Titel
Niederländ
ische
[* 2] Litteratur.
Die schöne oder
Nationallitteratur der Niederländer
hat eine nur wenig über die
Grenzen
[* 3] des
Landes hinausgehende allgemeinere Bedeutung; sie zeichnet sich im ganzen, dem
Charakter des
Volkes entsprechend, weniger
durch dichterischen
Gehalt und kühnen Schwung der
Phantasie als durch eine gewisse behagliche Hausbackenheit
und Beförderung lauterer Religionsmeinungen und rechtlichen Bürgersinns aus. Die ältesten
Denkmäler derselben sind eine
Anzahl höfischer
Epopöen aus dem 13. Jahrh., welche meist
Stoffe aus dem karolingischen und britischen
Sagenkreis behandeln,
aber mit wenigen Ausnahmen Übersetzungen französischer
Originale sind und insofern nur geringe Bedeutung haben.
Wir nennen davon: »Carel ende Elegast« (hrsg. von Jonckbloet, Amsterd. 1859);
den »Roman van Lancelot« (hrsg. von Jonckbloet, Haag [* 4] 1846);
den »Roman der Lorreinen« und »Roman van Karel de Grooten« (Bruchstücke davon hrsg. von Jonckbloet, Leid. 1844);
»Walewein« von Penninc und Pieter Vostaert (hrsg. von Jonckbloet, das. 1846-48, 2 Bde.);
die Erzählung von »Floris en Blancefloer« von Dieteric van Assenede (hrsg. von Hoffmann von Fallersleben in dessen »Horae belgicae«, Bd. 3);
»Partenopeus« (hrsg. von Maßmann, Berl. 1847) und »Ferguut« (hrsg. von Verwijs u. Verdam, Groning. 1881).
Weit über diesen
Epopöen steht der »Reinaert« (hrsg.
von
Jonckbloet,
Groning. 1856), das einzige bekannte
Produkt niederländ
ischer Volksdichtung aus jener Zeit
(s.
Reineke Fuchs). Jene
Epopöen wurden infolge des Aufschwunges des Bürgertums und des
Verfalls des Rittertums von einer
andern Dichtungsart verdrängt, welche meist aus lateinischen
Quellen schöpfte und vorwiegend didaktische
Zwecke verfolgte.
Hauptrepräsentant derselben ist
Jakob van
Maerlant (13. Jahrh.), der in seinen Werken alle
Fragen der Zeit,
wie die
Leibeigenschaft, die
Pflichten des
Regenten, und im
»Spiegel
[* 5] historiael« den Inbegriff der allgemeinen Geschichte behandelt.
An ihn schließt sich unmittelbar der bedeutendste Dichter des 14. Jahrh. an, Jan Boendale,
genannt
Jan de
Clerc,
Schreiber der
Schöffen zu
Antwerpen
[* 6] (gest. 1351),
Verfasser zweier Reimchroniken, der »Brabantsche yeesten« (hrsg. von Willems 1839-43, 2 Bde.) und »Van den derden Edewaerd«, sowie mehrerer Lehrgedichte, von denen die bedeutendsten »Der leken spiegel« (1325-30; hrsg. von de Vries, Leid. 1844-48, 3 Bde.) und »Jans Teesteye« (1331; hrsg. von Snellaert, 1867). Auch das »Dietsche doctrinal« von 1345 (hrsg. von Jonckbloet, Haag 1842) und der »Cato« (hrsg. von Jonckbloet, Leid. 1846) sind anzuführen. Erwähnung verdienen außerdem Jan van Heelus Beschreibung der Schlacht von Woeringen (hrsg. von Willems 1836),
Melis Stokes Chronik von Holland (um 1305; hrsg. von Huydecoper, Leid. 1772, 3 Bde.), der »Grimbergsche oorlog« (hrsg. von Blommaert, Gent [* 7] 1852) und eine bis ins 15. Jahrh. reichende Reimchronik von Flandern (hrsg. von Kausler, Tübing. 1840). Unter den Legenden sind die bedeutendsten: der »Theophilus« (hrsg. von Blommaert, Gent 1836 u. 1850),
der »Brandaen« (hrsg. von Blommaert, das. 1838-41) und die »Beatrijs« (hrsg. von Jonckbloet, Amsterd. 1859),
die schönste
Blüte
[* 8] mittelniederländ
ischer
Poesie. Auch
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»Van den levene ons heren« (hrsg. von Vermeulen, Utr.
