Muratōri,
Lodovico Antonio, ital. Gelehrter, geb. zu Vignola im Modenesischen, trat 1688 in den geistlichen Stand, ward 1695 zum Konservator der Ambrosianischen Bibliothek in Mailand [* 2] ernannt und erwarb sich zuerst durch seine »Anecdota ex Ambrosianae bibliothecae codicibus« (Bd. 1 u. 2, Mail. 1697-98; Bd. 3 u. 4, Padua [* 3] 1713),
denen später die »Anecdota graeca« (das. 1709) folgten, den Ruf eines ausgezeichneten Gelehrten. 1700 wurde er als herzoglicher Bibliothekar und Archivar nach Modena berufen. Seine letzten Lebensjahre wurden ihm durch die Anfeindungen und Verleumdungen seitens der Jesuiten, welche ihn wegen freisinniger Äußerungen über einige Lehrsätze der Kirche der Ketzerei beschuldigten, verbittert, wogegen ihn jedoch Benedikt XIV. in Schutz nahm. Er starb Von seinen zahlreichen Schriften philosophischen, theologischen, juristischen, antiquarischen, geschichtlichen und poetischen Inhalts sind außer den oben genannten die namhaftesten: die große Sammlung von Geschichtsquellen: »Rerum italicarum scriptores« (Mail. 1723-51, 29 Bde.; Fortsetzung von Tartini, Flor. 1748-70, und Mitarelli, Vened. 1771);
»Antiquitates italicae medii aevi« (Mail. 1738-42, 6 Bde.; Arezzo 1770-80, 17 Bde.);
»Annali d'Italia« (Mail. 1744-49, 12 Bde.; neue Ausg., Vened. 1830-36, 66 Bde. mit Fortsetzung; deutsch, Leipz. 1745-50, 9 Bde.);
»Della perfetta poesia italiana« (das. 1748, 2 Bde.; neue Aufl., Mail. 1821, 3 Bde.);
»Novus thesaurus veterum inscriptionum« (das. 1739-42, 4 Bde.).
Seine gesammelten Werke erschienen zu Arezzo 1767 bis 1780 in 36 Bänden und zu Venedig [* 4] 1790-1810 in 48 Bänden. Seine Biographie gab sein Neffe heraus (Vened. 1756).
Vgl.
Troya,
Studi intorno agli Annali d'Italia del Muratori
(Neapel
[* 5] 1877, 2 Bde.).