Osman
Nuri
Pascha
Ghazi, türk.
Feldherr, geb. 1837 zu
Amasia in
Kleinasien, trat frühzeitig in die
Armee, zeichnete sich
im
Krimkrieg aus, nahm an der Unterdrückung des kretischen
Aufstandes teil, befehligte dann in
Asien,
[* 2] ward 1874
Brigade- und 1876 Divisionsgeneral.
Er erhielt 1876 im
Kriege gegen
Serbien
[* 3] den Oberbefehl über das
Widdiner
Korps, mit
dem er die
Serben 18. Juli und 7. Aug. bei
Veliki-Izwor und
Saitschar besiegte, ward im
November zum
Muschir ernannt und stand 1877 beim
Ausbruch des
Kriegs mit Rußland
mit 35,000
Mann in
Widdin.
Mit diesen warf er sich zu Anfang Juli, als die
Russen bis zum
Balkan vordrangen, plötzlich in deren linke
Flanke, besetzte
Plewna,
[* 4] schlug 20. Juli die
Angriffe der
Russen unter
Schilder-Schuldner und, nachdem er am 27.
Lowatz genommen, 30. Juli auch
den verstärkten
Angriff der russischen
Generale
Krüdener und
Schachowskoi siegreich zurück. Er schuf darauf seine
Stellung
bei
Plewna durch vortrefflich angelegte und ausgeführte Erdbefestigungen in eine starke
Festung
[* 5] um, vermehrte
seine
Armee auf 60,000 Mann und zwang so die
Russen, ihr weiteres Vordringen einzustellen, bedeutende Verstärkungen heranzuziehen
und ihre Hauptmacht gegen
Plewna zu versammeln, das mehrere
Monate
Mittelpunkt der ganzen Kriegführung war. Am 3. Sept. ging
Lowatz
an die
Russen verloren; aber ein mit der russischen Hauptmacht nach einem mehrtägigen
Bombardement 11. Sept. unternommener
Angriff auf die
Schanzen von
Plewna brachte nur einige derselben in die
Gewalt der
Russen und
Rumänen, denen sie Osman Nuri Pascha Ghazi
12. Sept. durch
einen energischen Gegenstoß alle bis auf die Grivitzaschanze wieder entriß.
Ein
Angriff der
Rumänen 19. Okt. ward ebenfalls blutig zurückgewiesen. Osman Nuri Pascha Ghazi
war jetzt der gefeiertste
Held der
türkischen
Armee; der
Sultan erteilte ihm den
Titel
Ghazi (der Siegreiche). Ende
Oktober aber gelang seine völlige
Einschließung.
Da kein Entsatzversuch von den
Türken gemacht wurde und Osman Nuri Pascha Ghazi
die Lebensmittel ausgingen, machte er 10. Dez. einen
Ausfall,
um sich den Weg nach
Widdin zu öffnen. Doch traf derselbe auf energischen
Widerstand; während desselben besetzten die von
allem vorher unterrichteten
Russen die von Osman Nuri Pascha Ghazi
verlassenen Werke von
Plewna, und so mußte sich Osman Nuri Pascha Ghazi
, selbst verwundet, mit seinem
Heer auf
Gnade und
Ungnade ergeben. Von den
Russen ehrenvoll behandelt, ward Osman Nuri Pascha Ghazi
nach
Charkow gebracht, von
wo er bereits im
Februar 1878 nach
Abschluß des
¶
mehr
Waffenstillstandes von Adrianopel aus der Kriegsgefangenschaft entlassen wurde. Nach seiner Rückkehr in Konstantinopel [* 7] von den Türken glänzend empfangen und als der »Löwe von Plewna« gefeiert, erhielt er den Oberbefehl über die zur Besetzung der Hauptstadt zusammengezogene Armee und erlangte maßgebenden Einfluß auf den Sultan. Am ward er zum Kriegsminister ernannt und behauptete sich in dieser Stellung, obwohl er sie aus unersättlicher Geldgier zu seiner Bereicherung durch Unterschleife und Bestechung mißbrauchte.