1843) gehört hierher. Während von den lyrischen Produkten dieser Zeit nur wenig erhalten ist, zeichnen sich die dramatischen,
obgleich noch Erstlingsversuche, bereits durch eine gewisse Unabhängigkeit vom kirchlichen Dogma und keckes Eingreifen in
das wirkliche Leben aus. Eine »Altniederländische
Schaubühne« gab
Hoffmann von Fallersleben in den »Horae belgicae« (Bd. 6) und später Moltzer (1870) heraus.
Um die Mitte des 14. Jahrh. wurden, während die Prosa sich zu bilden anfing (Bibelübersetzung ca. 1300, Jan van Ruysbroek ca. 1350), statt der Reimchroniken, Sittenspiegel etc. kürzere Gedichte, öfters Improvisationen, worin Erzählung und Sittenlehre vereinigt waren, vorherrschend, und zwar wurde diese Poesie von Dichtern gepflegt, welche oft ein Wanderleben führten und Sprekers hießen. Die berühmtesten unter ihnen sind Willem van Hildegaersberch (um 1350-1400), dessen Poesien Bisschop und Verwijs (Haag 1870) veröffentlichten, und Boudewijn van der Loren, dessen Dichtungen zum Teil von Blommaert (»Oude vlämische gedichten«, Gent 1838 ff.) herausgegeben wurden.
Der bedeutendste Dichter des 15. Jahrh., Dirk Potter (gest. 1428),
verfaßte »Der minnen loep« (hrsg. von Leendertz, Leid. 1845-47, 2 Bde.), ein auf der bürgerlichen Basis der Spruchdichtung beruhendes Werk, worin eine Reihe von Liebesgeschichten abwechselnd mit moralisierenden Vorträgen zu einem anziehenden Ganzen verwoben sind. Daß die Kluft zwischen den adligen und bürgerlichen Kreisen sich mehr und mehr auszugleichen begann, beweisen vornehmlich die zu Anfang des 15. Jahrh. entstandenen Kammern der Rederijker (s. d.), in denen sich beide Stände zu gemeinsamer Verfolgung litterarischer Zwecke die Hand [* 10] reichten. Es waren dies poetische Vereine mit zünftiger Verfassung, deren Mitglieder sich zu bestimmten Zeiten zu poetischen Übungen und Vorträgen, namentlich auch zur Aufführung von Schauspielen, vereinigten.
Wenn auch die hier erzielten Produkte von sehr geringem poetischen Wert sind, so sind jene Vereine doch insofern von Wichtigkeit, als sie sich mit Eifer an den damaligen politischen Händeln beteiligten und durch ihre dramatischen Arbeiten unmittelbar auf das Volk zu wirken suchten. Ihre patriotischen und liberalen Bestrebungen zur Zeit der reformatorischen Bewegungen führten in den südlichen Provinzen ihre Unterdrückung durch die spanische Regierung herbei, während sie in den nördlichen noch bis ins 18. Jahrh., wiewohl zuletzt hinter der Zeit zurückbleibend, fortbestanden.
Die berühmteste und einflußreichste dieser Kammern war die Amsterdamer Gesellschaft »In liefde bloeijende« (»In Liebe blühend«),
welche den gegen Ende des 16. Jahrh. von Antwerpen hierher übersiedelten Kaufleuten und sonstigen Notabilitäten
einen Vereinigungspunkt zu geselligen und litterarischen Unterhaltungen darbot und zum Ausgangspunkt patriotischer Bestrebungen
für die Pflege der Muttersprache und für Schöpfung einer Kunstpoesie wurde, deren Charakter keineswegs
unvolkstümlich war. Unter denen, welche sich durch Läuterung der unter der burgundischen Herrschaft durch welsche Elemente
sehr verunreinigten Sprache,
[* 11] durch grammatische Regelung derselben und den Versuch, poetische und prosaische Mustererzeugnisse
aufzustellen, hohes Verdienst um die niederländische Litteratur
erwarben, stehen Filips van Marnix (gest. 1598), Dirk Coornhert
(gest. 1590) und die Kaufleute Roemer Visscher (gest. 1620) und Hendrik Laurenszoon Spiegel (gest. 1612) obenan.
