Muata
Jamvos
Reich (Mutiamvos oder Matiamvos
Reich), Negerstaat im südl. Westafrika, zwischen 6. und 11.° südl.
Br. und zwischen 18. und 24.° östl. L. von Greenwich. Seine Grenzen
[* 2] sind unbestimmbar,
weil es aus einer Menge von einzelnen Vasallenterritorien zusammengesetzt ist und diese
Vasallen oft jahrelang
Tribut und Gehorsam verweigern. Man kann nur im allgemeinen sagen, daß es im
W. an das Gebiet der Schinsche und
Kassongos Reich
am
Kuango, im N. an den
Kongostaat,
[* 3] im O. an den
Fluß
Lubilasch-Sankuru und im
S. an das Quellgebiet des
Sambesi und
Kassai grenzt. In diesem
Umfang hat es einen Flächeninhalt von etwa 540000 qkm und etwa 2 Mill. Bewohner. muata Jamvos Reich
, nach
der Hauptmasse der
Bevölkerung,
[* 4] der
Kalunda, auch
Lunda genannt, auf dem gegen 1000 m hoch gelegenen Plateau Innerafrikas,
ist leichtgewelltes Savannenland mit Lateritboden, bedeckt mit dichten Galeriewäldern an den zahlreichen
Flüssen, die entweder dem
Kuango oder vornehmlich dem
Kassai, wie der
Kuilu, Loange und
Lulua, von S. nach N. zu strömen. (S.
Karte: Äquatorialafrika,
[* 5] Bd. 1, S. 190.) Das Land liefert überall
genügende Nahrungsmittel;
[* 6] Maniok und Hirse
[* 7] werden am meisten angebaut.
Die Fauna ist auffallend dürftig; an Haustieren werden nur Ziegen und
Hühner
[* 8] gehalten, keine Rinder.
[* 9] Zur
Bevölkerung vom
Stamme der Bantuneger gehören außer den friedlichen
Kalunda die intelligenten, zu weiten Handelszügen geneigten Kioko. –
Zur Zeit von
Pogge und
Büchner (s. unten) war Muata
Jamvo der Beherrscher des
Reichs, ein habgieriger und
grausamer Negerfürst; sein Reichtum
bestand in den Tributleistungen seiner
Vasallen, in Sklaven, Elefantenzähnen, Pantherfellen
und in allen möglichen europ. Waren, die er den gern gesehenen Handelskarawanen der Ambakisten
aus der portug.
Kolonie
Angola durch
Bedrohungen oder
Betteleien abnahm.
Strenges Ceremoniell beherrschte den pomphaften Hofstaat. Eine weibliche Seitenverwandte, die Lukokessa,
führte neben ihm ihr eigenes Regiment und fürstl. Haushalt. Sie hieß
«Mutter des
Volks», war nie verheiratet, wählte sich
aber
Männer nach Belieben. Die Residenz,
Mussumba, wird in größern Jahreszwischenräumen von einem Ort zum andern verlegt,
aber stets zwischen den beiden Zuflüssen des
Lulua, dem Kallanjie und Luisa. Als
Büchner 1880 nach
Lunda
kam, zählte
Mussumba 2000 E.
Allen Händlern und Reisenden, die in die Machtsphäre Muata Jamvos
gerieten, wurde das Weiterziehen
nach O. oder N. verwehrt; so mußten
Pogge 1876 und
Büchner 1880 wieder nach
Angola zurückkehren; erst
Pogge und
Wissmann gelang
es (1881), im W. des
Reichs den lauernden Abgesandten Muata Jamvos
zu entkommen und nach N. in das
Land der
Baschilange vorzudringen. muata Jamvos Reich
gehört gegenwärtig teils zur Machtsphäre des portug.
Angola, teils zu jener des
Kongostaates. –
Vgl.
Pogge, Im
Reiche des Muata
Jamvo (Berl. 1880);
Mitteilungen der Afrikanischen Gesellschaft in Deutschland, [* 10] Bd. 1 (ebd. 1878–79);
Wissmann, Wolf, von François und H. Müller, Im Innern Afrikas (Lpz. 1888; 3. Aufl. 1891).