritt dann in die Ebene, fließt nördlich durch die Provinz Turin, [* 8] beschreibt einen Bogen [* 9] um die Berge von Montferrat und wendet sich bei Chivasso gegen O., welche Richtung er im allgemeinen bis zu seiner Mündung beibehält. Er ist die zentrale Rinne der italienischen Niederlande, [* 10] in welcher sich alle Alpen- und Apenninengewässer vereinigen, bezeichnenderweise nahe an den Apennin herangedrängt und ein überwiegend einseitiges Flußsystem.
Die Alpenflüsse sind alle in jeder Jahreszeit viel wasserreiche als die Apenninenzuflüsse, die im Sommer sehr wasserarm sind. So gehört der Po im Verhältnis seiner Länge zu den wasserreichsten Flüssen Europas und leistet, mit mehreren seiner Nebenflüsse in hohem Grad schiffbar, dem Verkehr wesentliche Dienste. [* 11] Schon an der Ticinomündung beträgt die Seehöhe nur noch 66 m, und in der Nähe von Piacenza ist sein Lauf so verlangsamt, daß er keine Kiesel mehr rollt und bei der Flachheit seiner Ufer nur durch Dämme, welche bald auch alle Nebenflüsse im Unterlauf begleiten, abgehalten wird, seine Umgebung zu überschwemmen.
Von Cremona an fehlen größere Städte an seinen Ufern, die vorhandenen kleinern liegen auf künstlichen, aus sehr alter Zeit stammenden Erhöhungen, mußten sich aber noch in diesem Jahrhundert durch Dämme schützen. Infolge der Vollendung und sorgsamen Unterhaltung der Dämme nämlich kann sich der Fluß nicht mehr ausbreiten, er läßt deshalb seine Sinkstoffe in seinem Bett [* 12] selbst fallen, erhöht dasselbe und schiebt sein Delta [* 13] um so rascher vor. Bei Ficcarolo, oberhalb Ferrara, [* 14] beginnt die Teilung, indem sich vom Po grande, der sich wiederum in mehrere Arme teilt, unter denen der Po di Maestra, di Goro, della Gnocca und delle Tolle die bedeutendsten, letzterer ¶
der schiffbarste ist, ein Arm abzweigt, welcher kanalisiert als Po di Volano und Po di Primaro, der eine nördlich, der andre südlich von den Lagunen von Comacchio, den Panaro, Reno und andre Apenninenflüsse aufnehmend, münden. Bei Polesella endlich geht eine Abzweigung zum Canale Bianco, der, an Adria vorbeifließend, durch Seitenkanäle mit Po und Etsch verbunden, am weitesten nördlich als Po di Levante mündet. Die Entfernung der nördlichsten Mündung von der südlichsten beträgt 94 km. Weiteres über die Deltabildung des Po s. Delta (mit Kartenskizze).
Die Länge des Stroms beläuft sich auf 570 km. Seine Breite [* 16] ist sehr verschieden, sie beziffert sich beispielsweise bei Turin mit 160, bei Cremona mit 910, bei Guastalla mit 1326 m; von da an ist sie wieder bedeutend geringer, sie beträgt bei Ostiglia 303 und auf dem weitern Lauf nur etwa 250 m, bis sie sich an der Mündung des Hauptstroms wieder zu 1137 m erweitert. Von den Nebenflüssen sind rechts nur noch der Tanaro und die Trebbia zu nennen, von den linken Dora Riparia, Dora Baltea, Sesia, Ticino (der wasserreichste), Adda, Oglio und Mincio.
Das gesamte Stromgebiet des Po erstreckt sich über 74,907 qkm (1360 QM.) und umfaßt beinahe ganz Oberitalien [* 17] (Piemont, Lombardei, den größten Teil der Emilia, einen Teil von Venetien), außerdem Teile der südöstlichen Schweiz [* 18] und des südlichen Tirol. [* 19] Die Höhenlage des Po fällt vom Ursprung bis Revello bei einer Länge von 34 km um 1600 m, von da bis zum Meer nur noch um 352 m. Da die Übergänge über den Fluß allenthalben schwierig sind, so erhalten die Punkte, wo solche möglich sind, für friedlichen und kriegerischen Verkehr erhöhte Wichtigkeit.
Namentlich gilt dies von Turin und Piacenza. Bei Turin vereinigen sich überdies nicht nur die Straßen aus der obern Ebene von Piemont, sondern auch die über den Mont Cenis und Mont Genèvre, daher das jetzige Aufblühen der Stadt, daher hier der Schauplatz von Schlachten. [* 20] Weiter stromab sind wichtig: Casale, Valenza und Mezzana Corti. Piacenza war bis in die neueste Zeit der einzige Übergang am weitesten stromab, dort vereinigten sich alle Straßen aus der Lombardei und der Schweiz, um sich in der Emilia fortzusetzen, daher die Bedeutung von Piacenza als Festung. [* 21] Weiter stromab sind zu nennen die Übergänge von Borgoforte und Pontelagoscuro. Von jeher waren die Anwohner in Kampf mit dem Po, der sie beständig bedrohte, daher hat sich hier die Wasserbaukunst zuerst zum Schutz, dann für Schiffahrt und Bewässerung so früh und so hoch entwickelt.