Oken,
Lorenz, eigentlich Ockenfuß, Naturforscher, geb. zu Bohlsbach bei Offenburg in Baden, studierte in Würzburg und Göttingen Medizin, habilitierte sich in Göttingen als Privatdozent, ward 1807 außerordentlicher Professor der Medizin in Jena, wo er über Naturphilosophie, allgemeine Naturgeschichte, Zoologie und vergleichende Anatomie, Pflanzen- und Tierphysiologie las. 1812 erhielt er die ordentliche Professur der Naturwissenschaften und begann 1817 die Herausgabe der »Isis«, eines encyklopädischen Blattes, vorzugsweise aber naturhistorischen Inhalts. Die größere Freiheit der Presse, die Weimar damals gestattete, benutzend, nahm Oken viele von den ihm zugesendeten Klagen und Beschwerden, sobald sie allgemeines Interesse hatten, in die »Isis« auf, erregte aber dadurch auswärts Mißfallen, daher ihm 1819 die weimarische Regierung die Alternative stellte, entweder die »Isis« oder seine Professur aufzugeben. Oken wählte das letztere, lebte als Privatgelehrter in Jena und rief 1822 die
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Naturforscherversammlungen ins Leben. 1827 ging er als Privatdozent an die Universität München und wurde daselbst 1828 ordentlicher Professor. Auf Versetzung an eine andre bayrische Universität nicht eingehend, nahm er auch hier seine Entlassung und ging 1832 als Professor nach Zürich, wo er starb. Seine Büste, von Drake in Berlin gefertigt, ward 1853 am Fürstengraben in Jena aufgestellt; 1883 wurde ihm ein Denkmal in Offenburg gesetzt. Okens Hauptbestreben ging auf Darstellung eines in sich zusammenhängenden, alle Reiche der Natur und deren Elemente umfassenden Natursystems, das, obwohl auf Schelling sich stützend, doch ganz eigentümlich ist.
Die von Oken erst geschaffene und meist aus neugebildeten oder doch ungewöhnlichen Ausdrücken bestehende Nomenklatur ist Erzeugnis des Bestrebens, die leitenden Grundsätze für die Einteilung durch die Namen anzudeuten. Das »Lehrbuch der Naturphilosophie« (Jena 1808-11; 3. neu bearbeitete Aufl., Zürich 1843) ist eigentlich nur die philosophische Begründung des Systems, das in dem »Lehrbuch der Naturgeschichte« (Leipz. 1813-27, 3 Bde.) vollständig entwickelt ist.
Nach demselben ist die Naturphilosophie die Wissenschaft von der ewigen Verwandlung Gottes in die Welt, und ihre Aufgabe ist, die Entwickelungsmomente der Welt von den Elementen an bis dahin, wo dieselben im Menschen zur Vernunft kommen, darzulegen. Sie wurde vielfach mißverstanden. Ein andres Hauptwerk ist die »Allgemeine Naturgeschichte für alle Stände« (Stuttg. 1833-45, 7 Bde. in 13 Tln.). Ferner nennen wir: »Die Zeugung« (Bamb. 1805);
»Abriß des Systems der Biologie« (Götting. 1806);
»Über das Universum als Fortsetzung des Sinnensystems« (das. 1808);
»Erste Ideen zur Theorie des Lichts, der Finsternis, der Farben und der Wärme« (das. 1808);
»Grundzeichnung des natürlichen Systems der Erze« (Jena 1809);
»Esquisse du système d'anatomie, de physiologie et d'histoire naturelle« (Par. 1821).
Vgl. Ecker, Lorenz Oken (Stuttg. 1880);
Güttler, L. Oken und sein Verhältnis zur modernen Entwickelungslehre (Leipz. 1884).