Oratorĭaner
(Priester vom Oratorium, in Italien [* 2] gewöhnlich Philippiner genannt, ursprünglich Brüderschaft der heiligen Dreieinigkeit), von Filippo Neri (s. d.) 1548 in Rom [* 3] nach der Regel des heil. Augustin gestiftete Brüderschaft, widmete sich der Pflege hilfsbedürftiger Pilger, erbaute ein Hospiz und ein der Dreieinigkeit geweihtes Bethaus, Oratorium. In dem Oratorium hielt Neri geistliche Übungen und vielbesuchte Abendandachten. Daher erhielt die Verbrüderung den Namen »Priester vom Oratorium«, der aber erst seit der Kanonisation Neris durch Gregor XV. (1622) in Aufnahme kam.
Gregor XIII. bestätigte 1574 den
Verein.
Neri erhielt später ein großes
Oratorium in
Florenz
[* 4] und verbreitete
seine
Stiftung in ganz
Italien. 1875 soll das bedeutend dotierte
Hospiz der Oratorianer
über 200,000
Pilger unterstützt haben. Aus dem
Orden
[* 5] gingen mehrere
Kardinäle und namhafte Schriftsteller, z. B.
Baronius (s. d.), hervor.
Vgl. Marciano, Memorie istoriche della Congregazione dell' Oratorio (1693, 2 Bde.).
Verschieden davon ist die in Frankreich einheimische Kongregation der Priester des Oratoriums Jesu, nach dem Muster der italienischen durch Peter von Berulle gestiftet und 1613 von Paul V. unter dem Namen »Priester vom Oratorium Jesu« sanktioniert. Zweck der ebenfalls nicht auf Klostergelübde verpflichteten Stiftung war, das gesunkene Ansehen der Geistlichen durch Veredelung derselben wieder zu heben. Der Verein verbreitete sich namentlich in Frankreich, besonders nachdem der Stifter, der 1627 Kardinal wurde, 1629 gestorben war, und zählte unter seinen Mitgliedern ausgezeichnete Gelehrte, wie Richard Simon, Malebranche, Thomassin, Massillon.