Doch waren sie nur die Vorläufer
der drei originellsten niederländischen
Dichter, die in derselben Kammer verkehrten, Hoofts,
Vondels und Huygens', durch welche die niederländische Litteratur
rasch fast zu ihrer höchsten Blüte gelangte. Pieter Corneliszoon
Hooft (1581-1647) wußte italienische Form, Schönheit mit gedankenvollem Inhalt aufs glücklichste zu vereinigen und hob Poesie
und Prosa zu gleicher Vollendung, so daß er in der niederländischen Litteratur
Epoche macht.
Joost van den Vondel (1587-1679), an poetischer Begabung Hooft noch übertreffend, leistete in der Lyrik und Satire
wie auch in den übrigen Gattungen, mit Ausnahme des Epos, Vorzügliches, wenn auch seine Schauspiele in dramatischer Hinsicht
mangelhaft sind. Konstantin Huygens (1596-1686), der Vater des berühmten Mathematikers, zeichnete sich durch die umfassenden
Sprach- und Litteratur
kenntnisse aus, verfiel aber in seinen lyrischen, beschreibend-lehrhaften, satirischen Gedichten
und Epigrammen im Streben nach gehaltvoller Gedrungenheit nicht selten ins Gesuchte, Dunkle und Schwerfällige.
In Gegensatz zu diesen drei Amsterdamer Größen trat Jakob Cats (1577-1660) zu Dordrecht,
[* 12] indem er nicht für ein auserlesenes,
sondern für das große Publikum schrieb und in Allegorie und heiterer Erzählung Treffliches leistete. Das Buch des »Vader Cats«
hat über ein Jahrhundert lang neben der Bibel
[* 13] als zweites Hausbuch gegolten. Außer diesen drei Hauptdichtern
verdienen besonders Erwähnung in der Lyrik und Elegie: Daniel Heinsius, der bekannte Philolog (gest. 1655);
die Töchter des oben genannten Roemer Visscher, Anna (gest. 1651) und Maria Tesselschade (gest. 1649), beide besonders in kleinern Poesien ausgezeichnet;
G. A. Bredero (gest. 1618);
D. R. Camphuisen (gest. 1626), dessen geistliche Lieder lange populär geblieben sind;
Johan van Heemskerk (gest. 1656) und J. J. ^[Jan Jansz.] Starter, als Erotiker ausgezeichnet;
Jeremias de Decker (gest. 1655), bekannt durch gefühlvolle kleine Gedichte;
Jakob Westerbaen (gest. 1670) und Joachim Oudaen (gest. 1692), deren politische Gedichte viel gelesen wurden;
endlich der beste Lehrling Vondels, Joannes Antonides van der Goes (gest. 1684), dessen Gedicht »De Istroom« ^[eigentlich: »De Ystroom«], eine Verherrlichung Amsterdams, sowie seine kleinern Poesien viele Schönheiten enthalten, aber nicht selten an Überschwenglichkeit leiden.
Als Epigrammatiker verdient neben Huygens besonders G. Brandt (gest.
1685), der Historiker, genannt zu werden. Beachtenswerte Fortschritte machte in dieser Periode das Drama.
Eine wirklich klassische Tragödie hat aber die niederländische Litteratur
nicht aufzuweisen, obwohl Hooft (»Geraert van Velsen«, »Bato«) und Vondel
(»Lucifer«, »Adam in ballingschap« etc.) Vorzügliches geleistet. Vondels »Gijsbrecht van Amstel« wird noch immer am Neujahrstag
aufgeführt, aber das Stück hat nur seinen lyrischen und beschreibenden Episoden seinen Ruhm zu verdanken.
Die übrigen Tragödiendichter folgten fremden Mustern. Originell dagegen ist das holländische Lustspiel, und selbst, wo das Motiv aus der Fremde entlehnt ist, sind die Zustände ganz auf holländischen Boden verpflanzt. Als Hauptdichter gilt hier unbestritten G. A. Bredero (gest. 1618), dessen »Spaansche Brabander«, »Moortje« u. a. wirklich dramatisches Talent verraten. Auch Hooft (»Warenar«) und Huygens (»Trijntje Cornelis«) haben in diesem Genre Gutes geleistet. - Die holländische Prosa ward besonders durch Dirk V. Coornhert (s. oben) ausgebildet. Hooft schrieb einen kernhaften Stil, ahmte aber zu einseitig Tacitus nach. Die bessern von den übrigen, wie G. Brandt, J. ^[Johan] van ¶
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Heemskerk (»Batavische Arcadia«),
W. Swinnas, sind öfters zu breit oder zu gekünstelt.
Einen nachteiligen Einfluß auf die niederländische Litteratur
übte Ende des 17. Jahrh.
die Einwanderung der durch den Widerruf des Edikts von Nantes
[* 15] (1685) aus ihrem Vaterland vertriebenen französischen Protestanten,
welche den Geschmack für ihre großen Dichter, aber auch die Verachtung der eignen Poesie herbeiführten.
