Northfolk
,
s. Norfolk (engl. Grafschaft).
Northfolk
5 Wörter, 42 Zeichen
Northfolk,
s. Norfolk (engl. Grafschaft).
(spr. nórrfŏk), 1) Grafschaft im östlichen England, zwischen den Grafschaften Suffolk und Cambridge, dem Washbusen und der Nordsee gelegen, umfaßt 5488 qkm (99,7 QM.) mit (1881) 444,749 Einw. Die Küste ist größtenteils flach und den Eingriffen der See ausgesetzt, nur bei Dunstanton Point am Wash findet sich eine 25 m hohe Steilküste. Ein Höhenzug trennt die der See abgewonnenen Marschländer (fens) von dem der Kreidebildung angehörigen westlichen Teil der Grafschaft.
Die Hauptflüsse sind die Yare mit ihren schiffbaren Nebenflüssen Bure und Waveney und die gleichfalls schiffbare Ouse. Das Klima [* 3] ist im allgemeinen angenehm, doch ziemlich nebelig und in den Marschgegenden ungesund. Ackerbau und Viehzucht [* 4] stehen auf hoher Stufe. 60 Proz. der Oberfläche sind Ackerland, 20 Proz. Weide, [* 5] 3,7 Proz. Wald. An Vieh zählte man 1887: 64,268 Ackerpferde, 127,189 Rinder, [* 6] 574,886 Schafe, [* 7] 89,436 Schweine. [* 8] Welsche Hühner [* 9] und Gänse sind zahlreich. Der Fischfang (namentlich von Yarmouth aus) ist ergiebig; dagegen liefert das Mineralreich nur wenige Schätze, und die Industrie ist im ganzen unbedeutend. Hauptstadt ist Norwich. [* 10] -
2) Wichtige Seestadt im nordamerikan. Staat Virginia, an der Mündung des Elisabethflusses in den Jamesfluß, 11 km oberhalb der Hampton Road (Reede von Hampton) der Chesapeakebai gelegen, mit einem zu jeder Zeit für Schiffe [* 11] von 9 m Tiefgang zugänglichen Hafen, der von den Forts Monroe und Calhoun verteidigt wird. Norfolk hat (1880) 21,966 Einw. (10,068 Farbige), welche lebhaften Handel mit Obst, Gemüsen, Austern, Geflügel und Baumwolle [* 12] treiben. Norfolk ist Sitz eines deutschen Konsuls. Ihm gegenüber liegt Portsmouth, [* 13] mit Marinehospital, Arsenal und Werften (in der Vorstadt Gosport). Das Arsenal und die im Hafen liegenden Schiffe steckten die Konföderierten in Brand (vgl. Hampton 2). Zum Hafen gehörten 1886: 425 Schiffe von 16,377 Ton. Gehalt; Ausfuhr 1886-87: 15,420,140 Dollar, Einfuhr 99,956 Doll.-
3) Insel im Stillen Ozean, zwischen Neukaledonien [* 14] und Neuseeland, 43 qkm (0,8 QM.) groß. Der meist ebene Boden ist sehr fruchtbar; Wald (Araucaria excelsa) und Wiesen wechseln angenehm ab, aber nur 48 Hektar sind angebaut. Auch die Viehzucht (2000 Schafe, 1350 Rinder, 270 Pferde) [* 15] ist gering; Walfischfang wird ein wenig betrieben. Die hafenlosen Küsten begünstigten auf der unbewohnten Insel die Gründung einer Verbrecherkolonie 1788 von Neusüdwales aus, die 1856 mit der Aufhebung des Deportationssystems aufgegeben wurde. Die englische Regierung übergab die Insel den Bewohnern von Pitcairn (s. d.), deren Nachkommen, gegenwärtig 470 Seelen, mit 150 Zöglingen der melanesischen Mission aus verschiedenen Inselgruppen die Bevölkerung [* 16] von Norfolk bilden.
