In Bezug auf den Geschäftsbetrieb s.
Buchhandel, S. 574 f. Um dem gegenseitigen
Nachdruck zu steuern
und die verwickelten
Fragen des musikalischen
Verlagsrechts zu regeln sowie das im M. besonders häufig vorkommende geteilte
Verlagseigentum (zwischen
England,
Frankreich und
Deutschland,
[* 2] worunter die österreichische
Monarchie und alle übrigen nicht
genannten
Länder, auch außerhalb
Deutschlands,
[* 3] verstanden werden) zu ordnen, gründeten die deutschen
Musikalienhändler (Zusatzartikel vom einen
Verein mit dem Sitz in
Leipzig,
[* 4] der 1876 reorganisiert wurde.
selbständiger Zweig des Buchhandels, gleich diesem in Verlag, Kommission, Sortiment
und Antiquariat gegliedert, allenthalben aber besonders entwickelt. Der Handel mit musikalischen Notenwerken ist aus dem mittelalterlichen
Buchwesen entstanden, und es haben sich aus dem Wandel der Herstellungsweise seiner Ware mancherlei Vetriebsformen bis zur
Gegenwart nebeneinander erhalten. Die Handschriftenzeit des alten Buchwesens ist hierbei im Vertrieb noch vielfach lebendig,
da in neuerer Zeit die Notenschrift gelegentlich durch Abklatsch vervielfältigt wird; die Veranstaltung
fester Auflagen in Letterndruck hat sich aus der Zeit der Missaldrucke der neu erfundenen Buchdruckerkunst für liturgische
Bücher erhalten und am erfolgreichsten auf Liedersammelwerke erstreckt; die der Kupferstichzeit des Kunsthandels entstammende
schmiegsame Gelegenheitsauflage des Zinnplattendruckes
dient noch dem Bedarfe gewählter künstlerischer
Kreise,
[* 5] während die Massenherstellung unbeschränkter Auflagen durch Umdruck auf Stein den Weltvertrieb billiger Volksausgaben
ermöglicht hat.
Der deutsche Musikalienhandel hat seinen Hauptsitz in Leipzig, wo J. G. J. Breitkopf (s. d.) den Musikverlag auf ein von ihm erfundenes Notensatzverfahren
und große Lager
[* 6] zumeist geschriebener Musikalien begründete, für die er eine eigene musikalische Bibliographie
schuf. Der in Leipzig vertretene Musikalienverlag beschäftigt (1895) 301 Firmen ausschließlich, in Leipzig selbst betreiben
insbesondere Originalverlag Breitkopf & Härtel, MaxBrockhaus, Ernst Eulenburg, Rob. Forberg,
Fr. Hofmeister, Fr. Kistner, C. A. Klemm, F. E. C. Leuckart, J. Rieter-Biedermann, Jul. Heinr. Zimmermann u.a.;
verbunden
mit Zeitschriftverlag E. W. Fritzsch, C. F. Kahnt Nachf., B. Senff und C. F. W. Siegel;
den Verlag billiger
Klassikerausgaben C. F.Peters, Breitkopf & Härtel, J.Schuberth & Co. und Th. Steingräber;
Die Zahl der Neuigkeiten auf dem deutschen Musikalienmarkte betrug (1895) 10936 Werke: 6867 für Instrumente, 3756 für
Gesang, 313 Schriften u. a. Das über Leipzig verkehrende Musikaliensortiment wird (1896) von 2653 Firmen
zum Teil als Nebengeschäft des Buchhandels betrieben. Barsortimente, d. h. Lager gebundener Musikalien, führen Breitkopf &
Härtel, Gebr. Hug & Co., K. F. Koehler,L. Staackmann, F. Volckmar in Leipzig. Der Musikalienkommissionshandel ist nur
auf Leipzig beschränkt; ihn betreiben hauptsächlich: Breitkopf & Härtel, Rob. Forberg,
Fr. Hofmeister, Fr. Kistner, C. F. Leede. Musikantiquariat wird von den größern Antiquariatsbuchhandlungen
wissenschaftlicher Richtung gelegentlich vertrieben. Der Musikaliendruck hat seine großartigste Stätte in der Notendruckerei
von C. G. Röder in Leipzig. Die Musikinstrumentenfabrikation, ursprünglich mit dem Musikverlag eng verbunden, hat sich selbständig
entwickelt; der Instrumentenhandel ist noch vielfach Nebengeschäft des Musikaliensortiments.