Dazu kam, daß durch den langen Frieden von 1713 bis 1780 die Thatkraft der Nation erlahmte; übermäßiger Reichtum erzeugte
Üppigkeit und wiegte das so energische Volk in einen lethargischen Schlummer.
Die Poesie ward Zeitvertreib müßiger Dilettanten, welche gewöhnliche Alltagsprosa mühsam zu glatten Reimen drechselten. Jeder eigne und nationale Ton verstummte allmählich vor der Nachäffung der französischen Klassizität, welche jetzt Mode wurde. Fortwährendes Unglück seit 1780 infolge von Krieg und Wassersnot schadete dem Wohlstand der Nation; fremde Heere tummelten sich in dem durch Parteiungen zerrissenen Land und schienen den Mut der Bevölkerung [* 16] völlig erdrücken zu wollen.
Doch unter dem stets härter werdenden Druck regte sich die Vaterlandsliebe von neuem. Die Erinnerung an die großen Zeiten der Väter feuerte die Dichter an, den Nationalgeist zu wecken. Die Wirkungen dieses Bestrebens zeigten sich erst recht deutlich nach dem Frieden von 1814, und Künste und Wissenschaften sind seitdem in erfreulichem Fortschreiten begriffen. Wir haben also im ganzen 18. Jahrh. nur wenige ausgezeichnete Namen zu nennen. Eigentlich noch ins 17. durch seine erotischen Gedichte gehören der treffliche Kupferstecher Jan Luyken (gest. 1712), welcher später als religiöser Dichter sehr beliebt ward, und der Lyriker Jan van Broekhuizen (gest. 1707). Auch der Landmann Hubert Corneliszoon Poot (gest. 1733) erinnert, besonders in seinen erotischen und ländlichen Gedichten, durch treffliche Diktion und poetischen Schwung noch an Vondel und Hooft.
Die besten Vertreter des Lustspiels waren Pieter Bernagie (gest. 1696), Abraham Alewijn und Pieter Langendijk (gest. 1756), deren Leistungen sich durch Laune und lebendige Charakterzeichnung, aber nicht durch Feinheit empfehlen. An Tragödien und an epischen Gedichten ist während dieser Periode kein Mangel, doch ward in beiden Gattungen nichts Ursprüngliches geleistet. Nur die Brüder Willem und Onno Zwier van Haren, friesische Edelleute, machen eine günstige Ausnahme, besonders der zweite (gest. 1779), dessen episch-lyrisches Gedicht »De Geuzen« wohlverdienten Ruhm erwarb, während die gerühmten Epopöen Arnold Hoogvliets (gest. 1763; »Abraham de aartsvader«) und Lucretia Wilhelminas van Merken (gest. 1798) heute der wohlverdienten Vergessenheit verfallen sind. Den holländischen Roman haben am Ende des Jahrhunderts die zwei Frauen Elisabeth Wolff, geb. Bekker (gest. 1804), und Agatha Deken (gest. 1804) geschaffen, deren »Sara Burgerhart« und »Willem Leevend«, voll Geist und Menschenkenntnis, die lebendigste Schilderung des Bürgerlebens ihrer Zeit enthalten.
Einen neuen Aufschwung erhielt die Poesie am Ende des 18. Jahrh. mit Rhijnvis Feith (gest. 1824) und Willem Bilderdijk (gest. 1831). Der erste, Schüler Klopstocks, machte sich besonders als religiöser Dichter bekannt; der zweite hat in vielen Genres Treffliches geleistet, besonders in dem epischen Gedicht »De ondergang der eerste wereld«. Als patriotischer Dichter ward am Anfang des 19. Jahrh. Jan Frederik Helmers (gest. 1813) populär durch seine beschreibende Dichtung »De hollandsche natie« und etwas später H. Tollens (gest. 1856),
auch besonders durch seine häuslichen Gedichte. Sein
bestes größeres Gedicht ist unstreitig: »De overwintering der Hollanders op Nova Zembla«. Ein echter Naturdichter und einer
der wenigen humoristischen Dichter, welche die niederländische Litteratur
aufzuweisen hat, ist A. C. W. Staring, (gest. 1840). Als Lyriker dieser
Periode sind ferner Corn. Loots (gest. 1834) u. Jan Kinker
hervorzuheben, welch letzterer in seinem Lehrgedicht »Das Allleben« naturphilosophische Gedanken an die Stelle der hergebrachten
Moral zu setzen suchte.
