Moorkultur
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s. Moor. ^[= # (in Oberdeutschland Moos), ein unangebautes, feuchtes und sumpfiges Land von meist schwarzem ...]
Moorkultur
3 Seiten, 539 Wörter, 4'021 Zeichen
Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888
Moorkultur,
s. Moor. ^[= # (in Oberdeutschland Moos), ein unangebautes, feuchtes und sumpfiges Land von meist schwarzem ...]
Im Brockhaus` Konversationslexikon, 1902-1910
Moorkultur,
die Umwandlung wenig oder gar nicht ertragsfähigen Moors (s. d.) in Acker- und Wiesenland. Die vielfach
zur Moorkultur
gerechnete Fehn- oder Veenkultur (s. Fehn- und Moorkolonien) macht nicht das Moor selbst landwirtschaftlich nutzbar, sondern
dessen Untergrund. Das seit Anfang des 18. Jahrh. sehr ausgedehnt angewendete
Brennen der Heidekrautdecke des Moors (Brandwirtschaft, s. Betriebssystem, Bd. 2, S. 907 b) verbessert zwar wegen der
vorher nötigen Entwässerung und Lockerung und wegen der durch das 7-16 cm tief eindringende Feuer hervorgerufenen Zersetzung
den Boden physikalisch und chemisch, auch giebt die in die warme Asche eingebrachte Saat (Roggen, vorwiegend
jedoch Buchweizen) bei günstiger Witterung reiche Ernte;
[* 3] allein diese ist wegen Empfindlichkeit gegen Nachtfröste unsicher
und die Heideschicht durch zwei- oder mehrmaliges Brennen tot gebrannt: deshalb ist das Brennen nur die Einleitung der Moorkultur.
Die eigentliche Moorkultur
sorgt zuerst für genügende, aber nicht zu tief gehende Entwässerung,
sodann mittels Durcharbeitung, Lüftung und Kalkung für Urbarmachung und endlich durch Vermengung mit geeignetem Dünger und
Bestellung, später durch weitere Düngung und angemessenen Fruchtwechsel für Erzielung dauernder Erträge. Der Dünger muß
die mangelnden Basenbildner (Kalium, Calcium, Magnesium, Eisen)
[* 4] und Säurebildner (Phosphor, Schwefel) ersetzen oder zuführen
und wird, da natürlicher Dünger bei neuen Kulturen meist fehlt, in Form von Kainit, Phosphaten und Chilesalpeter
gegeben; der Dünger der auf benachbarten rohen Mooren und Heiden weidenden Heidschnucken kann nach Mischung mit Sand benutzt
werden. Sehr zweckmäßig ist die Ausbringung fruchtbaren Nordseeschlicks (auf je 1 ha 100000 kg abgelagerten Schlicks).
Überraschend gut wirkt die Impfung
[* 5] (s. d.) des Moors, wobei auf 1 ha nur 4000 kg Marscherde ausgestreut
werden. Diese geringe Menge sog. Wiergrundes ermöglicht bei Anbau von Leguminosen
[* 6] eine zersetzende, bodenausschließende
Thätigkeit gewisser Mikroorganismen und erspart so an stickstoffhaltigen Düngemitteln.
Für die, im Gegensatz zu Hoch- oder Heidemooren, besser zersetzten, dichter gelagerten und mineralreichern
Tieflands- oder Wiesenmoore ist eine besondere Moorkultur
sehr verbreitet, die nach ihrem Erfinder, dem Rittergutsbesitzer
Rimpau auf Cunran «Provinz Sachsen),
[* 7] benannte Rimpausche Moordammkultur (Dammkultur der Moore). Diese reguliert zuerst unter
Berücksichtigung des nachherigen Zusammensinkens des Moors dessen Wasserstand derart, daß ein angemessen tiefes Eintauchen
der Moorschicht in das Wasser gesichert bleibt.
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Sodann wird die ursprüngliche Vegetationsdecke des Moors durch Aufbringen einer 11 cm starken Moorschicht getötet, die man den an der Langseite jedes etwa 20–25 in breiten Moorstreifens ausgehobenen Gräben entnimmt. Auf die noch feuchte Moorschicht kommt eine 11 cm starke Schicht reinen, schwefelkiesfreien, nicht humosen, womöglich etwas körnigen und lehmigen Sandes. Kann dieser nicht aus den Gräben gewonnen werden, so muß er mittels Feldbahnen von Nachbarflächen herangeschafft werden.
Der Sand wird dann durch Kainit und Phosphorsäure gedüngt und bildet die Ackerkrume, die bei der Bestellung nicht mit dem Moor
vermischt werden darf. Die besprochenen Arten der Moorkultur
haben Erträge bewirkt, die hinter denen guter Mineralböden
nicht zurückstehen. Sehr viel ist, außer von der oldenb., von der preuß.
Regierung für die Erschließung der Moore durch Kanäle und für die Besiedelung geschehen. Eine Central-Moorkommission bearbeitet
die einschlägigen Sachen. Preußen
[* 11] hat eine Moorversuchsstation in Bremen.
[* 12] Daneben ist ein Verein zur Förderung der Moorkultur
im
Deutschen Reiche thätig, dessen seit 1883 erscheinende «Mitteilungen» neben
den Protokollen jener Central-Moorkommission über die Fortschritte der Moorkultur
unterrichten. –
Vgl. Krey, Die Moorkultur
Anleitung für
Landwirte und Kulturtechniker (Berl. 1885);
Conrad von Seelhorst, Acker- und Wiesenbau auf Moorboden (ebd. 1891).