Nycticorax
,
s. Reiher.
Nycticorax
3 Wörter, 23 Zeichen
Nycticorax,
s. Reiher.
(Ardea L.), Gattung aus der Ordnung der Storch- oder Reihervögel und der Familie der Reiher (Ardeidae), große Vögel [* 3] mit auffallend schwachem, seitlich stark zusammengedrücktem Leib, sehr langem, dünnem Hals, kleinem, schmalem, flachem Kopf, ziemlich starkem, geradem, seitlich zusammengedrücktem, auf Firste und Kiel [* 4] schmalem, mit schneidend scharfen Rändern versehenem, nächst der Spitze gezähneltem und mit Ausnahme der Nasengegend mit glatter, harter Hornmasse bekleidetem Schnabel von mindestens Kopfeslänge, mittelhohen Läufen, langen, dünnen Zehen und kammartig gezahntem Innenrand der Mittelkralle.
Die Flügel sind lang und breit, vorn stumpf, die zweite, dritte und vierte Schwinge am längsten; der Schwanz ist kurz und abgerundet, das Kleingefieder sehr reich, weich und locker, am Kopf und Hals oft verlängert, auch zerschlissen. An den Seiten finden sich zwei mit seidigen, flockigen oder zottigen Flaumen bekleidete Stellen. Die Reiher sind sehr weit verbreitet, fehlen nur im hohen Norden [* 5] und bilden innerhalb der Wendekreise den Hauptbestandteil der Bevölkerung [* 6] aller Gewässer; sie treten in großen Gesellschaften auf, ohne gesellig genannt werden zu können, sind ziemlich bewegungsfähig, nehmen die sonderbarsten Stellungen an, stehen aber gegen die verwandten Störche und Ibisse in jeder Beziehung zurück.
Die größern leben hauptsächlich von Fischen, die kleinern von Insekten, [* 7] und sie gewinnen ihre Beute durch vorsichtiges Beschleichen. Sie nisten gern in Gesellschaft, selbst mit fremden Vögeln, bauen große Nester auf Bäumen oder im Röhricht und legen 3-6 weiß- oder blaugrünliche Eier, [* 8] welche nur das Weibchen bebrütet. Der Fischzucht sind sie sehr schädlich. Der Fischreiher (Reigel, Ardea cinerea L.), 1,1 m lang, 1,8 m breit, an der Stirn und am Oberkopf weiß, am Hals grauweiß, auf dem Rücken aschgrau, bandartig weiß gezeichnet, an den Seiten des Unterkörpers schwarz; Nacken und Unterhalsfedern sind schopfartig verlängert, ein von den Augen nach dem Hinterhals verlaufender Streifen, drei lange Schopffedern, eine dreifache Fleckenreihe am Vorderhals und die großen Schwingen sind schwarz, die Oberarmschwingen und Steuerfedern grau; das Auge [* 9] ist goldgelb, eine nackte Stelle im Gesicht [* 10] ist grüngelb, der Schnabel strohgelb, der Fuß bräunlichschwarz.
Der Fischreiher ist in Europa, [* 11] Asien [* 12] und Afrika [* 13] sehr verbreitet, nördlich bis 64°, lebt bei uns vom März bis Oktober, ist im Süden Strichvogel findet sich überall an seichten Gewässern mit Waldungen oder hohen Bäumen, nährt sich von Fischen, Fröschen, Schlangen, [* 14] jungen Wasservögeln, Sperlingen, Mäusen, Kerbtieren, Muscheln [* 15] etc., brütet in Ansiedelungen von oft mehr als 100 Nestern, die durch den weißen Kot und faulende Fische [* 16] sehr unangenehm auffallen, und legt 3-4 grüne Eier (s. Tafel »Eier II«, [* 2] Fig. 26), welche in drei Wochen ausgebrütet werden.