Nur der deutsche Musikalienhandel ist in Anlehnung an den Buchhandel organisiert; mit Österreich
[* 14] und der Schweiz
[* 15] ein
einheitliches Gebiet bildend, nimmt er durch Verlag, Kommissionsvertretung und Notendruck eine Weltstellung ein. Der deutsche
Original- und Klassikermusikverlag tritt in allen Ländern überlegen auf, auch wo der Nachdruck freigegeben ist. Der französische
Musikalienhandel, auf das Pariser Platzgeschäft begründet, beschränkt sich hauptsächlich auf Ausbeutung seiner ausgedehnten
Verlagsmonopole, zumal an Opern, im In- und Auslande.
Der belgische Musikalienhandel, bisher als Teil des französischen Musikalienhandel behandelt, hat sich neuerdings unabhängiger gestellt und sich gleich
dem niederländischen und dem aufstrebenden skandinavischen enger mit dem deutschen Musikalienhandel befreundet, wenn
schon in den Niederlanden und in Dänemark
[* 16] und Schweden
[* 17] auch noch der Nachdruck ermöglicht ist. Der englische Musikalienhandel, von London
[* 18] aus durch das Reisegeschäft die Provinz, durch die Beziehungen des brit. Weltreichs die Kolonien beherrschend, entwickelt, durch
deutsche Musik befruchtet, nächst
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mehr
Deutsch-land die größte planmäßige Verlagsthätigkeit, wofür sich England trotz seines Beitritts zur BernerKonvention
von 1886 die Weiterführung seines Nachdrucks gesichert hat. Der italienische Musikalienhandel stand fast ganz unter der Herrschaft des
Hauses Ricordi in Mailand;
[* 20] neben diesem war Lucca
[* 21] und ist E. Sonzogno hervorzuheben. Der italienische Musikalienhandel bat sich
infolge der eigenen Gestaltung des dortigen Musikwesens in diesem Jahrhundert lange gegen Deutschland abgeschlossen, bis die
Gegenwart einen lebendigern Austausch zu Wege brachte. Der spanische und portugiesische Musikalienhandel und der der
Balkaninsel sind noch unentwickelt. Der russische Musikalienhandel hat durch einen hohen Schutzzoll den eigenen Nachdruck deutscher Musik
großgezogen. Der nordamerikanische Musikalienhandel fördert gleichfalls den Nachdruck durch hohe Eingangszölle, doch
können neue deutsche, französische u. a. Werke durch Eintragen in Washington
[* 22] geschützt werden.
Der Verein der deutschen Musikalienhändler in Leipzig (gegründet Vorsteher: Fr. Hofmeister 1829-52, Dr. H. Härtel 1852 -
75, Dr. O. von Hase
[* 23] seit 1875) giebt «Mitteilungen»
heraus (seit 1888), die die durch die deutsche Musikpflege bedingten besondern Bestrebungen des Musikalienhandel auf dem
Gebiete des Urheber- und Verlagsrechts, der Verkehrsordnung und Kreditsicherung verfolgen sowie statist. Jahresübersichten
der musikalischen Erscheinungen bieten. Musikbibliographien: Immanuel Breitkopfs Kataloge von Musikalien (3 Sammlungen, 1700 -
87);
Darstellung
der musikalischen Litteratur (1836 - 39);
C. F. Whistlings Handbuch der musikalischen Litteratur (Lpz. 1816; 3. Aufl., 3 Bde.,
von Adolf Hofmeister, 1844; fortgesetzt von Fr. Hofmeister, Bd.
4-10, ebd. 1852-91);
Verzeichnis der seit 1852 erschienenen Musikalien, hg. von Fr. Hofmeister (1. bis 44. Jahrg.,
ebd. 1853-96);
Musik-Katalog. Gesammelte Verlagskataloge des deutschen Musikhandels (6 Bde.,
ebd. 1895).