Mykōsis
(v. griech. mykos,
Schwamm,
Pilz),
[* 2] ursprünglich nach
Virchow Kollektivbezeichnung für
alle diejenigen Erkrankungen einzelner
Gewebe
[* 3]
(Haut,
[* 4]
Schleimhäute,
Knochenmark etc.), welche direkt durch das parasitäre Wachstum
niederer Pilzspezies hervorgebracht werden. Da der
Name Mykosis
zu einer Zeit entstand (Anfang der 50er Jahre), zu welcher über
die niedrigsten Pilzformen, die
Schizomyceten, überhaupt nur sehr wenig, über ihre Bedeutung als Krankheitserreger
gar nichts bekannt war, so hat man bei den frühern
Autoren (bis etwa 1868) unter Mykosen immer nur Erkrankungen zu verstehen,
denen als
Ursache Ansiedelungen von
Schimmelpilzen zu
Grunde liegen; da diese
Pilze
[* 5] niemals allgemeine
Krankheiten verursachen,
so schließt der ältere
Begriff schon
an sich mit ein, daß unter Mykosis
nur ein örtliches
Leiden
[* 6] gemeint
sein kann.
Hierher gehören die Schwämmchen (s. d.), der Erbgrind, die Flechte (Herpes tonsurans), der Madurafuß u. a. Später wurde dann der Name erweitert und auf eine große Zahl der sogen. Infektionskrankheiten, auf Cholera, Wochenbettfieber, Herzklappenentzündungen, Wundfieber, Milzbrand, Verschwärungen der Hornhaut, kurz, auf alle diejenigen Allgemein- oder Lokalaffektionen ausgedehnt, für deren Entstehung als erste Quelle [* 7] das Contagium vivum einer Spaltpilzart (Mikrokokken, Bakterien, Monaden, Monadinen, Coccobacteria etc.) nachgewiesen worden ist.
Vgl. Nägeli, Die niedern Pilze in ihren Beziehungen zu den Infektionskrankheiten etc. (Münch. 1877);
de Bary, Übersicht über die parasitischen Bakterien (Straßb. 1885);
Flügge, Die Mikroorganismen (2. Aufl., Leipz. 1886).