Früher (in Indien und Nordafrika noch jetzt) wurde der Reiher mit Falken gejagt (Reiherbeize); dem erbeuteten Vogel zog man die Schmuckfedern aus, legte ihm auch wohl einen Metallring mit dem Namen des Jägers und dem Datum des Fanges um die Ständer und ließ ihn wieder fliegen. Man will hierbei einen und denselben Reiher wiederholt gebeizt und bei solcher Gelegenheit erfahren haben, daß der Vogel älter als 50 Jahre werden kann. Die Eier und Jungen werden gegessen. Der Silberreiher (Edel-, Schnee-, Buschreiher, A. [Herodias] egretta Boie, s. Tafel »Watvögel [* 17] II«),
1 m lang, 1,9 m breit, sehr schlank gebaut, mit langem Hals, verhältnismäßig schwachem Schnabel, rein weiß, mit weitstrahligen, langen Rückenfedern im Hochzeitskleid, gelben Augen und Schnabel, grünlichgelbe nackter Wangenhaut und dunkelgrauen Füßen, bewohnt Südosteuropa, Mittel- und Südasien, Afrika und Australien, [* 18] ist besonders häufig in den Ländern um das Kaspische Meer und in Nordafrika und erscheint in Deutschland [* 19] sehr selten; er lebt in ausgedehnten Sümpfen, nährt sich wie der vorige, brütet im Röhricht oder auf Bäumen und legt 3-4 bläulichgrüne Eier.
Seiner Schmuckfedern wegen, aus welchen die Reiherbüsche zusammengesetzt werden, wird er eifrig gejagt. Der Seidenreiher (Silberreiher, A. [H.] garzetta L.), 62 cm lang, 1,1 m breit, rein weiß, mit gelbem Auge, schwarzem Schnabel und schwarzen Füßen, findet sich überall neben dem vorigen, ist aber häufiger, nährt sich hauptsächlich von kleinen Fischen und legt 4-5 hellgrüne Eier. Der Rallenreiher (Schopf-, Mähnenreiher, A. [Buphus] comata L.), 50 cm lang, mit ziemlich kräftigem Schnabel und rostgelbem Schopf, weiß, an Kopf, Hals, Mantel- und Schulterdecken gelblichweiß, in Südeuropa, Westasien, Afrika, gelegentlich in Deutschland, Holland, England, lebt mehr oder weniger versteckt, gern in der Nähe größerer Säugetiere, wie z. B. der Schweineherden Ungarns, nährt sich von kleinen Fischen, Fröschen und Insekten, nistet auf Bäumen und legt 4-5 Eier (s. Tafel »Eier II«, [* 2] Fig. 25). Der Nachtreiher (Quak-, Schildreiher, Nachtrabe, Focke, A. Nycticorax L., Nycticorax europaeus Steph.), 60 cm lang, 1,1 m breit, von gedrungener Gestalt, mit kurzem, dickem, hinten sehr breitem, auf der Firste gebogenem Schnabel, mittelhohen, starken Füßen, sehr breiten Schwingen und drei fadenförmigen, meist ganz weißen Schmuckfedern am Hinterkopf, ist oberseits aschgrau, am Oberkopf, Nacken, Oberrücken und an den Schultern grünlichschwarz, unterseits blaßgelb, mit purpurroten Augen, schwarzen ¶
Schnabel, nacktem, grünem Fleck im Gesicht und grüngelben Füßen. Er bewohnt Mittel- und Südeuropa, Asien, Afrika und Amerika [* 21] und findet sich ziemlich zahlreich in Holland, einzeln in Deutschland vom April bis Oktober, massenhaft in den Donautiefländern, am Schwarzen und Kaspischen Meer. Er liebt Sümpfe, in deren Nähe sich Waldungen oder wenigstens viele Bäume finden; den Tag verbringt er in träger Ruhe und tritt erst in der Dämmerung in regellosen Haufen seine Streifereien an. Er nährt sich hauptsächlich von Fischen; sein Nest baut er in Reiherständen oder in eignen Ansiedelungen, und auf den ungarischen Reiherständen ist er stets das häufigste Mitglied. Er legt im Mai 4-5 grünliche Eier. Früher wurde der Nachtreiher zur hohen Jagd gerechnet und seines Fleisches halber hoch geschätzt, gegenwärtig stellt man ihm nur seiner Schmuckfedern wegen nach.