(spr. nórrfŏk), Herzogstitel der berühmten engl. Familie Howard. Die ersten Grafen von Norfolk waren aus dem Geschlecht Bigod, nach dessen Aussterben Eduard I. seinen fünften Sohn, Thomas von Brotherdon (geb. 1300, gest. 1338), zum Grafen von Norfolk erhob. Dessen Urenkel von weiblicher Seite, Thomas von Mowbray, Herzog von Norfolk und Nottingham, [* 17] vermählte seine älteste Tochter, Margaret, um 1420 mit Sir Robert Howard. Des letztern namhafteste Nachkommen sind:
1) John Howard, Sohn des eben Genannten, stieg als Feind des Hauses Lancaster unter Eduard IV. zum Generalkapitän empor. Da er Richard III. bei der Usurpation des Throns unterstützte, verlieh ihm dieser, nachdem der Vetter seiner Mutter, John Mowbray, ohne männliche Erben gestorben war, im Juni 1483 die Würde eines Großmarschalls und Herzogs von Norfolk. Nachdem er mit dem König bei Bosworth gefallen, wurde er vom Parlament nachträglich als Hochverräter verurteilt und seiner Familie der Herzogstitel wieder genommen.
2) Thomas Howard, Sohn des vorigen, war in der Schlacht von Bosworth in die Hände Heinrichs VII. gefallen und führte, als er nach dreijähriger Gefangenschaft die Freiheit wiedererhielt, nur den von Richard empfangenen Titel eines Grafen von Surrey. Er fiel 1495 an der Spitze eines Heers in Schottland ein, dessen König Jakob IV. ihn zum Zweikampf herausforderte. Nachdem er 1501 Lord-Schatzmeister geworden war, beteiligte er sich wesentlich an der auswärtigen Politik Heinrichs VII. und Heinrichs VIII., welch letzterer ihm nach seinem Sieg über die Schotten bei Flodden die Würde eines Herzogs von Norfolk zurückgab. Er starb
3) Thomas Howard, der älteste Sohn des vorigen, erst Graf Surrey, dann dritter Herzog von Norfolk, geboren um 1474, erhielt 1513 die Würde des Großadmirals. Als solcher versuchte er mit Glück eine Landung in Frankreich, befehligte dann in der Schlacht bei Flodden unter seinem Vater die Vorhut und kämpfte 1521-23 gegen die Empörer in Irland. 1522 an die Spitze einer Expedition gegen Frankreich gestellt, landete er in der Bretagne and drang durch die Picardie gegen Paris [* 18] vor, ward aber durch den ¶
Herzog von Vendôme zum Rückzug genötigt. Nach seiner Rückkehr trat er an seines Vaters Statt in das Lord-Schatzmeisteramt und übernahm nach Verdrängung des Kardinals Wolsey auch das große Siegel. Die Vermählung Heinrichs VIII. mit seiner Nichte Anna Boleyn unterstützte er zwar; als er aber bemerkte, daß dieselbe die Reformation begünstigte, ward er, ein eifriger Katholik, ihr erbitterter Gegner und sprach als Präsident der Gerichtskommission das Todesurteil über sie aus.
Nach dem Ausbruch der katholischen Unruhen in den nördlichen Provinzen war er genötigt, das Schwert gegen seine Glaubensgenossen zu ziehen; doch wußte er Heinrich VIII. zur Erteilung einer Amnestie zu bestimmen. Als aber die Fanatiker 1537 Carlisle belagerten, überfiel er dieselben und ließ 70 Anführer aufknüpfen. Nach Aufstellung der dem Katholizismus sich zuneigenden sechs Glaubensartikel und nach der Vermählung des Königs mit seiner katholisch gesinnten Nichte Katharina Howard wurde Norfolk das Schwert gegen die Reformierten in die Hände gegeben, und er verfolgte sie auf das grausamste.