Sie alle wurden aber überragt durch Isaak da Costa (gest. 1860),
dessen sogen. »Politieke poëzy« und dessen
»Slag bij Nieuwpoort« zu den besten niederländischen
Gedichten gehören.
Um 1830-40 übte die neuere Romantik (Byron, Scott, Hugo) einen großen Einfluß. Namentlich war es Jakob
van Lennep
[* 17] (1802-68), welcher den romantischen Anschauungen in Holland Bahn brach und dem falschen französischen Klassizismus
durch seine nationalen Dichtungen erfolgreich entgegentrat. Neben ihm traten als erzählende Dichter und Lyriker auf: Nikolaas
Beets (»Don José«, »Guy de Vlaming«),
A. Bogaers (»De togt van Heemskerk naar Gibraltar«, [* 18] 1837; »Balladen en romancen«),
E. J. ^[Everhardus Johannes] Potgieter, J. A. ^[Josephus Albertus] Alberdingk Thijm, J. J. L. ^[Johan Jakob Lodewijk] ten Kate, B. ter Haar [* 19] (»De St.-Paulus rots«, 1843) u. a. Von den jüngern sind besonders H. J. ^[Hendrik Jan] Schimmel [* 20] und P. A. de Génestet, der Liebling der heutigen Generation, sowie der Kinderliederdichter Heije zu nennen. - Im Drama haben sich in unserm Jahrhundert, außer Bilderdijk, Feith Wiselius und in neuerer Zeit H. van den Bergh, Schimmel, Hofdijk, J. ^[Jacob] van Lennep, D. Dekker, van Heyst u. a. versucht.
Die Prosa sank nach Brandt sehr herab und ward im 18. Jahrh. nur von wenigen, wie Justus van Essen [* 21] (»De hollandsche spectator«, 1731) oder O. Z. van Haren und dem Geschichtschreiber Jan Wagenaar, mit Erfolg gepflegt. Seit den Schriftstellerinnen Wolff und Deken (s. oben) ward sie ungezwungener, aber nur bei einzelnen, wie z. B. bei Arend Fokke Simons (gest. 1812), der in seinen satirischen Schriften (»Modern Helikon«, »Boertige reis door Europa« [* 22] etc.) viel Witz und Gewandtheit entwickelte. Eine völlige Änderung trat erst um 1840 ein. Vorläufer dieser Bewegung waren Jakob Geel (»Onderzoek en phantasie«) und Petrus van Limburg-Brouwer, der neben Romanen aus dem altgriechischen Leben (»Charicles en Euphorion« etc.) das satirisch-humoristische Werk »Het leesgezelschap te Diepenbeek« schrieb; dann folgten Beets mit seiner witzigen »Camera obscura«, [* 23] van Lennep mit seinen Romanen, Oltmans (van den Hage, gest. 1854) mit den Erzählungen: »Het slot Loevenstein« und »De schaapherder«, Kneppelhout mit seinen »Studententypen«, Potgieter mit seinen Erzählungen, ter Haar, J. ^[Johannes] Bosscha u. a. Von den Zeitgenossen sind am meisten hervorragend: Frau Bosboom-Toussaint (gest. 1886) durch ihre trefflichen historischen und Familienromane, J. J. ^[Jacobus Jan] Cremer durch seine Dorfgeschichten, E. Douwes Dekker (Multatuli) durch seine glühende Schilderung sozialer Mißbräuche, namentlich auf Java (»Max Havelaar«),
M. P. Lindo (der »alte Herr Smits«) durch seine humoristischen Skizzen, Jan ten Brink, als Novellist und Litterarhistoriker, C. W. Opzoomer, 1806-80. C. Busken Huet durch seine kritisch-litterarischen Schriften, ein Feld, auf dem sich auch Beets und Alberdingk Thijm ausgezeichnet haben, u. a. ¶