Murad
Efendi (Franz von Werner), deutscher Schriftsteller und türk. Diplomat, geb. als Sohn eines kroatischen Gutsbesitzers zu Wien, [* 2] trat nach vollendeten Gymnasialstudien in ein österreichisches Kavallerieregiment und während des russisch-türkischen Kriegs als Offizier in die türkische Armee. Nach dem Friedensschluß vertauschte er den Militärdienst mit dem diplomatischen, ward als Sekretär [* 3] einer außerordentlichen Mission für die Angelegenheiten Montenegros und der Herzegowina beigegeben, wurde hierauf persönlicher Sekretär des Großwesirs Mehemed Pascha, erhielt 1859 Spezialmissionen nach Bukarest, [* 4] 1860 nach Palermo, [* 5] ward 1864 zum türkischen Konsul für das Banat mit dem Sitz in Temesvár, 1872 zum Generalkonsul in Venedig, [* 6] 1874 zum Generalkonsul in Dresden, [* 7] 1877 zum Ministerresidenten an den Höfen vom Haag [* 8] und von Stockholm [* 9] und 1880 zum bevollmächtigten Minister und außerordentlichen Gesandten daselbst ernannt. Er starb im Haag.
Während seines Aufenthalts in Temesvár hatte er seine seit frühster Jugend gepflegten poetisch-litterarischen Bestrebungen wieder aufgenommen. Außer den Gedichtsammlungen: »Klänge aus Osten« (Temesvár 1865) und »Durch Thüringen« (1870) entstanden die Tragödien: »Marino Falieri« (Leipz. 1871),
»Selim III.« (1872),
»Ines de Castro« (1872),
»Mirabeau« (1875),
die auf einer Reihe von Bühnen mit Erfolg in Szene gingen, und die Lustspiele: »Bogadil« (1874),
»Mit dem Strom« (1874),
»Professors Brautfahrt« (1874),
»Ein Roman« und »Durch die Vase« (1875). Außerdem veröffentlichte er: »Türkische Skizzen« (2. Aufl., Leipz. 1878, 2 Bde.),
eine Reihe instruktiver Aufsätze über orientalische Zustände;
»Ost und West«, Gedichte (Oldenb. 1877, 3. Aufl. 1881);
»Nassreddin Chodja, ein osmanischer Eulenspiegel« (das. 1878, 3. Aufl. 1880) und »Balladen und Bilder« (das. 1879, 3. Aufl. 1885).
Seine »Dramatischen Werke« erschienen gesammelt in 3 Bänden (Leipz. 1881).