Trotz der neuen Verdienste, die er sich durch einen glücklichen Einfall in Schottland 1542 und durch seine Teilnahme an der vom König in Person gegen Frankreich geführten Expedition erwarb, wurde er unmittelbar nach der Rückkehr von derselben mit seinem ältesten Sohn, dem Grafen Surrey, plötzlich in den Tower geworfen. Surrey, der die Absicht gehabt hatte, den hinsiechenden König wieder auf die Seite der strengen Katholiken zu ziehen, und sich dabei zu ehrgeizigen Kundgebungen hatte verleiten lassen, bestieg schon in wenigen Tagen das Schafott. Norfolk entging dem gleichen Schicksal nur dadurch, daß der König in der Nacht vor dem zu seiner Hinrichtung bestimmten Tag starb, erhielt jedoch erst mit der Thronbesteigung der katholischen Maria Freiheit, Güter, Würden und den alten Einfluß zurück. Mit Eifer betrieb er die Vermählung der Königin mit Philipp von Spanien [* 20] und unterdrückte die Empörung des Thomas Wyat sowie andre Volksaufstände. Er starb
4) Thomas Howard, vierter Herzog von, Enkel des vorigen und Sohn des hingerichtete Grafen Surrey, geb. 1536, stand anfangs bei der Königin Elisabeth in großer Gunst, ward aber sodann, da er sich um die Hand [* 21] der gefangenen Königin von Schottland, Maria Stuart, bemühte, im Oktober 1569 in den Tower gesetzt. Doch erhielt er nach kurzer Zeit die Freiheit wieder. Da er aufs neue in Briefwechsel mit Maria trat und sogar den Papst, Philipp II. von Spanien und den Herzog Alba [* 22] ins Einverständnis zog, um die Befreiung der Gefangenen durchzusetzen und Elisabeth vom Thron [* 23] zustoßen, wurde er, nachdem die Verschwörung entdeckt worden war, 1572 als Hochverräter zum Tod verurteilt und hingerichtet; seine Familie ging abermals aller Güter und Würden verlustig.
5) Thomas Howard Norfolk, Graf von Arundel, Enkel des vorigen, erhielt 1603 von Jakob I. den Titel eines Grafen von Surrey und die Güter des Hauses zurück, wozu 1621 noch die Großmarschallswürde kam, und wurde 1644 auch zum Grafen von Norfolk ernannt. Er war durch seinen feinen Kunstsinn ausgezeichnet und hat eine bedeutende Sammlung von Kunstsachen und Antiquitäten zusammengebracht, der namentlich auch die später der Universität Oxford [* 24] geschenkten Arundel-Marbles angehörten. Er starb Sein Enkel Thomas Howard erhielt 1661 den Herzogstitel zurück.
6) Charles Howard, elfter Herzog von, geb. sagte sich 1780 von der katholischen Kirche los und erhielt damit das Recht, als Abgeordneter von Carlisle im Unterhaus zu sitzen, wo er als Gegner der Minister North und Pitt auftrat. Dieselbe Opposition setzte er nach dem Tod seines Vaters 1786 als Herzog im Oberhaus fort. Er starb kinderlos. Die hinterlassenen Güter und Würden fielen einem Seitenverwandten zu, Bernard Edward Howard, geb. der als erster katholischer Peer nach der Emanzipationsbill einen Sitz im Oberhaus erhielt. Er starb
7) Henry Charles, 13. Herzog von, Sohn des eben genannten Bernard Edward Howard, geb. trat 1829 als erstes katholische Mitglied für den Wahlflecken Horsham, den er später mit Westsussex vertauschte, ins Unterhaus, wurde 1837 zum Schatzmeister des königlichen Hofstaats ernannt, 1841 noch bei Lebzeiten seines Vaters als Lord Maltravers zum Peer erhoben, 1846 aber als Anhänger der Whigs zum Oberstallmeister ernannt. Er war ein entschiedener Gegner der ultramontanen Bestrebungen, stimmte 1851 für die geistliche Titelbill und trat bald darauf offen zur protestantischen Kirche über. Mit dem Ministerium Russell legte er im Februar 1852 sein Amt nieder, erhielt aber im Januar 1853 unter Aberdeen [* 25] das Amt eines Lord-Steward. Er starb auf seinem Sterbebett soll er zum Katholizismus zurückgekehrt sein.
8) Henry Granville Howard, 14. Herzog von, ältester Sohn des vorigen, geb. war seit 1837 liberales Parlamentsmitglied für Arundel, dann für Limerick und verfocht die katholischen Interessen, zog sich aber nach Auflösung des Parlaments im Juli 1852 von der Öffentlichkeit zurück und starb Sein Titel ging auf seinen Sohn Henry Fitzalan Howard, den 15. und jetzigen Herzog von Norfolk, geb. über.