der bedeutendste, der jungfräulichen Göttin Athena (Athena Parthenos) geweihte Tempel auf der Akropolis zu
Athen. Der Bau, der sich neben dem in den Perserkriegen zerstörten alten Haupttempel der Athena erhebt, war schon von Kimon begonnen,
aber wenig über die Fundamente gefördert worden. Auf diesen wurde dann unter der Staatsverwaltung des
Perikles durch Iktinus und Kallikrates der neue Parthenon in penthelischem Marmor erbaut, das schönste Muster des attisch-dor.
Tempelbaues: ein Peripteros (d. h. mit Säulenhallen
an allen vier Seiten) mit je 8 Säulen
[* 6] an den Schmal- und je 17 an den
Langseiten, dessen obere Fläche des in drei Stufen gegliederten Unterbaues eine Länge von 77 und eine Breite
[* 7] von 32 m hat.
Vor den Frontseiten der Cella liegen, durch 16 dor. Säulen, zwischen denen Gitterwerk angebracht war, nach außen hin abgeschlossen,
zwei Vorhallen (Pronaos und Opisthodomos), die wie die Cella selbst zur Aufbewahrung wertvoller Weihgeschenke
dienten.
Die Cella (Hekatompedos, d.h. 100 attische Fuß lang) selbst war durch zweimal 9 dor. Säulen in drei Schiffe
[* 8] geteilt. Im mittlern
Schiff
[* 9] vor der Westwand stand das von Phidias gearbeitete, 438 v. Chr. vollendete Kolossalbild der Athena aus Elfenbein und Gold,
[* 10] mit einer goldenen Siegesgöttin auf der ausgestreckten Rechten, Schild,
[* 11] Speer und die heilige Burgschlange
zur Linken. Westlich der Cella war noch ein Gemach, der Parthenon im engern Sinne, abgeteilt, wo die Festgeräte aufbewahrt wurden.
Der Tempel selbst war mit zahlreichen Skulpturen geschmückt, deren Ausführung unter Phidias' Leitung erfolgte. In den beiden
Giebelfeldern standen gewaltige Statuengruppen, deren vielfach verstümmelte Überreste (jetzt größtenteils
im Britischen Museum in London;
[* 12] s. Elgin Marbles) für uns die höchste Vollendung der griech.
Bildnerei repräsentieren: im östl. Giebel die Geburt der Athena
[* 13]
(Figuren daraus s. die Tafel beim ArtikelGriechische Kunst,
Bd. 8, S. 354), im westlichen der Streit
zwischen Athena und Poseidon
[* 14] um die Landschaft Attika.
Die Metopen
[* 15] über den Säulen (ursprünglich 92 Platten, von denen noch 58 teils in Athen, und zwar meistenteils noch an Ort
und Stelle, teils im Britischen Museum zu London und einzelne im Louvre zu Paris
[* 16] erhalten sind) waren mit kleinern, in hohem
Relief ausgeführten Darstellungen von Kentaurenkümpfen, Gigantenkämpfen, Amazonenkämpfen und Scenen aus der Eroberung
Trojas geschmückt. Sie sind in altertümlicherm Stil ausgeführt als die Giebelskulpturen und rühren zum Teil vielleicht noch
von dem Kimonischen Bau her.
Der Fries über den Außenwänden der Cella (gleichfalls teils noch an Ort und Stelle oder wenigstens
noch in Athen, teils im Britischen Museum [ein Stück aus dem Ostfries auf Tafel: Griechische Kunst II,
[* 13]
Fig. 15]) enthielt auf
allen vier Seiten eine in flachem Relief gehaltene, fortlaufende Darstellung des Festzugs der Panathenäen. Nach dem Untergange
des Hellenentums wurde der Parthenon in eine christl. Kirche, unter der türk. Herrschaft in eine Moschee verwandelt
und blieb so vor dem Verfall bewahrt, bis bei einer Belagerung der Akropolis durch die Venetianer eine Bombe auf das
Dach
[* 17] des Gebäudes, in welchem gerade Pulver aufgespeichert lag, fiel und eine Explosion herbeiführte, die nicht nur das
Innere, sondern auch den mittlern Teil der Säulenhallen an den Langseiten des Tempels zerstörte, der nun
als eine Ruine dasteht. -
Vgl. Michaelis, Der Parthenon (mit Atlas,
[* 18] Lpz. 1871);
E. Petersen, Die Kunst des Pheidias am Parthenon und zu Olympia
(Berl. 1873);
Dörpfeld, Untersuchungen am Parthenon (in den «Mitteilungen des Archäologischen
Instituts zu Athen», Bd. 6,1881, und Bd.
17,1892);